Christiania am Plötzensee
Aroma-DJ und Aquapark – Die neuen Pächter des Strandbades haben große Pläne

Geschäftsführerin Katharina Zahn (links) und Semsa Bostandzija vom neuen Betreiberteam im Strandbad Plötzensee. Ihre Männer wollten nicht aufs Foto.  | Foto: Dirk Jericho
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Das fast 100 Jahre alte Naturbad Plötzensee mit den denkmalgeschützten Gebäuden und dem schönen Park soll ein ganz besonderer Wohlfühlort werden. Ende Mai eröffnet das Strandbad.

Die neuen Betreiber haben erst seit ein paar Wochen die Schlüssel. Seitdem ackern die vier und ihre Freunde, um das verdreckte Gelände und die demolierten Gebäude in Ordnung zu bringen. Mit Hilfe von Dutzenden Helfern – Schwimmern, Mitgliedern in Sportvereinen und Nachbarn – wurden Laub, Müll und Schutt in knapp 30 riesigen Containern entsorgt. Der von den Bäderbetrieben als Eigentümer angekündigte Eröffnungstermin 1. Mai war beim besten Willen nicht zu halten. Ende Mai soll der Strandbetrieb nun starten. Gebaut und renoviert wird wohl noch länger. Die geplanten Angebote kommen nach und nach dazu.

„Unglaublich“ fand Michel Verhoeven den vermüllten Zustand „und wie man so mit Denkmalschutz umgeht“, so der Chef der Nordufer Event GmbH. Bergeweise Schrott und Schutt überall. Bei einem Einbruch im März wurden fast alle Fenster zerstört und Kabel und Armaturen geklaut. Zu den Vandalismus- und Einbruchschäden wollten sich die Bäderbetriebe wegen der laufenden Ermittlungen nicht äußern.

Holländer sucht Strandabenteuer in Berlin

Jetzt beginnt eine neue Zeit am Plötzensee. Das Team um den Holländer Michel Verhoeven hat sich nichts anderes vorgenommen, als aus dem wunderschönen Naturbad mit großem Park einen einzigartigen Ort für alle zu machen. Verhoeven ist der Kreativkopf der vierköpfigen Pächtertruppe. Er hat vor 25 Jahren den legendären Strandpavillon Woodstock 69 an der Nordsee gegründet. Was als kleine Surferstation anfing, ist heute eine international bekannte Chill-Out-Area für Surfer, Schwimmer und Leute, die bei Livemusik, Drinks und gutem Essen abschalten wollen. Den Strandpavillon in Bloemendaal aan Zee, 20 Minuten von Amsterdam entfernt, hat Verhoeven vor kurzem verkauft. Als seine Freunde aus Rheine ihn fragten, ob er Bock auf ein neues Strandabenteuer in Berlin habe, war er dabei.

Etwa eine Million Euro werden die neuen Betreiber in den kommenden zehn Jahren in das Strandbad investieren. 300 000 Euro sind vertraglich für die Bauunterhaltung festgelegt. Weit über 100 000 Euro haben die Neuen bereits für die Müllentsorgung und die Verlegung neuer Elektroleitungen ausgegeben. Im gesamten 270 Meter langen Strandbereich wurden Tonnen von alten Fundamenten und Müll herausgesiebt. Vor Strandbad-eröffnung fährt auch ein spezielles Amphibienfahrzeug durch das Wasser, um Schlamm, Müll und Schrott rauszuholen. Dann riecht es auch nicht mehr muffig am Strand. Das wurde hier noch nie gemacht und ist wichtig für das neue Wohlfühlkonzept.

Plötzensee für alle Sinne

Riechen, hören, schmecken – Verhoeven will einen Plötzensee für alle Sinne. Damit die Besucher gleich nach dem Ticketkauf am originalen Westberliner Checkpoint-Pavillon ein Naturerlebnis bekommen, soll der Park mehr sein als eine Grünanlage. Ein Aroma-DJ wird Öle verteilen und neue Pflanzen sollen Bienen und Schmetterlinge anlocken. „Wenn du hier reinkommst, musst du den Park riechen und Schmetterlinge sehen“, so Michel Verhoevens Vision. „Der Park bekommt wieder einen Duft“, sagt der 51-Jährige. Er will noch nicht alle Ideen „an die große Glocke hängen“ und die Sache langsam angehen. Er spricht von Kinderfestivals oder Livemusik am Strand. Oben sollen vier wechselnde Foodtrucks stehen. Am Strand wollen die Betreiber einen Container mit Á-la-carte-Restaurant, Bar und Live-Kochen hinstellen. Damit das perfekt zum Baudenkmal passt und ein cooler Hingucker wird, planen Architekten derzeit eine „organische Architektur“. Es soll so aussehen, „als wenn die Natur die Stadt übernimmt“, sagt Verhoeven.

Er kennt viele Kreative und Künstler, die sich hier austoben wollen und zum Beispiel im Park ausstellen. Eine Park mit Erlebnis will Verhoeven. Ihm schwebt so etwas vor wie die Künstlerkommune Christiania in Kopenhagen vor, „nur nicht so hippimäßig“. Skate-Events, Yoga, Kurse in Stand Up Paddling und einen Aquapark mit aufblasbaren Wasserspaßburgen soll es geben. Im Winter sind Eisstockschießen und ein holländischer Weihnachtsmarkt geplant. Und das sind alles nur die ersten Ideen.

Der Eintritt ins Strandbad Plötzensee kostet wie früher 5,50, ermäßigt drei Euro. Bestimmte Livekonzerte, Kurse oder die Nutzung des Aquaparks kosten extra.

Infos zum Strandbad Plötzensee unter http://strandbad.ploetzensee.de .

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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