Nachfüllen für eine bessere Welt: In Berlin sprießen Ideen für Mehrwegsysteme

35 Berliner Cafés testen aktuell das Pfandsystem Recup. Im Coffe & Coockies in der Stresemannstraße 107 ist es viel versprechend angelaufen. Foto: Josephine Macfoy
2Bilder
  • 35 Berliner Cafés testen aktuell das Pfandsystem Recup. Im Coffe & Coockies in der Stresemannstraße 107 ist es viel versprechend angelaufen. Foto: Josephine Macfoy
  • hochgeladen von Josephine Macfoy

Berlin. Heute bekommt man fast jedes Getränk in der Stadt to go, zum Mitnehmen. Dabei fallen enorme Verpackungsmengen an. Es gibt viele, die das ändern wollen.

2400 Tonnen Müll, 2580 Bäume und 85 Millionen Liter Wasser im Jahr. Das alles für eine durchschnittliche Gebrauchszeit von 15 Minuten: So liest sich die Umweltbilanz der 460 000 Einwegbecher, die täglich über die Berliner Ladentheken gehen. Längst fühlt sich die Bevölkerung nicht mehr wohl damit. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Instituts TNS Emnid im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe. Demnach finden 85 Prozent der Berliner, dass die Becher öffentliche Mülleimer überlasten und Grünflächen verschmutzen. Dies ist ein fruchtbarer Boden für alle, die sich um Alternativen bemühen.

Zunächst ist da das soziale Rosenheimer Start-up „Recup“, das am 17. Juli den Schritt nach Berlin gewagt hat. Das Unternehmen bietet ein Pfandsystem auf der Basis von Mehrwegbechern an. Kunden bekommen die Becher in Cafés gegen einen Euro Pfand, sie können sie befüllen lassen und in jedem Partnergeschäft wieder zurückgeben. Wo sich ein solches befindet, erfahren sie per App. Die Becher werden gereinigt und wieder in Umlauf gebracht.

„Uns war es von Beginn an wichtig, ein flächendeckendes Pfandsystem aufzubauen“, sagen Fabian Eckert, Geschäftsführer, und Clemens Pech, Produktentwickler von Recup. Langfristig ist es ihr Ziel, das System auch überregional zu etablieren, sodass die Becher auch in anderen Städten zurückgegeben werden können.

In Berlin ist Recup nicht der erste Akteur, der sich des Einwegproblems annimmt. Beispielsweise testete das Start-up „Just Swap It“ 2016 ein Pfandsystem in Kreuzberg und Neukölln, bevor es mit Recup fusionierte. Die Berliner S-Bahn führte letztes Jahr einen Mehrwegbecher ein, den man bei der Bio Company und bei Marktzeit auffüllen lassen kann. In Spandau gibt es die Initiative „Spandau macht Mehrweg“, die das Nachfüllen eigener Becher mit einem Pfandsystem kombinieren möchte. Zudem ruft das Umweltprojekt „Refill Berlin“ Geschäfte dazu auf, kostenfrei Trinkwasser auszugeben. Die Berliner Wasserbetriebe unterstützen die Idee unter anderem mit Trinkbrunnen.

Daran, dass es in Zukunft flächendeckende Mehrweglösungen geben könnte, arbeitet auch die Politik. Bereits im Januar hatten die Fraktion der SPD, der Linken und der Grünen gemeinsam im Abgeordnetenhaus beantragt, Maßnahmen gegen die zunehmende Müllbelastung durch Einwegbecher anzustrengen. Das Ergebnis ist nun die Kampagne „Better World Cup“, die Mehrwegsysteme stärken soll. Sie appelliert an Geschäfte, mitgebrachte Becher zu befüllen, und an Kunden, Mehrwegsysteme zu nutzen. Cafés können die Becherkosten sparen, ihre Kunden bekommen dafür einen Rabatt von 20 Cent pro Getränk oder einen Keks dazu.JoM

Auch bei Starbucks, McDonald’s, Coffee-Shop Balzac und Tschibo kann man übrigens saubere Gefäße befüllen lassen.
35 Berliner Cafés testen aktuell das Pfandsystem Recup. Im Coffe & Coockies in der Stresemannstraße 107 ist es viel versprechend angelaufen. Foto: Josephine Macfoy
Autor:

Josephine Macfoy aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 115× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 784× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 105× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.