Was sollte deutsche Leitkultur sein? Wettbewerb um das "Wir"

"Neue Eindrücke inspirieren und erweitern den Horizont", schreibt "Vera" zu ihrem Entwurf. | Foto: Vera
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„Wir geben uns zur Begrüßung die Hand“ und „Wir sind nicht Burka“. So schrieb im April 2017 Innenminister Thomas de Maizière in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag. Darin umriss er seine Idee einer deutschen „Leitkultur“. Das brachte ihm nicht nur viel Kritik ein, sondern befeuerte auch eine alte Debatte um die Frage „Was sind die Grundfesten der deutschen Gesellschaft?“.

Darauf hat die Initiative kulturelle Integration eine ganz andere Antwort gefunden und 15 Thesen formuliert. Die Initiative ist ein breites Bündnis, das der Verein Deutscher Kulturrat initiiert hat. Der Spitzenverband der Bundeskulturverbände arbeitet dabei unter anderem mit dem Innen- und dem Arbeitsministerium, diversen Sozialverbänden, Kirchen und Medien zusammen. Das gemeinsame Ziel ist, eine Diskussion über die Werte einer vielfältigen Gesellschaft zu führen.

Keine unnötigen Grenzen schaffen

„Ich habe mich damals mit Herrn de Maizière über seine Veröffentlichung gestritten“, sagt Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Kulturrates. Längst sei Deutschland ein Einwanderungsland und die Gesellschaft vielfältig. Eine starre Definition dessen, was deutsch ist und was nicht, schaffe nur unnötige Grenzen zwischen den Menschen. Die Initiative kulturelle Integration will vielmehr herausfinden, wie „Zusammenhalt in Vielfalt“ möglich ist. Welche Werte sind wichtig, damit die unterschiedlichen Menschen in Deutschland harmonisch zusammenleben? Leitkultur einmal anders gedacht.

In den 15 Thesen spricht sich die Initiative für die große Bedeutung des Grundgesetzes aus, für Geschlechtergerechtigkeit, das Recht, seine Religion öffentlich zu zeigen und Deutsch als gemeinsame Sprache. Integration kann gelingen, wenn alle sich mit Werten identifizieren, die am Zusammenhalt ausgerichtet sind, so die Position. Wenn etwa christlich geprägte Deutsche sich nicht von jedem Kopftuch provoziert fühlen. Und wenn anders herum die Freiheit der Kunst nicht infrage gestellt wird. Das alles hat sehr viel mit Respekt zu tun.

Zunächst waren die 15 Thesen als „eine Art Politikberatung“ gedacht, wie Zimmermann sagt. Sie wurden Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben, um der Regierung Impulse für das Thema Integration anzubieten. Dadurch ist allerdings noch nicht erreicht, dass sich die Bevölkerung damit auseinandersetzt. Weil die Initiative möglichst viele Menschen zum Nachdenken über eine neue deutsche Identität anregen will, hat sie jetzt eine Kampagne gestartet.

Gesucht wird ein Zeichen für Vielfalt

Gesucht wird ein Zeichen, das für den „Zusammenhalt in Vielfalt“ steht. Das kann ein Bild, Foto oder Wort sein. Es soll verdeutlichen, was Zusammenhalt für die Menschen im Land bedeutet? „Das Zeichen soll kein Diktat von oben sein. Jeder kann seine Idee einbringen“, sagt die Schriftstellerin Tanja Dückers. Noch bis zum 30. April können Vorschläge eingereicht werden. Dabei geht es nicht um Perfektion, denn der Sieger-Entwurf wird von einer Designagentur ausgearbeitet, bevor er offiziell die Kampagne schmückt.

Doch was bringt ein Symbol bei der Diskussion eines so komplexen Themas? Moderator Cherno Jobatey ist überzeugt, dass es vor allem ein leichter Einstieg sein kann: „Der durchschnittliche Online-Konsument ist drei Sekunden auf einer Nachrichtenseite. Wenn es ein Zeichen schafft, Menschen sofort anzusprechen, kann es Interesse für das wecken, was dahintersteht.“

Außerdem sei ein Symbol für die Einheit der Gesellschaft eine wichtige Gegenstimme zu Populismus, sagt Tanja Dückers. Man dürfe die Definition gemeinsamer Werte keinesfalls denen überlassen, die die Gesellschaft spalten wollen.

<div class="docTextServiceText">Mehr Informationen zum Wettbewerb „Gib mir ein Zeichen“ und zu den Möglichkeiten der Teilnahme gibt es auf <a target="_blank" rel="nofollow" href="http://www.gibmireinzeichen.de">www.gibmireinzeichen.de</a>.</div>

Autor:

Josephine Macfoy aus Schöneberg

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