Wenn Friedhöfe Bauland werden
Stephanus-Stiftung und Stadtentwickler planen Wohnungen, Schule, Kita und Pflegeeinrichtungen

Der Friedhof Georgen-Parochial III: Der brach liegende Teil soll in absehbarer Zeit bebaut werden. | Foto: Bernd Wähner
6Bilder
  • Der Friedhof Georgen-Parochial III: Der brach liegende Teil soll in absehbarer Zeit bebaut werden.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Ungenutzte Flächen zweier Weißenseer Friedhöfe sollen in absehbarer Zeit bebaut werden. Dort sollen unter anderem Wohnungen und Einrichtungen der Stephanus-Stiftung entstehen.

Ein Entwurf für ein städtebauliches Konzept liegt bereits vor. Entwickelt wurde es von der Gruppe Planwerk gemeinsam mit der Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft und dem Redaktionsteam „Wohnen für alle“. Bebaut werden sollen etwa 4,6 Hektar des Friedhofs Georgen-Parochial III zwischen der Kleingartenanlage Frieden und dem noch bewirtschafteten Friedhofsteil und der Gustav-Adolf- und Roelckestraße. Weitere 1,6 Hektar umfasst der 60 bis 80 Meter breite Geländestreifen auf dem Friedhof Segen an der Roelckestraße zwischen Amalien- und Große Seestraße, der ebenfalls bebaut werden soll.

Die Zahl der Bestattungen in Berlin nimmt stetig ab. Außerdem gibt es zunehmend Urnen- und kaum noch Sargbestattungen. Dementsprechend weniger Platz wird auf den Friedhöfen gebraucht. Große Flächen werden seit Jahren nicht mehr bewirtschaftet und liegen brach, was auch die Einnahmen der Friedhofsträger schmälert. Da jedoch Friedhofsträger verpflichtet sind, die Anlagen als Orte der Trauer und der Kultur in einem angemessenen Zustand zu halten, sind Investitionen nötig. Um eine Balance zwischen Einnahmen und Ausgaben unter diesen Bedingungen zu halten, wurde vor zehn Jahren der Evangelische Friedhofsverband Berlin Stadtmitte (EVFBS) als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründet. Er kümmert sich um 46 Friedhöfe in sieben Berliner Bezirken, so auch in Pankow. Der EVFBS ist Träger der betreffenden Friedhöfe.

Um nötige Investitionen in Millionen-Höhe tätigen zu können, stellt der Friedhofsverband sukzessive nicht benötigte Flächen als Bauland zur Verfügung. Man setze dabei aber Prioritäten auf sozialorientiertes und genossenschaftliches Bauen, und zu einem kleinen Teil sollen auch Baugruppen die Möglichkeit haben, darauf Wohnraum zu errichten, sagt Siegfried Kleimeier von der Stattbau Stadtentwicklungsgesellschaft.

In Weißensee hat man sich deshalb entschlossen, ein Konzept gemeinsam mit der Stephanus-Stiftung und fünf jungen Genossenschaften zu entwickeln. Das städtebauliche Konzept für die Fläche Georgen-Parochial III sieht eine Vierteilung des Geländes vor, wobei die Teile am Ende wieder zu einer Einheit verschmelzen sollen. Geplant ist, dass an der Gustav-Adolf-Straße eine dreizügige Grundschule mit Sporthalle entsteht. Südlich davon möchte die Stephanus-Stiftung drei Gebäude für betreutes Wohnen, Pflegeeinrichtungen und eine Kita errichten. Westlich von Grundschule sollen fünf weitere Gebäude mit jeweils 50 Wohnungen entstehen. Jedes dieser Häuser wird von einer anderen der „jungen Genossenschaften“ errichtet. Mit im Boot sind die Mietergenossenschaft Selbstbau, die Selbstbaugenossenschaft Berlin, das Studentendorf Schlachtensee, die WBG „Am Ostseeplatz“ und „Bremer Höhe“. Auf der Fläche südlich von den Genossenschaften und der Stephanus-Stiftung sind außerdem noch 10 500 Quadratmeter frei, die für das familienorientierte Wohnen einem Baugruppenprojekt zur Verfügung gestellt werden sollen.

Noch nicht ganz so detailliert ist das Konzept für den Grundstücksstreifen auf dem Friedhof Segen. Dort wird die Stephanus-Stiftung ihr Projekt „Village“ umsetzen. Es soll quasi ein kleines „Dorf“ für geflüchtete Menschen entstehen, und zwar mit Platz für 156 Erwachsene und 34 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Umgesetzt werden soll ein Konzept mit vier Säulen – mit Unterkünften, Bildungs-, Arbeitsintegrations- und Begegnungsangeboten. Das „Village“ soll auf etwa einem Drittel der Fläche errichtet werden. Daran soll sich dann ein neu anzulegender Waldspielplatz anschließen. Schließlich könnte noch ein Neubau mit Wohnungen, Ateliers und Arbeitsräumen in experimenteller Bauweise entstehen. Bei diesem Vorhaben sei aber noch „nicht alles in trockenen Tüchern“, meint Siegfried Kleimeier.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

89 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 2.812× gelesen
BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 2.162× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 2.772× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 3.685× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.