Streit um Kinderfarm eskaliert: zwei Mitarbeiter gekündigt
Ein neuer Träger soll das Angebot für Kinder weiterführen. Kinderfarm-Leiter Siggi Kühbauer weigert sich jedoch, das Projekt aufzugeben. Wie berichtet, hat der Bezirk die Zusammenarbeit mit dem Verein Weddinger Kinderfarm beendet, weil dieser seit zwei Jahren trotz mehrfacher Fristverlängerungen keine korrekte Abrechnung der Gelder vorlegt. Der Bezirk hatte dem Verein bisher für den Betrieb der Kinderfarm rund 170.000 Euro jährlich überwiesen.
Der Jugendhilfeausschuss (JHA) hat der Kündigung zugestimmt und will ebenfalls einen neuen Träger. Kühbauer sagt, der Verein habe die detaillierten Abrechnungen mangels Zeit noch nicht erstellt. Außerdem sei zum Beispiel eine offene Rechnung über 7500 Euro für die tierärztliche Behandlung eines Ponys nicht geklärt, die die Freie Universität von der Kinderfarm fordert.
Der Konflikt eskaliert indes weiter, auch innerhalb. Kühbauer und Vereinskassenwart Carsten Halffter haben zwei pädagogischen Mitarbeitern gekündigt. Sie hatten sich mit einem offenen Brief an die Jugendstadträtin und die Bezirksverordneten gewandt und sich von ihrem Arbeitgeber Siggi Kühbauer distanziert. Darin werfen sie dem Kinderfarm-Chef "diffamierende, sexistische und sonstige herablassende Äußerungen gegenüber dem Bezirksamt" vor. Kühbauer bestreitet die Vorwürfe. Ein Mitarbeiter habe laut Kühbauer zudem selbst die Kündigung verlangt.
Am 28. April haben Jugendhilfeausschussvorsitzender Florian Schwanhäußer (CDU), Udo Sack (SPD), Tilo Siewer (Grüne) und Susanne Fünfstück (Linke) die Kinderfarm besucht. Dort drückten sie Siggi Kühbauer und Carsten Halffter, den Kindern, Eltern und verbliebenen Mitarbeitern eine Erklärung in die Hand. Schwanhäußer wollte den Kindern und Eltern erklären, "warum das Jugendamt nicht umhin kann, den Träger auszuwechseln, da dieser trotz mehrerer Fristen, Nachfristen, Nachnachfristen und allerletzten Nachnachfristen die erforderlichen Abrechnungen der erhaltenen Gelder seit 2013 nicht liefert". Die Politiker wollen, dass die Einrichtung erhalten bleibt und mit dem bisherigen Personal von einem anderen Träger weitergeführt wird. "Die Entscheidung der Kinder und Jugendlichen und der Mitarbeiter der Kinderfarm soll ein großes Gewicht bei der Auswahl des Trägers haben", heißt es in der Erklärung. Die Politiker bitten den Verein Weddinger Kinderfarm, dem die rund 60 Tiere gehören, die Tiere dem neuen Träger zu überlassen. Das wird Kühbauer aber nicht tun. Er wehrt sich auch gegen die Räumung und ist der Meinung, dass nicht nur die Tiere, sondern auch die Gebäude dem Verein gehören. Das Verwaltungsgericht hat nach einer Klage im April eine Güteverhandlung mit Mediation vorgeschlagen. Das Bezirksamt hat dem zugestimmt.
Eine für den 30. April schriftlich vom Bezirksamt geforderte Übergabe der Schlüssel hat nicht stattgefunden. Der Mitarbeiter ist nicht, wie per Brief angekündigt, gekommen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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