"Refugees welcome": Die Beuth-Hochschule für Technik begleitet junge Flüchtlinge ins Studium
„Wir schaffen das“ – mit diesen Worten warb Angela Merkel im August 2015 mitten in der Flüchtlingskrise für die Idee einer Willkommenskultur in Deutschland.
„Du schaffst das“ ist das entsprechende Motto des Projekts „Refugees welcome“ der Beuth-Hochschule für Technik – eine gesellschaftliche Aufmunterung, die sich konkret an Flüchtlinge richtet, die hier ein Studium aufnehmen wollen. Damit setzt die Hochschule, an der rund 40 Prozent der Studierenden einen Migrationshintergrund besitzen, seit fast zwei Jahren die Willkommenskultur in konkrete Praxis um.
„Mit dem Start des Programms im April 2016 wurden wir in Berlin zum Vorreiter“, sagt der Projektleiter Matthias Schmidt, Professor für Unternehmensführung im Fachbereich I der Beuth-Hochschule. Zusammen mit anderen Professoren hat er ein vierstufiges Programm entwickelt, das zunächst mit einem breiten Informationsangebot startet. Es folgt ein Studium Generale des deutschen Werte- und Hochschulsystems, die Unterstützung bei der Auswahl der jeweiligen Schwerpunktfächer und der Einstieg in ein konkretes Fachstudium.
Uni als neue Heimat
Das Besondere daran: Bereits integrierte Studierende mit Migrationshintergrund und zweiter Muttersprache begleiten nun als Mentoren ihre Mentis beim Start ihrer akademischen Laufbahn. „Teils kommen die neuen Studenten direkt aus dem Umfeld von Flüchtlingsheimen in die Universität. Die kann dann schnell zu einer Ersatzheimat werden“, sagt Professor Schmidt.
Das bestätigt auch Nour Chakhachiro. Die 29-jährige Syrerin kam 2014 zunächst wegen eines Architekturstudiums aus Syrien nach Berlin und hat mittlerweile Asyl beantragt. Das schnelle Erlernen der deutschen Sprache ermöglichte ihr, selbst Mentorin zu werden und Flüchtlinge aus ihrer Heimat zu unterstützen. „Das war eine tolle Erfahrung und hat auch mir geholfen“, sagt sie. „Denn der Job als Mentorin wird mir im Master-Studium als Leistungsnachweis in sogenannten Credits anerkannt.“
Allerdings sieht sie auch Schwierigkeiten, mit denen die 25 Studierenden, die maximal pro Semester als Mentis am Projekt teilnehmen, zu kämpfen haben: „Die Anerkennung von ausländischen Zeugnissen und die Beherrschung der deutschen Sprache sind die größten Hürden. Aber auch der Alltag und die hiesigen Umgangsformen sind zuweilen für die Neuankömmlinge recht gewöhnungsbedürftig.“ Ihre Begeisterung für das Projekt hat inzwischen dazu geführt, dass Nour Chakhachiro gemeinsam mit anderen Studierenden als wissenschaftliche Hilfskraft den organisatorischen Ablauf des Projekts betreut.
Die Erfolgsgeschichte von „Refugees welcome“ hat sich derweil weit über die Grenzen Berlins hinaus herumgesprochen. Zum Beispiel befasst sich eine filmische Dokumentation mit dem Projekt. Und auf Anfrage des Deutschen Akademischen Austauschdienstes reist Professor Schmidt demnächst nach Brasilien, um sein Konzept vorzustellen. „Dort sind es zumeist kolumbianische und venezolanische Flüchtlinge, die auf brasilianischen Universitäten neue Ausbildungsperspektiven suchen.“
Autor:Michael Vogt aus Prenzlauer Berg |
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