Quinoa entwickelt Privatschule für benachteiligte Kinder
Zwei Drittel der Weddinger Jugendlichen leben in Hartz-IV-Haushalten, die meisten haben keine deutsche Wurzeln, eine Zukunftsperspektive nach der Schule gibt es kaum. Stefan Döring und Fiona Brunk wollen das ändern. Der Volkswirt und Pädagoge und die Mathematikerin haben während ihres Teach-First-Deutschland Einsatzes zwei Jahre lang an Weddinger Schulen gearbeitet und glauben an das Potenzial der vermeintlichen Verlierer. Die Zwei haben das gemeinnützige Unternehmen "Quinoa - Bildung für hervorragende Lebensperspektiven" gegründet, um im sozialen Brennpunktbezirk "eine Leuchtturmschule zu gründen, die sozial benachteiligten Jugendlichen mehr Chancengerechtigkeit durch eine Aussicht auf Ausbildung und Bildungsaufstieg bietet", wie es heißt. 22 Schüler aus allen möglichen Herkunftsländern konnten in den Herbstferien schon mal erleben, was das bedeutet: Kleine Lernbüros, biografisches Theater und Förderung der individuellen Stärken.
"Die Herbstakademie war unser Pilotprojekt", sagt Quinoa-Sprecherin Zoé Frauke Voß. Bereits 2014 soll die Privatschule vorerst mit etwa 50 Siebtklässlern eröffnen. Das Einkommen der Eltern spielt keine Rolle, Schulgeld gibt es nicht. "Die Schülerschaft spiegelt den Wedding eins zu eins wider", heißt es im Programm. Auf dem Stundenplan stehen Fächer wie "Zukunft" oder "Biografisches Theater". Die Weddinger Kids, die meist weder Deutsch noch ihre Muttersprache beherrschen, können im Fach "Familiensprache" Türkisch oder Arabisch lernen. Gelebte Mehrsprachigkeit statt doppelte Halbsprachigkeit nennt das Zoé Frauke Voß. Damit jeder Schulabgänger seine Berufsausbildung oder sein Abitur erfolgreich absolviert, betreuen Tutoren die Quinoa-Absolventen bis vier Jahre danach.
Die Schulgründer haben noch kein Schulgebäude. Wegen laufender Verhandlungen zu Gebäuden wollte Voß nichts genauers sagen. Die Schulgründung soll einen einstelligen Millionenbetrag kosten. Sponsoren und Stiftungen werden weiter gesucht. Die Vodafone-Stiftung unterstützt bereits die Gründung einer kostenlosen Privatschule für benachteiligte Jugendliche.
Die Sozialstiftung des Bayer-Konzerns hat mit 5000 Euro die zweiwöchige Herbstakademie gefördert. Firmen und Philanthropen sollen zukünftig Schülerpatenschaften übernehmen. Neben der staatlichen Förderung setzt Quinoa auf soziale Organisationen, weil durch die Erfolgsschule "Hartz-IV-Karrieren und damit enorme gesellschaftliche Folgekosten vermieden werden", heißt es im Konzept. Auch die später im Job erfolgreichen Schulabgänger sollen je nach Einkommen zahlen und so der Schule, die ihnen die Chancen eröffnet hat, etwas zurückgeben.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.