Ganz Deutschland lacht über Wedding-Posse
Wedding. Der groteske Kleinkrieg, den Jugendstadträtin Sabine Smentek (SPD) gegen den Gründer der Weddinger Kinderfarm an der Luxemburger Straße 25 führt, ist mittlerweile Stoff deutscher TV-Satireshows. Am 30. November ist die Wedding-Posse Thema bei RTL in Mario Barths Steuerverschwendungssendung „Mario Barth deckt auf“.
Erst musste er zwischen zwei weißen, auf den Boden gemalten Strichen laufen. Jetzt hat das Bezirksamt einen mit schwarzen Sichtschutzplanen verkleideten Zugangsweg aus Bauzäunen gebaut – damit ihn die Kinder nicht sehen können. Nur über diesen Laufkäfig kann Siggi Kühbauer in seine Unterkunft gelangen.
Straftaten gegen Tiere?
Bis zum Bau des teuren Tunnels ließ Jugendstadträtin Sabine Smentek den 67-Jährigen von einem Wachschutz „rund um die Uhr bewachen und bespitzeln“, wie es Kühbauers Anwalt Nikolai Schoppmann nennt. Rund 60 000 Euro war das der SPD-Frau wert. Der Wachschutz sollte „Straftaten von Herrn K. gegen das Eigentum des Bezirkes sowie des neuen Trägers einschließlich der Tiere verhindern“, erklärte Smentek am 1. September. Außerdem seien die Kinder „durch die von Herrn K. verursachten Provokationen und Spannungen verunsichert und irritiert“. Straftaten gegen die Tiere? Verängstigte Kinder? Das erfülle den „Straftatbestand der falschen Verdächtigung“, so Siggi Kühbauer, der auch dagegen klagen wird. „Bis zum Abschluss des Räumungsverfahrens gegen Herrn K.“ will die Stadträtin „keine weiteren Auskünfte erteilen“. Das habe sie auch der Redaktion von Comedian Mario Barth mitgeteilt.
Ingo Appelt war vor Ort
Nach Berichten in der NDR-Satiresendung "extra3" („Realer Irrsinn: Kreidestriche zur Wohnung“) und im MDR-Boulevardmagazin "Brisant" („Irre Gehweg-Posse in Berlin“) hat es die Wedding-Groteske nun auch in Mario Barths Sendung auf RTL „Mario Barth deckt auf“ geschafft. Comedian Ingo Appelt war soeben im Weddinger Kinderzoo und hat Kühbauer in seinem Laufgehege und Quartier gefilmt. Am 30. November läuft der Fall Wedding im Fernsehen. Appelt berichtet dann in seinem Beitrag „Wachschutz für zwei Streifen“ über den absurden „Traumjob auf Kosten der Steuerzahler“.
Der Kläger (das Bezirksamt; Anmerkung der Redaktion) versuche mit weiteren Maßnahmen ohne Unterlass den Beklagten auch persönlich zu erniedrigen, schreibt Rechtsanwalt Nikolai Schoppmann am 13. Oktober in seinem Schriftsatz zum Klageverfahren in dem Rechtsstreit Land Berlin gegen Kühbauer (18 C 270/16) an das Amtsgericht Wedding. Und weist das Gericht auf die Berichterstattung in den Medien hin. Der Fall sei bereits Stoff von bundesweit ausgestrahlten Satiresendungen geworden, „weil die Angelegenheit insgesamt nur als grotesk, empörend und beschämend anzusehen ist“, so Kühbauers Anwalt.
Ein Rückblick
Wie berichtet, versucht Jugendstadträtin Sabine Smentek mit allen Mitteln Siegfried Kühbauer vom Gelände der Kinderfarm zu bekommen. Das Jugendamt hatte Ende März 2015 dem Verein Weddinger Kinderfarm e.V. als Träger des Minitierparks gekündigt und jegliche Förderung eingestellt. Der Verein soll seit 2013 trotz mehrfacher Fristverlängerungen die erhaltenen Fördergelder nicht korrekt abgerechnet haben. Am 20. Juni wurde der bisherige Träger des Minitierparks polizeilich geräumt. Neuer Betreiber ist der Kinderbunte Bauernhof. Siegfried Kühbauer konnte sich mit einem Schachzug des Rauswurfes entziehen, indem er sich in der Zivi-Wohnung auf dem Gelände der Kinderfarm polizeilich angemeldet hatte. In den laufenden Gerichtsverfahren geht es vor allem auch um die Frage, wem die Gebäude auf dem Gelände gehören. Mit der Anmeldung als Wohnsitz will Kühbauer auch deutlich machen, dass sie dem gekündigten Trägerverein gehören. Smentek hat jetzt sogar Kühbauer von Amts wegen „nach unbekannt“ abgemeldet. „Das ist bewusst rechtswidrig“, so Nikolai Schoppmann. Die Räumungsklage gegen Siegried Kühbauer wird am 7. Dezember am Amtsgericht Wedding verhandelt – eine Woche nach der RTL-Sendung. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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