Sonnenbad auf der Kreuzung: Auf dem Nettelbeckplatz steht ein ziemlich abgefahrener Brunnen

Abgefahrener Brunnen: „Tanz auf dem Vulkan“ heißt er und steht auf dem Nettelbeckplatz. | Foto: Dirk Jericho
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Der heutige Nettelbeckplatz war mal eine Kreuzung mit Kreisverkehr und Straßenbahn. Heute ist er ein vom Verkehr umtoster Platz mit einem poppigen Brunnen in der Mitte.

Studenten chillen auf den breiten Rundbänken um den Bäumen, Trinker sitzen auf dem Granitbecken des Vulkanbrunnens und kippen ihr Bier in der Mittagssonne, Flaschensammler wühlen in den Papierkörben, und in den Restaurants am Platzrand ist es richtig voll: Wo sich heute die Leute ausruhen, einen türkischen Mocca schlürfen oder einfach auf der Bank liegen, war einmal das reinste Verkehrschaos. Der 1884 nach Joachim Nettelbeck, Volksheld und Verteidiger bei der Belagerung Kolbergs 1807, benannte Platz war eine wuselige Kreuzung der Gerichtstraße, Reinickendorfer und Lindower Straße.

Wurden 1893 noch die Freiflächen zwischen den Straßen bepflanzt, wurden wegen des hohen Pflegeaufwandes 1921 die Pflanzen entfernt und die Flächen gepflastert. Über die Kreuzung ratterten vier Straßenbahnlinien, ab 1953 über die Mittelinsel des seinerzeit errichteten Kreisverkehrs. Fußgänger konnten nicht auf den Nettelbeckplatz, das war wegen des Verkehrs nicht möglich.

Nach Plänen des Architekten Günther Fischer wurde der Platz zwischen 1981 bis 1987 in einen Stadtplatz umgebaut. Im Zuge der Stadterneuerung in Wedding wurde 1985 die Verkehrsführung der Reinickendorfer Straße geändert. Der Verkehr wird seitdem nördlich des Platzes in die Pankstraße umgelenkt.

Das Highlight auf dem Nettelbeckplatz ist der Brunnen, der 1988 im Rahmen von „25 Jahre Stadterneuerung für Menschen im Wedding“ eingeweiht wurde. „Tanz auf dem Vulkan“ hat die Bildhauerin Ludmila Seefried-Matějková ihre Brunnenplastik genannt. Ihr Entwurf wurde 1986 in einem Kunstwettbewerb unter fünf Berliner Künstlern von einer Jury als bester ausgewählt. Aus dem runden Brunnenbecken aus rötlichem und hellgrauem Granit (Durchmesser neun Meter) erhebt sich ein zwei Meter hoher Vulkan. Oben auf dem Kegel stehen fünf lebensgroße Bronzefiguren, die tanzen und in alle Platzrichtungen schauen. Eine ist eine Sängerin mit hochgestrecktem Arm. Zu ihren Füßen sitzt ein Pianospieler im Wasserbecken. Vom Vulkangipfel plätschert das Wasser auf sein Piano aus schwarzem Eruptivgestein und die eingelassene Klaviatur aus Bronze. Wenn man genau hinschaut, sieht man, dass der Spieler einen Huf hat. Er ist ein Satyr, ein Mischwesen der griechischen Mythologie.

Die Künstlerin Ludmila Seefried-Matějková hat ihren Brunnen so beschrieben: „Der Vulkan symbolisiert die heutige Welt: Die Menschen, die – animiert vom Satyr – um den Krater des Vulkans tanzen, singen und balancieren, wollen die Gefahr nicht wahrhaben, die Menschen wollen leben!“.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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