Bezirksgarten verliert Hilfsgärtner: Jobcenter verlängert Fördermaßnahme nicht
Wedding. Seit einem Jahr helfen neun Langzeitarbeitslose im Schul-Umwelt-Zentrum Mitte (SUZ). Die Schulgärtner sind empört, dass das Jobcenter die Fördermaßnahme „Grünes Klassenzimmer“ nun abgebrochen hat.
In einem internen Schreiben des Bezirksamtes ist von einer „akuten Personalnotlage“ im SUZ Mitte die Rede. Unerwartet seien neun sogenannte FAV-Stellen (Förderung von Arbeitsverhältnissen, Anm. d. Red.) zu Ende August und September nicht verlängert worden.
Noch Anfang August war den Betroffenen vom Jobcenter mitgeteilt worden, dass ihre Beschäftigungen um ein weiteres Jahr verlängert werden, heißt es in dem internen Vermerk. „Normalerweise laufen FAV-Maßnahmen über 24 Monate“, wundert sich auch Ronny Beitz vom Beschäftigungsträger Trias, der das Projekt durchgeführt hat. Nach einem Krisengespräch mit dem Jobcenter war er für die Berliner Woche plötzlich nicht mehr zu sprechen. Jobcenter-Sprecherin Tanja Franzke sagt, dass die geförderten Beschäftigungen nicht verlängert wurden, weil die Betroffenen jetzt in richtige Jobs vermittelt werden sollen. „Die Konjunktur ist gut, die Arbeitsvermittler bieten den Leuten verstärkt richtige Stellen an“, so Franzke. Ziel sei es schließlich, die Langzeitarbeitslosen wieder in sozialversicherungspflichtige Jobs auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt zu bekommen.
Wie der für das SUZ zuständige Bildungsstadtrat Carsten Spallek (CDU) sagt, „reißt die Kündigung selbstverständlich kurzfristig ein Loch in unsere Personaldecke beziehungsweise die Betreuung“. Die Hilfskräfte vom Arbeitsamt haben bisher geholfen, mit Kita- und Schulkindern in der Gartenarbeitsschule Wedding, wie das Pflanzen- und Gewächshausgelände in der Scharnweberstraße 159 vor der Bezirksfusion und Umbenennung in SUZ Mitte hieß, Beete zu bestellen. Unterstützende Arbeiten, Vor- und Nachbereitungen von Grünprojekten nennt eine SUZ-Angestellte die Tätigkeiten. Mit ihrem Namen möchte sie nicht in der Zeitung stehen. Und auch sonst halten sich alle mit Äußerungen zurück und reagieren sehr angespannt. „Ich empfinde das als eine Ungeheuerlichkeit, dass die Zeitverträge nicht verlängert wurden“, sagt Hans Goclig von der Bürgerinitiative Brüsseler Kiez, der die Berliner Woche informiert hat. „Ich bin kein SUZ-Beschäftigter, sonst müsste ich mit Repressalien seitens der Behörde rechnen“, erklärt der Bürger.
Spallek möchte das Thema jetzt „mit dem Jobcenter besprechen und nach Gründen sowie Alternativen suchen“. „Unsere gesamte Arbeits- und Personalplanung, die auf die Erfordernisse des Gartens und der Schüler und Kitakinder abgestellt ist, wurde über Nacht obsolet“, heißt es in dem internen Hilferuf. Eine mehrmonatige Unterbrechung sei nicht möglich, „zumal sich die Besuchsanfragen der Kitas und Schulen akut häufen“, schreiben die Gartenplaner. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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