Begehbare Skulptur in früherer Schwimmhalle
Im großen Schwimmbecken kreist eine Neonröhre, davor stehen Bilder auf den blauen Fliesen. Die Installation ist Teil einer Streetart-Ausstellung im früheren Stadtbad Wedding. Internationale Künstler haben in dem Schwimmbad ihre Ateliers, die Becken und Umkleideräume werden seit ein paar Jahren als Galerie genutzt. Jetzt haben rund 80 Kinder in einem fünftägigen Workshop das Foyer gestaltet. Unter der Treppe sind Wohnräume entstanden, an den Wänden stehen Sofas und Fernseher, auf denen Trickfilme laufen. Auge Lorenz von Deutschlands einzigster Comicbiblithek hat mit den Schülern Comics gezeichnet. In verschiedenen Workshops haben die Künstler Mark Divo, Magdalena Peseva, Ondrej Skala und Anja Kaufmann mit den Teilnehmern eine bewohnte Skulptur gebaut.
"Kunst mit praktischem Nutzen, nicht für den Banksafe", beschreibt der Züricher Künstler Mark Divo seine Projekte. Weil verschiedene Gruppen an den gezeichneten und aus Pappe hergestellten Welten und Figuren gearbeitet haben, nennt Divo die Installation "Die Erbschaft". Jedes Kind hat die Arbeit seines Vorgängers übernommen und erweitert und "den Staffelstab übernommen", so Divo.
Kinder vom Weddinger Radioprojekt Radijojo haben das Projekt dokumentiert, Interviews gemacht und einen Beitrag fürs Programm produziert. Das gesamte Kinderkunstprojekt war für die Schüler der Rudolf-Wissell-Grundschule, der Albert-Gutzmann-Schule und der Hannah-Höch-Schule kostenfrei. Das Projekt wurde gemeinsam von der Comicbiblithek, dem D.I.V.O. Institut und dem Kinderradio Radijojo durchgeführt. Die 8000 Euro Projektgelder kamen vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, dem Projektfonds Kulturelle Bildung und dem Quartiersmanagement Pankstraße.
Am 15. Dezember haben die Kinder die Eröffnung der Wohnskulptur gefeiert. Mark Divo hätte sich gewünscht, dass mehr Eltern mit ihren Kindern gekommen wären. "Viele Kinder kommen aus schwierigen Familien", erklärt er sich das Desinteresse. Die Ausstellung bleibt auch nicht stehen. Weil die Mieter der Schwimmhalle das Foyer wieder für ihre Veranstaltungen brauchen, muss alles wieder raus.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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