Firma sammelt Zahnbürsten, Stifte und Zigarettenkippen
"Unsere Aufgabe ist erfüllt, wenn wir es geschafft haben, das Material in den Kreislauf zurückzubringen", sagt Wolfram Schnelle, General Manager für Deutschland, Österreich und Schweiz. Der Witz an der Sache: Wirtschaftlich gesehen lohnt sich das Ganze gar nicht; das Einsammeln und Verarbeiten ist teurer als der Verkaufspreis des neuen Produkts. Aber TerraCycle tritt an die Hersteller heran, und die finanzieren die Wiederverwertung. Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch fürs Image.
Recyceln sei nie die optimale Lösung, so Schnelle. "Besser ist es, weniger zu konsumieren und Produkte wiederzuverwenden". Dann folge das so genannte Upcycling: Bei der industriellen Verpackung fallen viele Reste an, die man verwenden kann, ohne sie einzuschmelzen. So verwandeln sich Shampooflaschen in Vorhänge, aus Zahnpastatuben in Umhängetaschen, Trinkbeutel in Lampenschirme.
Aber auch das Recycling lohnt sich, weil es Ressourcen, sprich Erdöl, spart. Die Stoffe werden getrennt, das Plastik zu Pellets eingeschmolzen, aus denen Neues entsteht. In Berlin gibt es bereits 87 aktive Sammelstellen, bei denen jeweils bis zu 200 Leute mitmachen. Wie sieht das konkret aus? Eine Kita stellt eine Zahnbürsten-Sammelbox auf. Auf der TerraCycle-Internetseite gibt es kostenlose Versandetiketten zum Ausdrucken. Das Paket geht auf die Reise, wird im Lagerhaus gewogen und der Absender erhält pro Bürste zwei Cent auf seinem Internetkonto gutgeschrieben. Das Geld kann er spenden oder, falls er gemeinnützig ist, behalten.
Auch Berliner Kneipen, Bars und Restaurants können mitmachen und Kippen sammeln. Die werden geschreddert, Tabak, Papier und Filter getrennt. Die Filter aus Zelluloseacetat haben Eigenschaften wie Plastik und können ebenfalls zu Pellets verarbeitet werden. In Kanada zum Beispiel werden daraus Paletten gemacht.
Apropos: TerraCycle ist in 23 Ländern aktiv. In Europa machte Wolfram Schnelle vor vier Jahren in London den Anfang, inzwischen sind bereits 14 Länder mit von der Partie. Was Schnelle selbst wundert: "Wir haben keine Konkurrenz."
Es war übrigens ein US-Amerikaner, der die im Jahr 2001 Idee hatte. Der 19-jährige Princeton-Student Tom Szaky kam in den Ferien nach Hause und wunderte sich über das gute Gedeihen der Pflanzen. Freunde erklärten, sie hätten Würmer mit Essensresten gefüttert und den Kot als Dünger benutzt. Flugs kaufte der Student 20 000 Würmer, besorgte Futter in der Princeton-Kantine und verflüssigte den Kot. Dann heuerte er Pfadfinder an, die für ihn Sprühflaschen aus Mülltonnen kramten. Weil das aber zu unhygienisch war, bat er Unternehmen um Sponsoring. Zu seinem Erstaunen waren etliche bereit, für die Aufbereitung des eigenen Plastikmülls zu zahlen: TerraCycle konnte an den Start gehen.
Das Ganze scheint keine Grenzen zu kennen: Momentan arbeitet man daran, gebrauchte Windeln zu recyceln. Wer bei der Sammelaktion mitmachen möchte, findet alle Informationen auf www.terracycle.de.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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