Wedding. Linksextremisten wollen mit gezielten Anschlägen die Gentrifizierung im Bezirk stoppen. Vier Vermummte haben in der Nacht vom 2. zum 3. Mai die Scheiben der SPD-Parteizentrale in der Müllerstraße eingeschmissen und das Kurt-Schumacher-Haus breitflächig mit Teerfarbe beschmiert.
In dieser Nacht gab es Anschläge auch in anderen Bezirken auf mehrere Jobcenter und Bürogebäude. Die SPD-Zentrale sei "verantwortlich für die ganze Hartz-4-Scheiße", heißt es in einem anonymen Bekennenschreiben. "Wedding ist in den Fokus der radikalen Linken genommen worden", erklären die Aktivisten auf linken Blogs. In dem Arbeiterbezirk würden sich die soziale Kämpfen zuspitzen. Weitere "militante Aktionen" würden folgen. Bereits zum zweiten Mal haben Tausende bei der "Antikapitalistischen Walpurgisnacht" am 30. April gegen "steigende Mieten, Rassismus und soziale Ausgrenzung" demonstriert. Seit 2012 kämpft ein Bündnis "Hände weg vom Wedding" gegen die sogenannte Gentrifizierung im Bezirk.
Die Quartiersmanagements in den Problemkiezen sind für die Linksextremen dabei der Grund allen Übels, die als "Motor der Ausgrenzung" den Bezirk für Besserverdienende aufwerten und Arme verdrängen würden. Im Vorfeld der Walpurgisnacht wurden vier QM-Büros in der Prinz-Eugen-Straße, Koloniestraße, Burgsdorfstraße und Swinemünder Straße mit Teerkugeln beworfen und die Fassaden mit Parolen wie "Fight Gentrification" beschmiert. Damit wollen sie "zeigen, was wir von einer sauberen, aufgeräumten Stadt halten, in der nicht jeder ins Bild passt", heißt es im Bekennerschreiben der "Aktionsgruppe Autonome Stadtverschönerung".
Quartiersmanagerin Katja Niggemeier vom Soldiner Kiez wollte nichts weiter zu den Attacken sagen und "den Ball flachhalten". Weitere Farbattacken und Steinwürfe gab es auf das Amtsgericht Wedding am Brunnenplatz, das für die Autonomen mitverantwortlich ist für Tod von Rosemarie F., die zwei Tage nach ihrer Zwangsräumung in den Räumen einer Weddinger Kälte-Nothilfe starb. Die Angriffe richten sich aber auch gegen Luxuswohnprojekte.
Bereits am 25. April wurden der Showroom und die Werbeplanen des zukünftigen Nobelquartiers "The Garden" an der Chausseestraße zerstört und geschwärzt, wie die "Begrüßer der Berliner Liste" auf dem Weblog bekennen. Das Garden-Projekt mit teuren Stadtvillen entsteht an der Grenze zwischen Wedding und Mitte und ist für die Linksaktivisten Beleg dafür, wie die Gentrifizierungswelle in den Wedding schwappt. Auf der Berliner Liste stehen Neubauprojekte, Investoren, Behörden und Institutionen, die mit "kreativen Aktionen" angegriffen werden sollen. Und diese Liste ist ziemlich lang.
Dirk Jericho / DJ
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