Abgespeckter "Kiezblock Light"
Stadträtin stellt Pläne für Kiezblock im Brüsseler Kiez vor
Der Bellermann-Kiez ist Mittes erster Kiezblock. Jetzt folgt der Brüsseler Kiez hinter dem Rathaus Wedding. Verkehrsstadträtin Almut Neumann (Grüne) stellte jetzt die Pläne vor.
Pollerreihen und Einbahnstraßen sollen den Durchgangsverkehr im Brüsseler Kiez reduzieren. „Wir wollen den Verkehr mit möglichst einfachen Mitteln auf die Hauptstraßen umleiten“, sagt Almut Neumann (Grüne). „Kiezblock Light“ nennt Mittes grüne Umwelt- und Verkehrsstadträtin das Konzept für den zweiten Kiezblock im Bezirk. Wie das konkret aussehen soll, stellten die Stadträtin und Mitarbeiter des Straßen- und Grünflächenamtes kürzlich den Anwohnern vor.
Zwölf Kiezblocks will das Bezirksamt in den nächsten Jahren realisieren. Der erste ist der Bellermann-Kiez, wo die ersten Diagonalsperren bereits stehen. Bis Anfang 2023 will man mit dem Weddinger Superblock durch sein. Nun folgt der Brüsseler Kiez, der zwischen Müllerstraße, Seestraße, Amrumer und Luxemburger Straße liegt. Wie viele andere Wohnviertel hat er ein Problem. „GPS und Googel Maps leiten immer mehr Autos hier durch“, sagt Neumann. Die Nebenstraßen dienen als Abkürzung. „Das führt zu schlecher Luft, Lärm und ist ein Problem für die Verkehrssicherheit von Fußgängern und Radfahrern.“ Zwar wünsche sie sich wie viele Anwohner mehr als nur eine Kiezblock-Light-Version, so die Stadträtin weiter. Mit mehr Grün und ohne Autos. Aber der Bezirk habe begrenzte finanzielle Ressourcen und ein „großes Personalproblem“. Sechs Planer seien für den gesamten Bezirk Mitte verantwortlich. Da sind perfekte Kiezblocks nach dem Vorbild Londons oder Barcelonas nicht überall drin.
Poller verhindern Durchgangsverkehr
Die abgespeckte Variante für den Brüsseler Kiez sieht daher so aus. An drei Orten sollen Pollerreihen diagonal über die Straße den Durchgangsverkehr unmöglich machen. Auf der Antwerpener Straße sind jeweils sechs Poller an zwei Stellen geplant, um das Durchfahren der Brüsseler und Ostender Straße zu blockieren. Abbiegen können die Autofahrer an den Kreuzungen aber weiterhin. Sechs weitere Poller teilen die Genter Straße von der Limburger ab. Viele Autofahrer nutzen die Genter Straße als Ausweichstrecke zur Müllerstraße. Laut Planerin Laura Fritsche vom Straßen- und Grünflächenamt soll der Bereich an der abgehängten Limburger Straße, die am Zeppelinplatz vorbeiführt, komplett autofrei werden. Die Genter Straße endet dort dann als Sackgasse. Für Rettungsfahrzeuge, Feuerwehr und BSR sind die mittigen Poller per Schlüssel herausnehmbar.
Laut Konzept soll es auch zwei Einbahnstraßen geben. Die eine führt ab Brüsseler Straße auf der Genter Straße Richtung Seestraße, die andere auf der Lütticher Straße von der Seestraße kommend in Richtung Ostender Straße. Die Einbahnstraßen sollen dort die Ampel-Umfahrungen verhindern. Ob die Brüsseler Straße möglicherweise zur Fahrradstraße wird, steht noch nicht fest.
Einige Anwohner, die beim Vor-Ort-Termin dabei waren, sorgten sich darum, mit dem Auto nicht mehr bis zur Haustür kommen zu können beziehungsweise große Umwege etwa über die Müllerstraße fahren zu müssen. Der Anliegerverkehr sollte darum nicht vergessen werden, mahnte eine Frau. Eine Anwohnerin befürchtete „großes Chaos“, wenn der Verkehr vom Wochenmarkt der Genter Straße nicht mehr abfließen könne. Schon jetzt stünden die Autos und Lieferfahrzeuge an den Markttagen mittwochs und sonnabends regelmäßig in zweiter Reihe und verstopften die Straße. Andere wünschten sich die Fahrradstraße und Asphalt statt Kopfsteinpflaster auf der Brüsseler Straße.
Bürgerinitiative kämpfte für Beruhigung
Losgehen soll es mit den Maßnahmen im Brüsseler Kiez im kommenden März. Dann werden zunächst die Poller vormarkiert. Die Gesamtkosten stehen laut Straßen- und Grünflächenamt erst mit der Vorplanung fest. Ein Poller kostet komplett etwa 450 Euro, informiert Felix Ross vom Straßen- und Grünflächenamt. 18 sind im Brüsseler Kiez insgesamt geplant.
Die Verkehrsberuhigung im Brüsseler Kiez ist schon lange ein Thema. Eine Bürgerinitiative kämpft seit Jahren dafür. Gemeinsam mit einem Studenten der Beuth-Hochschule, der selbst im Brüsseler Kiez wohnt und seine Bachelorarbeit zum Thema geschrieben hat, legten sie dem Bezirksamt einen entsprechenden Entwurf vor. Das Bezirksamt entwickelte den Entwurf zum jetzigen Konzept weiter. Und auch die Bezirksverordnetenversammlung hatte das Konzept im vergangenen November zur Umsetzung empfohlen. Die Pläne finden sich auf der Website des Bezirksamtes.
Für einfache Durchfahrtssperren und Einbahnstraßen engagieren sich aktuell auch Anwohner aus dem Weddinger Antonkiez, unter anderem mit einer Online-Petition. Das könnte der nächste Kiezblock in Mitte werden.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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