Campen an der Hauptstraße
Wedding. Seit 2004 gibt es in der Chausseestraße Ecke Boyenstraße an der Grenze zwischen Wedding und Mitte einen Caravan-Stellplatz. Das allerdings ändert sich mit den Baumaßnahmen für Europacity.
Osman Erbas hat es sich gemütlich gemacht. Er sitzt vor seinem Wohnmobil und schaut auf die viel befahrene Chausseestraße. Während draußen der Verkehr auf einer der lautesten Straßen Berlins vorbei donnert, plant Erbas seinen Nachmittagsausflug. Der 70-jährige Rentner will sich noch mit seiner Frau Gülüzar und seinem Enkel Burak das Regierungsviertel anschauen. In Berlin war er das letzte Mal vor der Wende, als hier wenige Meter neben dem Campingplatz noch die Mauer stand. Jetzt ist er hier, weil er seine Enkeltochter abholen möchte, die in Berlin Kosmetikerin lernt. Den Trip aus Nattheim in die Hauptstadt verbindet der Baden-Württemberger mit einer dreitägigen Stadtvisite.
Seit elf Jahren machen auf dem früheren Parkplatz am Erika-Hess-Eisstadion Caravans halt. Der Platz ist beliebt, weil er mitten in der City ist. Betreiberin Ramona Seller ist zufrieden mit dem Geschäft. Bis zu 50 Reisemobile passen auf den Platz. Für 20 Euro pro Tag können sie stehen; Strom, Klo und Dusche inklusive. Viele Deutsche und Holländer kommen hier her, aber auch Touristen aus Schweden, Italien oder Norwegen. Der Straßenlärm scheint die Caravan-Touristen nicht sonderlich zu stören.
Seller ist schon die dritte Betreiberin der „Internationalen Reisemobilstation Berlin-Mitte“. Doch in ein paar Jahren muss auch sie hier weg. Das Grundstück neben dem Erika-Heß-Eisstadion ist eine sogenannte Vorhaltefläche des Bezirks. Das Bezirksamt verpachtet damit das Grundstück nur temporär.
Auf der Fläche soll eine neue Grundschule für das neue Wohngebiet Europacity, das entlang der Heidestraße bis zur Perleberger Brücke entsteht, gebaut werden. Wenn die Camper weg sind, werden hier einmal 450 Kinder lernen. Die Pläne stehen noch am Anfang. Die Immobilienfirma CA Immo ist Haupteigentümer des insgesamt 40 Hektar großen Areals des ehemaligen Containerbahnhofs entlang der Heidestraße, auf dem hunderte Büro- und Wohnhäuser entstehen. Die Investoren müssen die neue Schule finanzieren. Zahlen und Pläne gibt es noch nicht. Der Neubau wird aber mehrere Millionen Euro kosten. DJ
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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