Was sollte deutsche Leitkultur sein? Wettbewerb um das "Wir"

"Neue Eindrücke inspirieren und erweitern den Horizont", schreibt "Vera" zu ihrem Entwurf. | Foto: Vera
6Bilder
  • "Neue Eindrücke inspirieren und erweitern den Horizont", schreibt "Vera" zu ihrem Entwurf.
  • Foto: Vera
  • hochgeladen von Josephine Macfoy

„Wir geben uns zur Begrüßung die Hand“ und „Wir sind nicht Burka“. So schrieb im April 2017 Innenminister Thomas de Maizière in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag. Darin umriss er seine Idee einer deutschen „Leitkultur“. Das brachte ihm nicht nur viel Kritik ein, sondern befeuerte auch eine alte Debatte um die Frage „Was sind die Grundfesten der deutschen Gesellschaft?“.

Darauf hat die Initiative kulturelle Integration eine ganz andere Antwort gefunden und 15 Thesen formuliert. Die Initiative ist ein breites Bündnis, das der Verein Deutscher Kulturrat initiiert hat. Der Spitzenverband der Bundeskulturverbände arbeitet dabei unter anderem mit dem Innen- und dem Arbeitsministerium, diversen Sozialverbänden, Kirchen und Medien zusammen. Das gemeinsame Ziel ist, eine Diskussion über die Werte einer vielfältigen Gesellschaft zu führen.

Keine unnötigen Grenzen schaffen

„Ich habe mich damals mit Herrn de Maizière über seine Veröffentlichung gestritten“, sagt Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Kulturrates. Längst sei Deutschland ein Einwanderungsland und die Gesellschaft vielfältig. Eine starre Definition dessen, was deutsch ist und was nicht, schaffe nur unnötige Grenzen zwischen den Menschen. Die Initiative kulturelle Integration will vielmehr herausfinden, wie „Zusammenhalt in Vielfalt“ möglich ist. Welche Werte sind wichtig, damit die unterschiedlichen Menschen in Deutschland harmonisch zusammenleben? Leitkultur einmal anders gedacht.

In den 15 Thesen spricht sich die Initiative für die große Bedeutung des Grundgesetzes aus, für Geschlechtergerechtigkeit, das Recht, seine Religion öffentlich zu zeigen und Deutsch als gemeinsame Sprache. Integration kann gelingen, wenn alle sich mit Werten identifizieren, die am Zusammenhalt ausgerichtet sind, so die Position. Wenn etwa christlich geprägte Deutsche sich nicht von jedem Kopftuch provoziert fühlen. Und wenn anders herum die Freiheit der Kunst nicht infrage gestellt wird. Das alles hat sehr viel mit Respekt zu tun.

Zunächst waren die 15 Thesen als „eine Art Politikberatung“ gedacht, wie Zimmermann sagt. Sie wurden Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben, um der Regierung Impulse für das Thema Integration anzubieten. Dadurch ist allerdings noch nicht erreicht, dass sich die Bevölkerung damit auseinandersetzt. Weil die Initiative möglichst viele Menschen zum Nachdenken über eine neue deutsche Identität anregen will, hat sie jetzt eine Kampagne gestartet.

Gesucht wird ein Zeichen für Vielfalt

Gesucht wird ein Zeichen, das für den „Zusammenhalt in Vielfalt“ steht. Das kann ein Bild, Foto oder Wort sein. Es soll verdeutlichen, was Zusammenhalt für die Menschen im Land bedeutet? „Das Zeichen soll kein Diktat von oben sein. Jeder kann seine Idee einbringen“, sagt die Schriftstellerin Tanja Dückers. Noch bis zum 30. April können Vorschläge eingereicht werden. Dabei geht es nicht um Perfektion, denn der Sieger-Entwurf wird von einer Designagentur ausgearbeitet, bevor er offiziell die Kampagne schmückt.

Doch was bringt ein Symbol bei der Diskussion eines so komplexen Themas? Moderator Cherno Jobatey ist überzeugt, dass es vor allem ein leichter Einstieg sein kann: „Der durchschnittliche Online-Konsument ist drei Sekunden auf einer Nachrichtenseite. Wenn es ein Zeichen schafft, Menschen sofort anzusprechen, kann es Interesse für das wecken, was dahintersteht.“

Außerdem sei ein Symbol für die Einheit der Gesellschaft eine wichtige Gegenstimme zu Populismus, sagt Tanja Dückers. Man dürfe die Definition gemeinsamer Werte keinesfalls denen überlassen, die die Gesellschaft spalten wollen.

<div class="docTextServiceText">Mehr Informationen zum Wettbewerb „Gib mir ein Zeichen“ und zu den Möglichkeiten der Teilnahme gibt es auf <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.gibmireinzeichen.de">www.gibmireinzeichen.de</a>.</div>

Autor:

Josephine Macfoy aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 651× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 937× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 911× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.277× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.