Armut in den Ferien: Soziale Träger bieten Alternativen zum Urlaub auf Balkonien

Auch zu Hause können Kinder mit ihren Eltern in den Ferien viel Spaß haben. Zum Beispiel kann man gemeinsam mit einfachen Mitteln eine Sommerbowle ansetzen. | Foto: Christian Hahn
  • Auch zu Hause können Kinder mit ihren Eltern in den Ferien viel Spaß haben. Zum Beispiel kann man gemeinsam mit einfachen Mitteln eine Sommerbowle ansetzen.
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 „Wohin fahren wir in den Sommerferien?“ Vielen Kindern aus armen Familien stellt sich diese Frage gar nicht erst. Soziale Träger versuchen, mit Ferienangeboten zu helfen. 

Anfang des Jahres hat der Paritätische Wohlfahrtsverband in seinem Armutsbericht festgestellt: Mehr als 20 Prozent der Berliner leben unter der Armutsgrenze. Ähnlich hoch ist der Anteil an Menschen, die Hartz IV beziehen. Besonders die Lage vieler Kinder und Jugendlicher ist prekär: Ein Drittel lebt in Familien, die auf Grundsicherung angewiesen sind. In den Sommerferien wegzufahren, ist für sie nicht drin.

„Nur Gelder für Klassenfahrten werden von Jobcentern bewilligt. Sommerurlaube sind aber auch sehr wichtig“, sagt dazu Kai Pchalek, Referent für Ferienreisen beim Landesverband Berlin der Deutschen Schreberjugend. Der Verband ermöglicht jedes Jahr <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.schreberjugend.berlin/de/aktuelles">spendenfinanzierte Ferienfahrten</a>. Die Eltern, die das Angebot in Anspruch nehmen, stehen laut Pchalek permanent unter finanziellem Druck. „Die Probleme dieser Familien haben sich verschärft“, stellt er fest. Aber auch sie wollten ihren Kindern Normalität bieten und dazu gehöre eben ein Sommerurlaub. Dabei sei es gerade in den Ferien wichtig, dass Kinder die Alltagssorgen hinter sich lassen könnten.

Etwas Neues kennenlernen

Das sieht Wolfgang Büscher, Pressesprecher des Christlichen Kinder- und Jugendwerks Die Arche, genauso. Eine Jugend ganz ohne Reisen provoziert seiner Meinung nach soziale Spannungen: „Nie in die Ferien zu fahren, das ist ein Parallelleben zur Gesellschaft. Für Kinder ist es aber wichtig dazuzugehören. Sie müssen mal etwas anderes sehen als den Kiez, mal aus dem Mief der Armut herauskommen.“ Durch neue Erlebnisse, sagt Büscher, beuge man auch Vorurteilen gegenüber anderen Lebensweisen und Kulturen vor.
Für jedes ihrer <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://kinderprojekt-arche.eu/ueber-uns/angebote/ferien">kostenlosen Feriencamps</a> wählt die Arche ein Motto aus. Im Mai ging es unter dem Titel „Wonach suchst du?“ beispielsweise um die Wünsche und Hoffnungen der Kinder und Jugendlichen. Die Themen sind wohl gewählt: Sie orientieren sich an aktuellen Studien der Universität Bielefeld. Dort werden Probleme wie Mobbing oder Achtlosigkeit gegenüber Kindern untersucht. Die Mitarbeiter der Arche können auf dieser Basis sensibel auf die Campteilnehmer eingehen.

So wichtig es auch ist, dass Kinder überhaupt die Möglichkeit bekommen, aus dem Alltag auszubrechen: Ein Urlaub, in dem die ganze Familie zusammen ausspannt, ist kaum zu ersetzen. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Analyse der Bertelsmann Stiftung. JoM

Autor:

Josephine Macfoy aus Schöneberg

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