Linksextreme zerstören Rathausbüros
Sieben Büros sind verwüstet, im zweiten Obergeschoss roch es auch am nächsten Morgen noch nach Qualm. Die Feuerwehr wurde am 18. Juli kurz vor 20 Uhr vom Pförtner zum Rathaus in der Müllerstraße gerufen. Brandmelder hatten in der Pförtnerloge das Feuer signalisiert. Die Rettungskräfte waren mit zwölf Mann angerückt und hatten nach etwa einer Stunde das Feuer gelöscht. Laut einem Sprecher brannte es an zwei Stellen in zwei Räumen. Ganze Aktenschränke und Möbel standen in Flammen. Die Feuerwehrleute mussten brennende Aktenstapel aus den Fenstern in Höhe des Verbindungsgangs zwischen Neubauturm und Rathausaltbau werfen.
Wegen der zwei Brandstellen und weil eine Bürotür aufgehebelt wurde, geht die Kripo von Brandstiftung aus. Den Anschlag auf das Sozialamt haben höchstwahrscheinlich Linksextremisten verübt. Weddings Sozialamt steht als Anschlagsziel auf der sogenannten Berliner Liste für militante Aktionen von Autonomen. "Sozialämter arbeiten mit an der Verdrängung von Betroffenen und nötigen sie zu Umzügen", heißt es auf dem Internetblog.
Eine Soko der Polizei versucht seit Monaten, die Drahtzieher der Anschlagsliste zu fassen und das Weblog abzuschalten.
Die Mitarbeiter im Sozialamt müssen jetzt sehen, wo sie ihre Kunden betreuen. "Erstmal hier auf dem Gang", sagte eine Angestellte. In den Büros 202 bis 208 kümmerten sich Sozialamtsmitarbeiter um Asylbewerber, Wohnungslose und Haftentlassene. "Alle Akten sind verbrannt", so eine Kollegin. Zwar gebe es gesicherte Daten, "aber Mietverträge oder Passkopien sind weg". Es wird einige Zeit dauern, bis die Büros saniert sind.
Sozialstadtrat Stephan von Dassel (Grüne) sagte, dass bereits öfter im Rathaus eingebrochen wurde. "Es gibt in den Büros nirgendwo Bargeld", wundert sich von Dassel über das Motiv der Täter. Der Vizebürgermeister will jetzt prüfen, "ob es für das Rathaus Wedding eines ganz neuen Sicherheitskonzepts bedarf". Priorität habe die uneingeschränkte Sicherheit seiner Beschäftigten.
Da die Brandstifter nicht von draußen eingebrochen sind, haben sie sich vermutlich bis abends im Haus versteckt und dann zugeschlagen. Laut von Dassel sollten zukünftig Sicherheitsleute ab 20 Uhr das Gebäude kontrollieren und zum Beispiel in den Toiletten nachsehen, ob sich jemand versteckt hat. Den Pförtnerdienst, der die Feuerwehr alarmiert hatte, gibt es auch erst seit kurzem. Die Pförtnerloge war jahrelang unbesetzt, weil der Pförtner im Rathausneubau saß und für beide Häuser zuständig war. Das Bezirksamt hat den Büroturm aufgegeben und ist ausgezogen. In den Zehngeschosser zieht das Jobcenter. Seit Schließung der Pforte im Neubau gibt es im Rathausaltbau wieder einen Pförtner.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.