Nachfüllen für eine bessere Welt: In Berlin sprießen Ideen für Mehrwegsysteme
Berlin. Heute bekommt man fast jedes Getränk in der Stadt to go, zum Mitnehmen. Dabei fallen enorme Verpackungsmengen an. Es gibt viele, die das ändern wollen.
2400 Tonnen Müll, 2580 Bäume und 85 Millionen Liter Wasser im Jahr. Das alles für eine durchschnittliche Gebrauchszeit von 15 Minuten: So liest sich die Umweltbilanz der 460 000 Einwegbecher, die täglich über die Berliner Ladentheken gehen. Längst fühlt sich die Bevölkerung nicht mehr wohl damit. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Instituts TNS Emnid im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe. Demnach finden 85 Prozent der Berliner, dass die Becher öffentliche Mülleimer überlasten und Grünflächen verschmutzen. Dies ist ein fruchtbarer Boden für alle, die sich um Alternativen bemühen.
Zunächst ist da das soziale Rosenheimer Start-up „Recup“, das am 17. Juli den Schritt nach Berlin gewagt hat. Das Unternehmen bietet ein Pfandsystem auf der Basis von Mehrwegbechern an. Kunden bekommen die Becher in Cafés gegen einen Euro Pfand, sie können sie befüllen lassen und in jedem Partnergeschäft wieder zurückgeben. Wo sich ein solches befindet, erfahren sie per App. Die Becher werden gereinigt und wieder in Umlauf gebracht.
„Uns war es von Beginn an wichtig, ein flächendeckendes Pfandsystem aufzubauen“, sagen Fabian Eckert, Geschäftsführer, und Clemens Pech, Produktentwickler von Recup. Langfristig ist es ihr Ziel, das System auch überregional zu etablieren, sodass die Becher auch in anderen Städten zurückgegeben werden können.
In Berlin ist Recup nicht der erste Akteur, der sich des Einwegproblems annimmt. Beispielsweise testete das Start-up „Just Swap It“ 2016 ein Pfandsystem in Kreuzberg und Neukölln, bevor es mit Recup fusionierte. Die Berliner S-Bahn führte letztes Jahr einen Mehrwegbecher ein, den man bei der Bio Company und bei Marktzeit auffüllen lassen kann. In Spandau gibt es die Initiative „Spandau macht Mehrweg“, die das Nachfüllen eigener Becher mit einem Pfandsystem kombinieren möchte. Zudem ruft das Umweltprojekt „Refill Berlin“ Geschäfte dazu auf, kostenfrei Trinkwasser auszugeben. Die Berliner Wasserbetriebe unterstützen die Idee unter anderem mit Trinkbrunnen.
Daran, dass es in Zukunft flächendeckende Mehrweglösungen geben könnte, arbeitet auch die Politik. Bereits im Januar hatten die Fraktion der SPD, der Linken und der Grünen gemeinsam im Abgeordnetenhaus beantragt, Maßnahmen gegen die zunehmende Müllbelastung durch Einwegbecher anzustrengen. Das Ergebnis ist nun die Kampagne „Better World Cup“, die Mehrwegsysteme stärken soll. Sie appelliert an Geschäfte, mitgebrachte Becher zu befüllen, und an Kunden, Mehrwegsysteme zu nutzen. Cafés können die Becherkosten sparen, ihre Kunden bekommen dafür einen Rabatt von 20 Cent pro Getränk oder einen Keks dazu.JoM
Autor:Josephine Macfoy aus Schöneberg |
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