Symbolischer Baustart für Erweiterung des Mauerparks
Ein paar alte Baracken, Gestrüpp und ein Weihnachtsbaumverkaufsplatz. Sonst gibt es nichts auf der Brache südlich der Gleimbrücke. Die Lortzingstraße endet wie zu Mauerzeiten am Zaun. Bald soll ein Weg von Wedding in den zukünftigen neuen Mauerpark führen, der hier im Niemandsland nun endlich entstehen wird. Die Organisatoren des symbolischen Baustarts mit Punsch und Erbsensuppe haben rotweiße Stangen hingestellt, damit man sich in der Ödnis vorstellen kann, wo der zukünftige Weg in den Park entlangführt.
Und jetzt gibt es noch etwas auf der verschneiten Gewerbefläche: Ein buntes großes Bauschild mit ersten Planskizzen von Landschaftsarchitekt Gustav Lange, der den Mauerpark entworfen hat. Am 12.12.2012, so ist es jetzt Geschichte, haben Bausenator Michael Müller (SPD), Baustadtrat Carsten Spallek (CDU), Henrik Thomsen von der österreichischen Immobilien-Investmentgesellschaft CA Immo und Lutz Spandau von der Allianz Umweltstiftung gemeinsam die Plane vom Bauschild gezerrt. "Es wird Zeit, dass wir endlich zu einem Ende kommen", sagte Michael Müller.
Und Zeit ist auch der Grund, warum noch hastig irgendein symbolischer Akt im grauen Dezembernebel vollzogen werden musste. Denn obwohl die Bagger frühestens nächsten Sommer kommen, gilt der 12. Dezember als offizieller Baustart. Und Berlin muss nicht die 2,3 Millionen Euro Fördergelder an die Allianz Umweltstiftung zurückgeben.
Die hatte in den 90-er Jahren den Mauerpark östlich der Grenze "als erstes Projekt unserer Stiftung", wie Spandau betonte, gefördert und dies an die Bedingung geknüpft, dass der Park bis 2010 von acht Hektar auf mindestens zehn Hektar erweitert werden muss. Die Frist wurde bis Ende 2012 verlängert. Wenn bis dahin nichts passiert, wollte die Stiftung die Kohle zurück.
Nach Dutzenden Planungsentwürfen steht nun der Mauerparkvertrag zwischen Berlin und dem Grundstückseigentümer CA Immo. Und der Park wird nun sogar fünf Hektar größer. Plus die zwei Hektar gesicherte "parkverträgliche Nutzung" im Süden mit Flohmarkt und Mauersegler-Bierbar.
Teuer erkauft, sagen die Kritiker, weil CA Immo nun nördlich der Gleimbrücke ein riesiges Wohngebiet mit 600 Wohnungen aus dem Boden stampfen darf, so der Grün-gegen-Baurecht-Kompromiss.
"Schmerzlich" sei das, sagte Rainer Krüger vom Verein Freunde des Mauerparks. Das Wohnviertel sei ein "Bauriegel, der sich reinschiebt, so dass vom Grünen Band an der Stelle nichts mehr übrig bleibt." Er forderte bezahlbare Wohnungen und keine Häuser für Reiche. Außerdem solle das Viertel autofreie Zone werden. Damit auch die Weddinger mehr bei der Parkgestaltung in der Bürgerwerkstatt mitmachen, will Krüger eine "Anwaltsplanung". Jemand solle die "Migranten, die sich nicht von allein bewegen, an die Hand nehmen."
Landschaftsarchitekt Gustav Lange hatte Anfang der 90-er Jahre den Wettbewerb zur Gestaltung des einstigen Todesstreifens gewonnen. Nach seinen Plänen sollte ein mindestens 14 Hektar großer Park gebaut werden, der Pankow und Wedding verbindet. Doch fertig sind bisher nur acht Hektar östlich der früheren Grenze. Streit gibt es seit vielen Jahren um die Erweiterung auf der Westseite. Der Haken: Die ehemaligen Bahnflächen gehören der Immobilienfirma CA Immo. Die hat dem Land Berlin jetzt sieben Hektar südlich der Gleimbrücke übertragen. Insgesamt zehn Millionen Euro kostet Berlin die Mauerparkerweiterung. So beteiligt sich der Senat an den Erschließungskosten für das neue Wohnquartier, finanziert die Sanierung des maroden Gleimtunnels und überweist der CA Immo knapp vier Millionen Euro als "Kostenerstattung" für Planungsleistungen, entgangene Mieteinnahmen und Verzicht auf Schadenersatz. Für den Parkausbau stehen 3,25 Millionen Euro zur Verfügung.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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