BVV informiert über Namensvorschläge für Rathausvorplatz
Das Projekt Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel hat beantragt, den Platz vor der neuen Schillerbibliothek nach Anton Wilhelm Amo zu benennen. Amo war der erste schwarze Professor in Preußen, der 1707 als versklavtes Kind nach Deutschland kam und hier zum Professor der Philosophie aufstieg, heißt es in der Begründung. Seine einmalige Geschichte biete die Gelegenheit, "die Themen Sklaverei, Kolonialismus und Rassismus, die Schlüsselbegriffe des Lern- und Erinnerungsort Afrikanisches Viertel sind, in vielschichtiger Weise zu thematisieren." Der Schriftsteller Anton Wilhelm Amo würde auch inhaltlich zur Schillerbibliothek passen. "Die Benennung nach Amo wäre auch ein starkes Signal gegenüber der afrikanischen beziehungsweise schwarzen Community in Berlin und Deutschland", heißt es.
Eine Bürgerin hat vorgeschlagen, den Rathausvorplatz nach Erika Heß zu benennen. Die SPD-Politikerin war von 1981 bis zu ihrem frühen Tod mit nur 52 Jahren 1986 Bürgermeisterin in Wedding. Erika Heß war beliebt und wurde wegen ihrer offenen und anpackenden Art "Mutter vom Wedding" genannt. Nach ihr sind bereits das Weddinger Eisstadion, eine Bezirksstiftung und der große Sitzungssaal in der Weddinger SPD-Parteizentrale benannt. Der dritte Vorschlag, den Platz nach der Pädagogin, Theologin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus Elisabeth Schmitz (1893-1977) zu benennen, kam von einem Mitglied des BVV-Kulturausschusses.
Wie die Kulturausschussvorsitzende Christiane Hoff (Linke) in der BVV sagte, sind die drei Vorschläge noch vor Eröffnung des Namensgebungsverfahrens unaufgefordert eingegangen. "Wir sammeln erstmal alles, jeder Vorschlag kommt gleichberechtigt in die große Beratungsbüchse", sagte Kulturstadträtin Sabine Weißler (Grüne). Einzelne Namen wollte sie deshalb nicht kommentieren. Auf der Januar-Sitzung der BVV soll der Ausschussantrag zur Eröffnung eines Benennungsverfahrens beschlossen werden.
Die AG Geschichte der BVV wird dann die vorliegenden und weitere Vorschläge, die hinzukommen, diskutieren und eine Empfehlung abgeben. Grundlage sind die Bestimmungen des Berliner Straßengesetzes sowie die Kriterien des BVV-Beschlusses 384/II zur Benennung beziehungsweise Umbenennung von Straßen und Plätzen in Berlin Mitte, so Vera Morgenstern (SPD), Vorsitzende der AG-Geschichte. Laut dem elf Jahre alten Beschluss sollen Frauennamen besonders berücksichtigt werden, weil sie gegenüber Männern in der Minderheit sind. Ein Männername ist dennoch prinzipiell möglich.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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