Weddinger Kinderfarm an der Luxemburger Straße vom Bezirk geräumt

Polizisten unterstützten am 20. Juni die Räumung der Weddinger Kinderfarm. | Foto: Dirk Jericho
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Wedding. Der von Jugendstadträtin Sabine Smentek (SPD) erwirkte Räumungstitel gegen den Verein Weddinger Kinderfarm als Träger des Minitierparks wurde am 20. Juni mit polizeilicher Unterstützung vollstreckt.

Weinende Kinder, Sprechchöre, Sitzblockaden. Dutzende Unterstützer hatten sich am Vormittag auf der Kinderfarm versammelt und das Gelände besetzt. Darunter auch die Weddinger Autorin Sarah Waterfeld ("Sex mit Gysi"), die ihre Kindheit auf dem Weddinger Bauernhof verbracht hat. „Siggi sollten Preise verliehen werden“, sagte die 35-Jährige über den Gründer der Kinderfarm, Siegfried Kühbauer. Weil die Leute nicht freiwillig gehen wollten, ließ die Gerichtsvollzieherin die Tore aufbohren und die Schlösser auswechseln. Nach dreimaliger Aufforderung durch die Polizei stürmten Bereitschaftspolizisten in Kampfmontur das Areal. Einige Leute wurden gewaltsam nach draußen bugsiert. Keine schönen Bilder für die anwesenden Kinder. Ein wohl einmaliger Vorgang, dass ein Bezirksamt eine beliebte Kinder- und Jugendeinrichtung polizeilich räumen lässt.

Trickreicher Schachzug

„Das hätte ich nie für möglich gehalten“, sagt Siggi Kühbauer, der die Weddinger Kinderfarm vor 33 Jahren gegründet hat und seitdem leitet. „Wer so mit Kindern umgeht, gehört in den Knast“, sagt der Kinderfarm-Chef. Er darf als einziger noch die Kinderfarm betreten, weil er der Gerichtsvollzieherin seinen Wohnsitz auf dem Areal nachweisen konnte. Kühbauer hat sich vor Kurzem in der Wohnung auf der Kinderfarm, die für Zivildienstleistende genutzt wurde, angemeldet. Mit diesem Schachzug hatte die Gerichtsvollzieherin keine Handhabe, ihn abzuweisen. Weil Kühbauer die anwesenden Unterstützer zu seinen Gästen erklärte, mussten auf Anweisung der Polizei alle in die Miniwohnung – eine absurde Szenerie, als sich, bewacht von Beamten, 45 Erwachsene und Kinder auf die Treppe und in die Wohnung zwängten.

Wie berichtet, hatte das Jugendamt Ende März 2015 dem Verein Weddinger Kinderfarm e.V. als Träger des Minitierparks gekündigt und jegliche Förderung eingestellt. Der Kinderfarm-Verein soll seit 2013 trotz mehrfacher Fristverlängerungen die erhaltenen Fördergelder nicht korrekt abgerechnet haben. Den Räumungstitel ließ Jugendstadträtin Sabine Smentek vollstrecken, obwohl über eine Berufung des Vereins noch nicht entschieden wurde. Smentek hatte zugesagt, dass das Angebot für die Kinder nahtlos weitergeführt wird.

Kinder dürfen nicht mehr aufs Gelände

Doch wie Kühbauer sagt, dürfen derzeit keine Kinder auf das Gelände. Der neue Träger, der vom Bezirk beauftragt wurde, würde zwar die etwa 60 Tiere – Ziegen, Ponys oder Enten – versorgen. „Aber die Kinder sind von ihren Tieren getrennt“, sagt Kühbauer. Am Tor prangt ein Zettel mit der Aufschrift „Hier eröffnet demnächst der Kinderbunte Bauernhof“. Zwei Security-Leute bewachen das Areal.

„Gewaltsame Enteignung“

„Ich fühle mich wie ein Häftling in der eigenen Einrichtung“, so Kühbauer. Er spricht von „gewaltsamer Enteignung“ und einem „korrupten Bezirksamt“ und kündigte alle Rechtsmittel an. Gegen Smentek will er eine Dienstaufsichtsbeschwerde einreichen und die Stadträtin „wegen Nötigung im Amt anzeigen“.

Unstrittig ist, dass das gesamte Inventar und die Tiere dem alten Träger gehören. Wie Smentek sagt, gehen die Tiere nach vier Wochen in den Besitz des Bezirks über, falls der Weddinger Kinderfarm e.V. die Tiere bis dahin nicht abholt. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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