In die Zukunft investiert
Viel damals Gekauftes ist noch heute kommunales Eigentum

Blick auf die einstige Stadthalle Weißensee (1920). Sie wurde vor 110 Jahren eröffnet. In ihr fanden bis zu tausend Menschen Platz. | Foto: [bildautor]Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde[/bildautor]
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  • Blick auf die einstige Stadthalle Weißensee (1920). Sie wurde vor 110 Jahren eröffnet. In ihr fanden bis zu tausend Menschen Platz.
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Eine erfolgreiche Bilanz der kommunalen Investitionstätigkeit konnte die Gemeindeverwaltung Weißensee vor 110 Jahren ziehen.

Ganze acht Millionen Goldmark wurden allein 1908 in den Aufbau des Ortes gesteckt. Und etliches von den einstigen Investitionen kann man heute noch entdecken. Nach der Vereinigung von Alt-Weißensee (Dorf) und Neu-Weißensee (früheres Rittergut) war die fusionierte Landgemeinde Weißensee 1908 ganze drei Jahre alt. Neue Männer standen an der Spitze der Gemeindeverwaltung. Und deren Ziel war es: Die Gemeinde sollte zur Stadt ernannt werden.

Zu diesem Zweck wurde ein Grunderwerbsfonds in der Gemeinde gegründet. Dieser sollte Ländereien erwerben und sie als Bauland preisgünstig an Investoren weiterverkaufen. Das Hochbauamt der Gemeinde unter Leitung von Carl James Bühring erarbeitete entsprechende Bauangebote. So sollte die Gemeinde weiter wachsen, um möglichst rasch das Stadtrecht zu erlangen.

Geplant war, vor allem Mehrfamilienhäuser zu errichten. Die Weißenseer Gemeindeverwaltung begann 1908, auf das künftige Erscheinungsbild des Ortes stark Einfluss zu nehmen. Strukturen, die heute für Weißensee typisch sind, wurden seinerzeit angelegt.

Noch im Frühjahr 1908 war das erste neue Weißenseer Mehrfamilienhaus fertig. Es befindet sich an der Pistoriusstraße 24. Gleich nebenan wurde emsig weitergebaut. Im September desselben Jahres eröffnete die neue Gemeindeturn- und Festhalle an der Pistoriusstraße 23. Später wurde sie als Stadthalle Weißensee bekannt. Von ihr ist heute nur noch die ehemals angeschlossene Gaststätte übrig geblieben, in der sich das Frei-Zeit-Haus befindet. Im Februar 1945 wurde die Stadthalle ein Opfer von Fliegerbomben. Die Reste des Bauwerks blieben danach noch einige Jahre stehen, ehe sie abgerissen wurden.

Nicht nur in Häuser, auch in das Abwassersystem investierte die Weißenseer Gemeindeverwaltung. In der Pistoriusstraße entstand eine Pumpstation, und es wurde das bei Bernau gelegene Gut Birkholz erworben, um auf den dortigen Feldern eine eigene Verrieselung vorzunehmen.

Für fast 1,5 Millionen Goldmark wurde das Ruthenberg’sche Elektrizitätswerk in der Große-See-Straße in Gemeindeeigentum überführt. Außerdem dehnte man die Straßenbeleuchtung von den Haupt- auf die Nebenstraßen aus. Die endgültige Inbetriebnahme der Industriebahn Tegel-Friedrichsfelde gestattete es außerdem, weitere steuerzahlende Betriebe anzusiedeln. Insbesondere wurden Firmen angeworben, die Großgeräte herstellten oder ihren Schwerpunkt auf transportintensiver Massenproduktion hatten.

Die wichtigste Entscheidung aus heutiger Sicht war jedoch der Kauf von Schloss Weißensee und der Grünflächen am Weißen See. Damit schufen die Gemeindevertreter die Voraussetzung für die Freigabe der gesamten, bislang privat genutzten Uferzone für die Öffentlichkeit. Für Schloss und Schlosspark wurden 2,75 Millionen Goldmark, für den See nochmals 600 000 Goldmark ausgegeben.

Summa summarum investierte die Gemeinde innerhalb eines Jahres acht Millionen Goldmark in ihre Zukunft. Und viele der damals erworbenen Flächen sind heute noch kommunales Eigentum. Trotz all diese Anstrengungen gelang es der Gemeinde allerdings nie, eine eigenständige Stadt zu werden. Als Preußen seinerzeit die Bildung von Groß-Berlin vorantrieb und 1920 auch Weißensee der Hauptstadt einverleibt wurde, hatte sich das Thema endgültig erledigt.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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