Jobcenter vertreibt Obdachlose: Alarmierte Polizisten setzen Hausrecht durch

Unter dem Jobcenter am Leopoldplatz campieren seit Monaten Obdachlose. | Foto: Dirk Jericho
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Wedding. Unter dem Jobcenter im früheren Rathausturm neben dem Leopoldplatz campieren Obdachlose. Die Behörde greift jetzt durch.

Drinnen stehen die Leute an, um Stütze zu beantragen. Draußen liegen die, die längst aufgegeben haben. Etwa zehn Obdachlose leben seit Frühjahr am Fundament des schick sanierten Elfgeschossers. Unter einem Fassadenvorsprung haben sich die Männer eingerichtet: Matratzen auf purem Sand; manche haben sich kleine Bretterverschläge gebaut, um sich vor Wind und Nässe zu schützen. Jetzt hat das Jobcenter von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht und die Polizei gerufen.

Die musste am 1. September anrücken und die Obdachlosen des Geländes verweisen. Ein Jobcenter-Wachmann sagt, dass die Männer sich gegenseitig mit Steinen beworfen haben. Den Wachleuten hätten sie nichts getan. Die Standortleiterin, die mit der Presse nicht reden möchte, hat jetzt Zettel an der Kellerwand aufgehängt. „Der Aufenthalt in diesem Bereich unterliegt der Hausordnung des Jobcenters Berlin Mitte. Verstöße dagegen werden sanktioniert. Der Aufenthalt ohne sachlichen Grund ist nicht geduldet“, heißt es da.

Jobcenter-Sprecher Andreas Ebeling sagt, dass man versucht habe, die Sache gütlich zu regeln. Man sei in Kontakt getreten mit den Obdachlosen und habe sie gebeten, „sich zu entfernen“. Sogar Streetworker wurden laut Ebeling eingeschaltet, um die Sache zu regeln. Wie Ebeling sagt, gab es ständig Ärger, weil die Heimatlosen am Gebäude ihre Notdurft verrichtet und am offenen Feuer gekocht hätten. „Dort wurde auch gespritzt“, so der Jobcenter-Sprecher. Weil alles Bitten nichts genützt habe, wurde jetzt die Polizei um Hilfe gebeten. Die musste am 1. September wegen gemeldeten Hausfriedensbruchs anrücken. Ein Polizist sagt, dass die Räumung problemlos ablief. Die Männer seien nach Aufforderung gegangen. Wenn sie wiederkommen, ruft das Jobcenter wieder die Polizei. Gesehen hat man die Obdachlosen eigentlich nicht. Ihre Lager in den Kellernischen sind durch Gebüsch gut getarnt. Und wegen der Dauerbaustelle ist alles eingezäunt. Da hinten läuft niemand vorbei. Andreas Ebeling sagt aber, dass sich Passanten beschwert hätten. DJ

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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