Hochhaus für Flüchtlinge und Studenten
Bezirk will keine Senats-MUFs
Im Streit um die Unterbringung von Flüchtlingen in sogenannten Modularen Unterkünften für Flüchtlinge (MUF) drängt Bau- und Sozialstadtrat Ephraim Gothe (SPD) den Senat, das bezirkliche Alternativkonzept zu unterstützen.
Der Senat hatte im März für jeden Bezirk zwei sogenannte MUF-Standorte beschlossen. Die Häuser, in denen jeweils etwa 500 Flüchtlinge untergebracht werden können, haben eine Lebensdauer von mindestens 60 Jahren und sollen später, wenn sie nicht mehr für Flüchtlinge benötigt werden, als normale Wohnungen genutzt werden. Der Bezirk ist gegen den Senatsplan, weil er eine Ghettoisierung verhindern und die Flüchtlinge besser integrieren will. Um die geforderten 1000 Flüchtlinge unterzubringen, hat das Bezirksamt bereits im April ein dezentrales Konzept für sechs Standorte mit je 100 bis 250 Plätzen vorgeschlagen. Entschieden ist bisher nichts. Erst am 13. September wurde ein Treffen mit zwei Staatssekretären abgesagt, ärgert sich Ephraim Gothe. „Völlig unverständlich, ich erwarte mehr Unterstützung der beteiligten drei Senatsverwaltungen“, so der Stadtrat.
Ihn ärgert auch der Begriff MUF 2.0, den der Senat verwendet. Die massiven Gebäude von der Stange, die die städtischen Wohnungsbaugesellschaften entwickelt haben, nennt Gothe Typenhäuser. Es gibt drei Varianten, die in Serie gehen können: Haus im Block, freistehend und Hochpunkt. Nach den Bezirksplänen wäre gegenüber vom Eingang des Virchow-Klinikums am Augustenburger Platz ein Gebäudekomplex mit so einem Hochpunkt möglich:ein 14-geschossiges Hochhaus an der Kreuzung Amrumer Straße Luxemburger Straße. Auf dem Grundstück der Beuth-Hochschule könnten Wohnungen für 300 bis 380 Studenten entstehen. Gothe plädiert für die „Entwicklung eines gemischten Projektes mit anteilig 150 Plätzen für geflüchtete Menschen“. Auch auf dem Standort schräg gegenüber will der Bezirk die gemischte Unterbringung von Studenten und Flüchtlingen. Das Grundstück an der Triftstraße ist eines der zwei vom Senat beschlossen MUF-Standorte. Gothes Stadtplaner haben dort bereits Skizzen für neun Achtgeschosser mit insgesamt 300 bis 400 Wohnungen (auch für Studenten) und einem Kitaneubau (120 Plätze) gezeichnet. In drei dieser Typenhäuser könnten 340 Flüchtlinge unterkommen. Problem: das Parkhaus der Beuth-Hochschule. Der notwendige Abriss ist abhängig von der Schließung des Flughafens Tegel; auf dem Areal will die Beuth Hochschule einen neuen Campus errichten. Allerdings ist auch das gesamte Gelände an der Luxemburger Straße mit der offiziellen Anschrift Triftstraße 17, auf dem das Parkhaus der Beuth Hochschule steht, als Teil des Beuth-Masterplans für mögliche Hochschulbauten vorgesehen.
Den zweiten MUF mit 500 Plätzen will der Senat an der Putbusser Straße 12 bauen. Nach bisherigen Plänen soll das Gelände des seit 2011 leerstehenden Diesterweg-Gymnasiums zwischen Swinemünder Straße und Putbusser Straße zum Wohn- und Kulturort umgebaut werden. Die orangefarbene Schule soll saniert und zum Kiez-Kulturzentrum mit Kita und Gemeinschaftsgarten werden. Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo will auf dem Sportplatzareal Wohnhäuser mit rund 360 preisgünstigen Wohnungen bauen. Dafür soll auch die Sporthalle abgerissen werden. Laut Gothes Plan wäre es schon jetzt möglich, 210 Plätze für Flüchtlinge zu schaffen. Er schlägt den Bau eines Achtgeschossers nördlich der Sporthalle vor. Die Fläche an der Putbusser Straße ist derzeit ein trostloser Minipark.
Weitere Vorschläge im bezirklichen Konzept für Flüchtlingswohnen: ein Haus mit 150 Plätzen, das an das ehemalige Bürodienstgebäude in Alt-Moabit 82 b angebaut wird. Das frühere Vermessungsamt will die BIM in eine Gemeinschaftsunterkunft mit 100 Plätzen umbauen. An der Pohlstraße 8 will der Bezirk zwei Häuser mit 180 Flüchtlingsplätzen bauen. „Der Vorschlag wurde seitens des Senats bisher nicht aufgegriffen“, heißt es in dem Konzept. An der Ecke Breite Straße und Scharrenstraße in Mitte will Gothe ein sechsgeschossiges Eckhaus mit 110 Plätzen und „Blick zum Humboldtforum“ bauen. Das Grundstück, auf dem das ehemalige DDR-Bauministerium stand, gehört jedoch dem Bund.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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