Wer Spenden für Vereine sammeln will, braucht viel Fachwissen

Wie bekommt man die Menschen dazu zu spenden? Bei vielen Organisationen lautet die Antwort darauf: durch professionelles Marketing. | Foto: fotolia.com, Stockfotos-MG
  • Wie bekommt man die Menschen dazu zu spenden? Bei vielen Organisationen lautet die Antwort darauf: durch professionelles Marketing.
  • Foto: fotolia.com, Stockfotos-MG
  • hochgeladen von Josephine Macfoy

Berlin. Wer bei Fundraising an die klassische Klimperdose denkt, hat das Berufsprofil unterschätzt. Das Spendensammeln ist heute eine überlebenswichtige Komponente gemeinnütziger Arbeit und dementsprechend professionell organisiert.

Die Diakonie sucht einen Referenten für Fundraising. Ausgiebige Kenntnisse im Finanzmanagement sollen die Bewerber mitbringen, Erfahrung mit Datenbanken wird vorausgesetzt. Die Tierschutzorganisation Animal Equality erwartet eine einschlägige Berufsausbildung und viel Praxis. Fernab der bekannten Straßensammlungen ist Fundraising längst ein hochprofessionelles Geschäft, vor allem, wenn es um Großspender geht.

„Man muss in der Lage sein, Menschen ein Produkt zu vermitteln, eine Idee, für deren Unterstützung sie nichts weiter bekommen als ein gutes Gefühl“, sagt Arne Peper, Geschäftsführer des Deutschen Fundraising Verbandes. Nicht nur Stellenanwärter, sondern auch Organisationen im gemeinnützigen Bereich müssen sich heute profilieren.

Während des vergangenen Jahrzehnts hat sich die Vereinslandschaft stark verändert. Die Zahl der Akteure, die für ihre Sache um Geldgeber werben, ist deutlich gewachsen. Wie eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, wurden beispielsweise ein Drittel der heutigen Fördervereine erst nach 2006 gegründet. „Auch im Zuge der Flüchtlingskrise sind viele Organisationen entstanden, die sehen müssen, wie sie sich tragen, wenn ihre staatliche Förderung ausläuft“, sagt Peper. Zwar ist laut der „Bilanz des Helfens“ des Deutschen Spendenrates seit 2005 das Spendenvolumen deutlich gestiegen. Allerdings nimmt dafür die Unterstützung durch die öffentliche Hand ab.

Für die Engagierten bedeutet diese Entwicklung eine Konkurrenz um begrenzte Gelder. Wer heute erfolgreich Mittel sammeln will, ist auf Wirtschaftssinn und ein Händchen für Werbung angewiesen. Nur etwa zehn Prozent der Spenden gehen ohne Aufforderung ein. Soziale Träger müssen für ihre guten Zwecke aktiv werben und brauchen Angestellte, die dieser Herausforderung gewachsen sind.

Längst gibt es deutschlandweit Bildungsanbieter, die auf diese Situation reagieren. Die Berliner ebam Business Akademie ist einer von ihnen. „Erfolgreich Spenden sammeln“ lautet das Thema eines eintägigen Kurses. Die Teilnehmer lernen, Spenden zu akquirieren und öffentliche Fördermittel zu beschaffen. Die Kursgebühr beträgt 375 Euro, die Arne Peper allerdings für branchenüblich hält. Denn Bildungsangebote sind eine Investition in den Erfolg der Spendensammler. Carola Schaaf-Derichs vom Landesnetzwerk Bürgerengagement sieht solche Schnellkurse dagegen eher skeptisch. „Das Gefühl für den Wirtschaftssektor, aus dem das Geld kommt, kann man nicht an einem Tag vermitteln. Der bringt höchstens einen Einblick“, sagt sie.

Da freie Träger nur 20 Prozent ihrer Einkünfte für die Verwaltung ausgeben dürfen, sind gerade kleinere Einrichtungen schnell überfordert, wenn es um umfangreiche Marketingkonzepte geht. Besonders für lokal arbeitende Organisationen ist daher außer Professionalität laut Peper noch etwas anderes wichtig: stabile Netzwerke und eine gute Verankerung in der Nachbarschaft. JoM

Autor:

Josephine Macfoy aus Schöneberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 313× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 622× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 599× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.009× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.