Anthrazitfarbene Klinkerfassade ärgert Anwohner
In der ersten Dezemberwoche eröffnet Kaufland als Eigentümer der Immobilie die neue Müllerhalle in der Müllerstraße 123-125. Derzeit läuft der Innenausbau und Arbeiter schrauben die Klinkerfassade an. Die anthrazitfarbene Verkleidung sorgt seit Monaten für Ärger. Sogar Baustaatssekretär Ephraim Gothe (SPD), der als früherer Baustadtrat von Mitte das Müllerhallen-Projekt genehmigt hat, hatte vor einem Jahr an die Architekten appelliert, "einen dezenten Klinker zu finden", weil die anthrazitfarbene Klinkerfassade "die Müllerstraße düster macht". Kritik wegen einer dunkelgrauen Fassade gibt es auch bei einem Bürohaus am Garbátyplatz in Pankow. Das Gebäude hat Architekt Volker Merz gebaut, der auch die Müllerhalle entworfen hat. "Es gab viele Abstimmungen, wir bauen nach Baugenehmigung", sagt Kaufland-Expansionsleiter Oliver Distel zum "markanten Gebäude". Nur die Fassade habe über eine Million Euro mehr gekostet, als ein "beliebiger Discounterbau". Die Entwürfe der neuen Müllerhalle wurden seinerzeit im Baukollegium von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher diskutiert. Das Baukollegium hatte die dunkle Klinkerfassade empfohlen.Anwohner der Kongo- und Lüderitzstraße haben Unterschriften gegen die Verdunkelung ihrer Wohnungen gesammelt. Die Grünen fordern in der BVV, wenigstens die Bäume vor den betroffenen Grundstücken "durch fachlich vertretbare baumpflegerische Maßnahmen" auszuasten. "Natürlich sollen die Bäume nicht geschädigt werden", so Frank Bertermann von den Grünen. Auch soll die acht Meter lange Lärmschutzwand vor den Häusern Lüderitzstraße 48-52 "farblich hell gestaltet werden, zum Beispiel durch Grafittikünstler", so Bertermann. Die Lärmschutzwand wird wie das Haus anthrazitfarben geklinkert, stellt Oliver Distel klar. Er lehnt auch das gefordete Chipkartensystem für die Nachbarn ab. Weil Kaufland mit seinem Neubau auch eine Baulücke in der Müllerstraße geschlossen hat, müssen die Mieter der Häuser nordwestlich der Müllerhalle jetzt rundherum laufen, um zur Müllerstraße zu gelangen. Die Anwohner fordern ein Chipkartensystem, um jederzeit durch das Kaufland-Gebäude gehen zu können. "Das geht aus sicherheits- und brandtechnischen Gründen nicht", so Distel. Der Gebäudeteil sei Personaleingang und Fluchttreppenhaus. In den ersten Entwürfen hatten die Architekten der Müllerhalle sogar einen Durchgang für die Bewohner geplant. "Wir hätten das gern so gebaut", sagt Oliver Distel. Doch Senatsbaudirektorin Lüscher hat sich im Baukollegium gegen den sechs Meter langen Duchgang ausgesprochen, weil er "ein potenzieller Angstraum" sei, heißt es in der Erklärung des Baukollegiums von November 2011. Oliver Distel sagt, die Nachbarn könnten auch durch das Parkhaus laufen.
Der zweigeschossige Neubau entsteht auf der Fläche der 1950 gebauten und alten Müllerhalle in der Müllerstraße 123-125. In Weddings einziger Markthalle gab es früher 52 Marktstände und Läden in den Kopfbauten. Die Firma Kaufland ist Eigentümer der Immobilie und eröffnet im Obergeschoss einen Supermarkt. Rundherum wird es ein paar kleinere Läden geben, so wie man das von den meisten Kaufland-Standorten kennt. Im Erdgeschoss an der Müllerstraße ist Platz für weitere Geschäfte wie Bäcker, Imbiss, Fleischer, Zeitungsladen oder ein Café. Im hinteren Erdgeschossbereich, dort wo bisher die eigentliche Markthalle war, entsteht eine Parkgarage für 188 Autos.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.