Lesebühne holt Schriftsteller ans Mikro

So gesellig kann lesen sein: Doris Göllner-Mohr war eine von sechs Teilnehmern, die in kuscheliger Enge ihre Literatur vortrugen. | Foto: Thomas Schubert
  • So gesellig kann lesen sein: Doris Göllner-Mohr war eine von sechs Teilnehmern, die in kuscheliger Enge ihre Literatur vortrugen.
  • Foto: Thomas Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Wedding. Warum muss man ein Halbgott sein, um humane Vermieter zu finden? Was ist so komisch daran, mit Terroristen am Lagerfeuer zu sitzen? Und führt ein Besuch im "Biertempel" tatsächlich zur Erleuchtung? Geschichten, die solche Fragen behandeln, verlesen Autoren in der "Moritz-Bar". Teilnehmen darf jeder, der sich traut.

Es geschah zum ersten Mal an einem regnerischen Abend. Und es wird wieder geschehen: Das Vorlesen und das Lauschen. Das Zuhören vor Autoren, die noch kein Verlag entdeckt hat. Mit Geschichten wie sie nur der Wedding schreibt, das weitere Berlin oder die arabische Wüste.Lesebühne nennt sich das Vergnügen, das sechs Schreiberlinge jetzt in Gang traten. Es funktioniert ohne Anmeldung. Es braucht nur eine Handvoll Geschichtenerzähler und solche, die sich für sie interessieren. Und es kostet, abgesehen von den Getränken, nichts.

Eine gewisse Nervosität bei Neulingen sei ganz normal, glaubt Rapanthé Wolny, mit 19 Jahren die jüngste Autorin im Bunde. "Wenn beim Lesen was schief geht, ist das umso besser", macht sie anderen Mut. "Es wird lustiger dadurch, dass etwas nicht glatt läuft."

Der Held ihrer witzigsten Story: Ein Mops namens Helmut Kohl, den es während eines Praktikums im Bundestag zu hüten gilt. Freigang erhält Helmut ausgerechnet beim Gassigehen im Wedding - mit einem nicht gerade glücklichen Ende.

Überhaupt der Wedding: Auf WG-Suche geht man den Geschichten zufolge am besten nur als Model und Veganer und wird beim Casting auf Trinkfestigkeit geprüft. Oder man besucht direkt den "Biertempel", einen Pilgerort der rustikalen Sorte. Stammtisch für Kneipenrowdys und lallende Philosophen. Kann man mit einer Weddinger Adresse noch Kredit bekommen? Lieber gleich zur Parkbank als zur Bankfiliale, meint Claudia Tothfalussy, die das Vorleser-Sextet zusammenführte.

Neben ausgedruckten und handgeschriebenen Zetteln fanden sich zur Premiere sogar Texte zwischen Buchdeckeln. "Wat mir so beweecht" und "Was ick empfinde" heißen die beiden Bände von Doris Göllner-Mohr (74), die vor Ort erhältlich sind. In ihren Gedichten wird deftig berlinert. Und sie handeln von einer Welt abseits des Schönen und Veganen.

Die nächste Lesebühne findet nach einer Sommerpause am Mittwoch, 4. September in der Moritz-Bar, Adolfstraße 17 statt. Der Eintritt ist frei.
Thomas Schubert / tsc
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 281× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 583× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 562× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 984× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.