Neues Bauen an der Buschallee: Vor 90 Jahren begannen die Arbeiten nach Plänen Bruno Tauts

Blick in die Buschallee kurz nach Fertigstellung der Häuser in den 30er-Jahren und heute. | Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
2Bilder
  • Blick in die Buschallee kurz nach Fertigstellung der Häuser in den 30er-Jahren und heute.
  • Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Vor 90 Jahren begannen die Bauarbeiten für eine ganz besondere Wohnanlage. Diese befindet sich an der Buschallee und reicht bis in die Gartenstraße, die Hansastraße und die Sulzfelder Straße hinein.

Im Auftrage der Gemeinnützigen Heimstätten-, Spar- und Bau-Gesellschaft (Gehag) wurden dort Wohnungen in einem Stil gebaut, der bis dahin unüblich für Berlin war. Bis etwa 1920 baute man in Berlin auf teurem Bauland sogenannte Mietskasernen. Das waren enge Massenquartiere mit dunklen Hinterhöfen. In der Zeit der Weimarer Republik setzte sich dann allerdings ein anderer Baustil durch: das Neue Bauen. Im sozialen Wohnungsbau entstanden Blockrandbebauungen mit weiten Innenhöfen und Grünanlagen, die ein „bezahlbares Wohnen mit Licht, Luft und Sonne“ gestatteten

Einer der Architekten, die diesen Baustil prägten, war Bruno Taut. In Berlin schuf er über 10 000 Wohnungen, unter anderem in der Carl-Legien-Siedlung in Prenzlauer Berg, in der Hufeisensiedlung in Britz und der Gartenstadtsiedlung Am Falkenberg in Altglienicke. Taut war von 1924 bis 1932 auch Chefarchitekt der Gehag. So wie in den Großsiedlungen sollte auch entlang der Buschallee in neuem Stil gebaut werden. Die viergeschossigen Wohnzeilen mit einer Gesamtlänge von rund einem Kilometer, die heute an der Buschallee stehen, wurden in den Jahren 1928 bis 1930 nach Bruno Tauts Plänen errichtet.

Der Architekt gliederte die Bebauung nach den Himmelsrichtungen. Die Südfassaden der Häuser erhielten kastenartig vorgesetzte Loggien. Die Nordfassaden haben indes überwiegend homogene Fronten. Sie haben dafür unterschiedlich geformte, versetzte Fenster. Außerdem wurden die Fassaden nach einem von Taut vorgegebenen Farbkonzept gestaltet.

Damit die Hauszeilen nicht allzu monoton aussehen, konzipierte Bruno Taut eingeschossige Kopfbauten, die wohl am prägnantesten an der Kreuzung Hansastraße wirken. Die Fassaden der Häuserzeilen wurden jedoch in den vergangenen Jahrzehnten baulich verändert. Sie erhielten einen Rauputz, und die Fassadengestaltung wurde vereinfacht. Im Zuge von Sanierungsarbeiten in den späten 1990er-Jahren ist die ursprüngliche Farbgebung teilweise wiederhergestellt worden.

Das Besondere an dieser Bebauung nach Entwürfen von Bruno Taut ist sicherlich, dass an den der Straße abgewandten Seiten der Häuserzeilen begrünte Freiflächen entstanden. Die Wohnzeilen Buschallee 24-30 und 31-48 erhielten sogar Mietergärten. Damit wurde auf die Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er-Jahre reagiert. Man wollte den Mietern ermöglichen, selbst Obst und Gemüse anzubauen oder gar Kleinvieh zu halten. Heute befinden sich die Wohnzeilen, die einst von Bruno Taut entworfen wurden, im Besitz von Unternehmen der Deutschen Wohnen Gruppe.

Blick in die Buschallee kurz nach Fertigstellung der Häuser in den 30er-Jahren und heute. | Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
Die Häuserzeilen in der Buschallee heute. In Mittellage fährt inzwischen die Straßenbahn. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

88 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 313× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 622× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 599× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.008× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.