Das alte Haus im neuen
Fassade des Gebäudes neben der Brotfabrik frisch saniert
Monatelang war das Wohnhaus an der Prenzlauer Promenade 4 neben dem Kulturzentrum Brotfabrik eingerüstet.
Vor wenigen Tagen wurde das Gerüst abgebaut. Sichtbar wurde eine frische Fassade. Damit wurde die erste Etappe der Sanierung abgeschlossen, die der Eigentümer, das Bezirksamt, vor einem Jahr begann. Bisher wurden Dach, Fassade und Fenster komplett erneuert.
„Das Farbkonzept für die Fassade stammt von unseren Architekten und soll an die Geschichte des Hauses erinnern“, berichtet Jörg Fügmann, der Geschäftsführer der Brotfabrik. Wie auf einer historischen Postkarte zu sehen ist, befand sich hier ein Haus mit Erdgeschoss und zwei Etagen sowie ein Anbau. Die Umrisse dieses Ensembles finden sich farblich auf der neuen Fassade wieder.
Die Idee: Das alte Haus steckt im neuen drin. Es wurde 1870 erbaut. Es gab drei Wohnungen und eine Gaststätte „Schnelles Gesellschaftshaus“. „Teile dieser Kneipe sind als Neuer Salon bei uns immer noch erhalten“, berichtet Jörg Fügmann. Weiterhin gab es eine Bäckerei im Keller. Dort gründete August Lehmpfuhl die Baptistengemeinde Weißensee. Der Brotauskühlraum ist noch vorhanden.
Jörg Fügmann: „1890 kam dann Michael Kohler und begründete im Keller die ‚Brotfabrik Michael Kohler. Erste Zerpenschleuser Landbrotbäckerei‘.“ Kohler gehörte zu den Honoratioren der Gemeinde Weißensee. Er verstarb 1914 und ist auf dem städtischen Friedhof Schönstraße beigesetzt. 1914/15 wurde das Haus mit einem großen Mietshaus überbaut, aber eben ohne es abzureißen. "Es steckt also immer noch im heutigen Gebäude", erklärt Jörg Fügmann. „Auch die eigentliche Brotfabrik entstand damals.“ Die Kohlers wohnten hier und ihre Bäcker bestand bis in die 50er-Jahre hinein.
Das Haus wird nach Abschluss der Sanierung 2021 vom Bezirk gemeinsam mit dem bbk (berufsverband bildender künstlerinnen berlin) als Atelierwohnhaus betrieben.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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