Für Ella sitzt ihr Avatar im Klassenzimmer
Moderne Technik ermöglicht krebskranken Kindern die Teilnahme am Schulunterricht

Die zwölfjährige Ella mit einem Avatar auf der Kinderkrebsstation des Virchow-Klinikums in Wedding.  | Foto: Sergej Glanze/FUNKE Foto Services
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  • Die zwölfjährige Ella mit einem Avatar auf der Kinderkrebsstation des Virchow-Klinikums in Wedding.
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Fünf lange Monate ist die kleine Ella schon zur Behandlung auf der Station der Kinderonkologie des Virchow-Klinikums. „Aber nächste Woche darf ich nach Hause!“, ruft sie. Ihre Mutter bremst die Begeisterung ein wenig: „Nur wenn die Werte das zulassen“, sagt Gesine Uhlmann.

Ihre Tochter ist zwölf Jahre alt, wirkt aber viel jünger. Ella hat ein neues Herz bekommen. Infolge der Transplantation ist es zu einem Wachstum von Lymphozyten in den Lymphdrüsen gekommen, das mit Chemotherapie bekämpft werden muss. „Eine Komplikation, die nach Transplantationen auftreten kann und sofort behandelt wird“, sagt Professorin Angelika Eggert, Leiterin der Kinderkrebsklinik. 29 Betten für kleine Krebs- und Stammzellpatienten gibt es in der Klinik. Während der monatelangen Behandlung können die Kinder nicht zur Schule gehen, versäumen nicht nur Lehrstoff, sondern vermissen auch ihre Freunde.

Mit Kamera, Mikro und Lautsprecher

Doch durch einen kleinen Roboter der Firma „No Isolation“ können Ella und andere Kinder auf der Station weiter am Unterricht teilnehmen. Der sitzt nämlich für sie in der Schule. Ausgestattet mit Kamera, Mikrofon und Lautsprecher hört und sieht Ella alles durch ihn. „Ich mag meinen Avatar sehr, er hat ein kleines Tuch um“, sagt die Zwölfjährige. Sie steuert den Roboter mit einem Computer-Tablet von ihrem Krankenzimmer aus. Wenn er grün leuchtet, ist er angeschaltet, blau bedeutet, dass Ella nichts sagen, sondern nur zuhören möchte. „Wir haben vorher mit der Lehrerin gesprochen und auch die Eltern der Schüler waren gleich einverstanden“, sagt Gisela Uhlmann. Die erste Aufregung um den Avatar hätte sich schnell gelegt und nun begrüßten die Kinder ihre Tochter jeden Morgen mit „Hallo Ella“, wenn der Roboter leuchtet.

Das Gerät zeichnet nichts auf, durch die drehbare Kamera kann Ella alles sehen, die anderen Kinder sie aber nicht. „Das ist ganz wichtig. Durch die Chemotherapie verlieren manche Kinder die Haare oder sind durch Medikamente aufgedunsen. So können sie trotzdem dabei sein, fühlen sich nicht ausgeschlossen und sind auch im Bewusstsein ihrer Mitschüler präsent“, sagt Tobias Schellenberg, Psychotherapeut der Kinderklinik, der sich um den Einsatz der Roboter kümmert.

Mit Avatar ins Kino

2018 kam der erste Avatar testweise auf die Kinderonkologie und wurde weiterentwickelt. Weil in vielen Schulen das WLAN-Netz schlecht funktioniert oder erst gar nicht vorhanden ist, sind die Roboter mit einer SIM-Karte wie bei einem Handy ausgestattet und überall einsetzbar. „Eine Schulklasse hat den Avatar sogar mit ins Kino genommen und für ihn eine Eintrittskarte gekauft. So konnte unser Patient den Film mitschauen“, erzählt Tobias Schellenberg. Inzwischen gibt es neun Avatare auf der Station, die ständig im Einsatz und stark nachgefragt sind. Finanziert werden sie durch Spenden. Die Kosten betragen etwa 3000 Euro, damit sind auch die Versicherung, die Software und die Datennutzung abgedeckt. Die Avatare haben sich inzwischen bewährt und werden mittlerweile auch in anderen Kinderkliniken eingesetzt. „Sie ermöglichen ein Stück Normalität für die Kinder und das Gefühl, weiter dazuzugehören“, sagt Tobias Schellenberg.

Auch Ellas Mutter ist von dem Roboter begeistert. „Das Ding ist toll. Einmal musste sie wegen ihrer Erkrankung schon die Klasse wiederholen, aber durch den Avatar gibt es keine Fehlzeiten mehr“, sagt Gisela Uhlmann. Selbst wenn Ella hoffentlich nächste Woche nach Hause entlassen werden kann, darf sie wegen des geschwächten Immunsystems noch nicht wieder zurück in ihre Schulklasse. Dort bleibt ihr kleiner Avatar und lässt sie nichts verpassen.

Mit den Spenden für die Weihnachtsaktion „Schöne Bescherung“ will "Berliner helfen", der Verein der Berliner Morgenpost, unter anderem die Anschaffung weiterer Avatare für krebskranke Kinder ermöglichen.

Jetzt mitmachen!

Um sozial benachteiligten oder chronisch kranken Kindern eine Freude zu machen, startet der Verein „Berliner helfen“ zum 21. Mal die „Schöne Bescherung“. Einrichtungen und Vereine, die sich um Kinder und Jugendliche kümmern, sind auf Spenden angewiesen, da sie vielfach ohne öffentliche Förderung arbeiten. Sorgen auch Sie für eine „Schöne Bescherung“!

Spenden Sie an: Berliner helfen e. V., Stichwort: Weihnachten, IBAN: DE73 3702 0500 0003 3071 00. „Berliner helfen“ ist vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Für eine Spendenbestätigung geben Sie bitte Ihre Anschrift an. Infos unter Tel. 88 72 77 843 oder über den E-Mail-Kontakt kontakt@berlinerhelfen.de.

Autor:

Petra Götze aus Mitte

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