Bezirksamt konstatiert Klimawandel
Wegen Hitzewellen müssen Gärtner drei Mal mehr wässern als vor zehn Jahren

„Die prognostizierten Auswirkungen des Klimawandels sind bereits heute an vielen Orten und in vielen Bereichen erkennbar“, sagt Umweltstadträtin Sabine Weißler (Grüne) in einer Erklärung zum „KIimawandel in Mitte“.

Als Beleg dafür gibt die auch für das Straßen- und Grünflächenamt (SGA) zuständige Politikerin die Verdreifachung der Gießkosten an. Knapp eine Million Kubikmeter Wasser hätten die Bezirksgärtner im vergangenen Jahr für die Bewässerung der öffentlichen Grünflächen sowie der Straßenbäume verbraucht. „Im Vergleich zu 2010 ist dies fast eine Verdreifachung“, so Weißler. „Die Häufung immer stärker auftretender Extremwetterereignisse wie die Hitzewellen der vergangenen Sommer oder schwere Unwetter und sintflutartige Regenfälle sind Anzeichen des Klimawandels“, sagt die Stadträtin. Gründe dafür seien die „dichte Bebauungsstruktur, der hohe Versiegelungsgrad, ein geringer Vegetationsbestand und viele Emissionsquellen, zu der auch das hohe Verkehrsaufkommen zählt“.

Die Bewässerung sei wichtig, „um Austrocknung von Grünflächen zu vermeiden und so ihre kühlende Belüftungsfunktion aufrechtzuerhalten“, heißt es. Das Grünflächenamt nutze deshalb neue Techniken wie spezielles Wurzelsubstrat und Wassersäcke, die Straßenbäume feucht halten. Sabine Weißler betont, wie wichtig städtisches Grün ist, um „extreme Wetterereignisse abzupuffern. Denn Parks, Stadtwälder, Straßen- und Gebäudegrün sind auch für den Erhalt der Biodiversität von hoher Bedeutung. Sie spenden Schatten und tragen zur Kühlung bei“, so die Grüne.

Klimanotstand seit Januar

Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) hatte erst im Januar den Klimanotstand auf Antrag der Zählgemeinschaft aus Grünen, SPD und Linken beschlossen. „Das Bezirksamt muss bei der Beurteilung all seiner Entscheidungen und bei jedem Ersuch der BVV die Klimaverträglichkeit des Vorhabens prüfen und die klimafreundlichste Alternative wählen“, heißt es dort. Der Klimavorbehalt priorisiere den Klimaschutz. Gefordert wird unter anderem ein jährliches Klimasymposium zu allen bezirklichen Klimaschutz-Vorhaben und ein „Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept Berlin-Mitte“. Weitere Punkte: verkehrsberuhigte Zonen, Spielstraßen, Ladestationen für Elektroautos, Fahrradstraßen, Fußgängerzonen, fahrrad- und fußgängerfreundliche Umbau von Straßen. „Zudem soll das Bezirksamt bis 2025 die Anzahl der eigenen Fahrzeuge mit fossilen Verbrennungsmotoren größtmöglich reduzieren und vermehrt auf Lastenräder umsteigen“, heißt es.

Die Jungen Liberalen kritisieren den ausgerufenen Klimanotstand als „abstrakte Symbolpolitik“. Er bringe „keinerlei konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz mit sich“. Für CDU-Fraktionschef Sebastian Pieper ist die Ausrufung des Klimanotstands „reine Show“. Rot-Rot-Grün regiere seit mittlerweile drei Jahren und habe in den meisten Bezirksämtern die direkte Verantwortung für die Bereiche Stadtentwicklung, Bauen, Umwelt und Natur. „Offenbar sind sie mit ihrer Klimapolitik gescheitert“, so Pieper. Die grüne Umweltstadträtin hätte „große Teile der Forderungen dieses Antrags längst anstoßen und umsetzen können. Wieso gibt es bislang kein bezirkliches Klimaschutzkonzept? Wieso gibt es offenbar große Defizite bei klimaneutraler Mobilität oder dem Schutz von Bäumen und Grünflächen?“, fragt der CDU-Chef. „Klimaschutz braucht Akzeptanz. Mit einem Beschluss ,von oben‘ wird man zwar einen Notstand erklären können, aber mit Leben erfüllen kann man wirklichen Klimaschutz so nicht.“

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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