Caritas stellt leer stehendes Seniorenheim als Winterquartier zur Verfügung
Wedding. 80 Flüchtlinge vom Oranienplatz, die dort seit einem Jahr in einem Zeltlager leben, wohnen jetzt in der Residenzstraße. Am 22. November haben der Caritasverband für das Erzbistum Berlin, der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und die Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales den Umzug in das Caritas-Seniorenheim "Zum Guten Hirten" bekanntgegeben.
Am Sonntag waren die 80 vorhandenen Plätze bereits fast vollständig belegt. Am Oranienplatz sollen jedoch über 200 Flüchtlinge campieren. Die 80 Flüchtlinge, die im Caritas-Haus unterkommen, dürfen im Rahmen der vom Senat finanzierten Kältehilfe jedoch nur drei Monate bleiben. Was danach passiert ist unklar. Friedrichshain-Kreuzbergs Bürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne) forderte den Senat auf, die Flüchtlinge vom Oranienplatz langfristig aufzunehmen und eine Anerkennung auszusprechen.
Seit Monaten gibt es Streit um das Flüchtlingszeltlager in Kreuzberg. Die meisten Flüchtlinge sind über die italienische Mittelmeerinsel Lampedusa in die EU gekommenen und haben somit keinen Anspruch auf Asyl in Deutschland. Sozialsenator Mario Czaja (CDU) wirft Monika Herrmann und ihrem Vorgänger vor, "den rechtswidrigen Zustand am Oranienplatz zugelassen zu haben". Er wolle jetzt aus humanitären Gründen helfen. Wie es mit den Flüchtlingen weitergeht, sei Aufgabe des Bezirks, so Czaja.
Die katholische Kirche hat bereits zum zweiten Mal die Initiative ergriffen. Sie hatte auch 25 Flüchtlingen, die am Brandenburger Tor in einen Hungerstreik getreten waren, Wohnungen zur Verfügung gestellt. Für Mittes CDU-Fraktionschef Thorsten Reschke ist die Wedding-Entscheidung "ein Skandal". "Die das illegale Camp zu verantwortende Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg kapituliert nach wochenlanger Flickschusterei vor ihren Ansprüchen und schiebt das entstandene Desaster in einen Nachbarbezirk ab", so Reschke.
Er kritisierte seinen Parteifreund und "offensichtlich überforderten Senator", der eigenmächtig und ohne Rücksprache mit dem Bezirk Mitte entschieden habe. Czaja sei nicht in der Lage, für eine ausgeglichene Verteilung der Flüchtlinge auf die Bezirke zu sorgen.
Dirk Jericho / DJ
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