Gedenkstele für „Blutmai“ an der Walter-Röber-Brücke kommt

Katrin Schäfer will am Gedenkstein an der Walter-Röber-Brücke eine Infostele  aufstellen. | Foto: Dirk Jericho
  • Katrin Schäfer will am Gedenkstein an der Walter-Röber-Brücke eine Infostele aufstellen.
  • Foto: Dirk Jericho
  • hochgeladen von Dirk Jericho

Seit knapp 30 Jahren erinnert ein Gedenkstein an der Walter-Röber-Brücke an die Opfer des brutalen Vorgehens der Polizei bei den „Blutmai“-Krawallen 1929. Jetzt soll eine Infostele mit QR-Code daneben aufgestellt werden.

Es war eine der schwersten Schlachten der Weimarer Republik, als Polizisten auf der Kösliner Straße am 1. Mai 1929 auf Arbeiter und unbewaffnete Zivilisten schossen. Sogar eine Hausfrau wurde beim Wäscheaufhängen niedergestreckt.

Der sozialdemokratische Berliner Polizeipräsident Karl Friedrich Zörgiebel (1878-1961) hatte ein im Dezember 1928 zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit erlassenes Demonstrationsverbot zu den traditionellen Mai-Kundgebungen nicht aufheben wollen. Die Kommunisten wollten sich ihr Demonstrationsrecht aber nicht nehmen lassen. Die KPD rief trotzdem dazu auf; „Straße frei für den 1. Mai!“ lautete die Parole von Ernst Thälmann. Tausende KPD-Anhänger zogen ins Stadtzentrum; die Polizei reagierte mit brutaler Härte.

Wedding, Arbeiterbezirk mit mehr als 40 Prozent KPD-Wählern, war einer der Hotspots beim sogenannten "Blutmai". Die SPD-geführten Polizisten – insgesamt waren es etwa 13 000 Mann, die das Demonstrationsverbot durchsetzen sollten – schossen in die Menge. Anwohner warfen Flaschen und Steine auf die einrückende Polizei. Die Kösliner Straße wurde zum Schlachtfeld mit brennenden Barrikaden. Die Polizei rückte in Wedding sogar mit Panzwerwagen mit Maschinengewehr gegen die Leute vor.

Auch an anderen Orten in der Stadt hatten die Demonstranten unter Führung des Roten Frontkämpferbundes (RFB) Barrikaden und Straßensperren errichtet. In Wedding und Neukölln, ebenfalls ein traditioneller Arbeiterbezirk, wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Ergebnis der dreitägigen Unruhen: 33 Tote und mehr als 1200 verhaftete Personen.

„Anfang Mai 1929 fanden hier bei Straßenkämpfen 19 Menschen den Tod. 250 wurden verletzt“ steht auf dem Stein, der an der Walter-Röber-Brücke liegt. Straßenkämpfe? 1929? Warum? Viele wissen nicht, was es mit der Geschichte auf sich hat.

Seit fünf Jahren kümmert sich Katrin Schäfer um das Thema. Die Sozialpädagogin des gegenüberliegenden Tageszentrums für psychisch kranke Menschen in der Wiesenstraße 30 organisiert am 5. Mai um 11 Uhr zum vierten Mal eine Gedenkveranstaltung am Stein. Der frühere Weddinger Stadtrat und Vorsitzende des Weddinger Heimatvereins, Bernd Schimmler, erzählt die Geschichte rund um den Gedenkstein, den er kurz vor der Wende hat aufstellen lassen. Historiker Hartmut Henicke erläutert die Hintergründe. Er hat 2009 die Ausstellung „Berliner Blutmai 1929“ im Heimatmuseum Mitte kuratiert. Und Katrin Schäfer, die vor drei Jahren die AG Gedenkstein im Tageszentrum Wiese 30 gegründet hat, spricht über die Gedenkstele, die endlich neben dem Gedenkstein aufgestellt werden soll. Dafür wurden 1500 Euro vom Quartiersmanagement Pankstraße bewilligt. Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte 2016 in einem Beschluss ebenfalls „eine Informationstafel plus QR-Code für weitergehende Informationen“ gefordert. Allerdings reicht das Geld nur für eine ein Meter hohe Stele aus Stahl, auf der ein QR-Code und der Link zur Infoseite blutmai.de eingraviert werden. Für Textinfos und Fotos direkt am Ort reicht das Geld nicht, sagt Katrin Schäfer. Die Gedenkstele soll noch in diesem Jahr aufgestellt werden. Schäfer freut sich über jeden Anwohner, der in der AG Gedenkstein mitarbeiten möchte. Die Gruppe trifft sich jeden ersten Dienstag im Monat um 16 Uhr.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

48 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 91× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 44× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 455× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.056× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.