"Mart Stam Preis" für Absolventen
Förderung für Nachwuchskünstler der Kunsthochschule Weißensee
Die "Mart Stam Gesellschaft", der Förderverein der Kunsthochschule Weißensee, hat ihre Förderpreise für aktuelle Abschlussarbeiten von Kunststudenten des Jahres 2022 vergeben.
Der renommierte Preis, benannt nach dem früheren Rektor der Kunsthochschule, wurde in diesem Jahr zum 25. Mal ausgelobt. Erneut konnten sich Master- und Bachelor-Studierende aus allen Fachgebieten der Hochschule bewerben. Die hochkarätig besetzte Jury entschied sich, neun Absolventen für ihre herausragenden Abschlussarbeiten auszuzeichnen.
Die ausgezeichnete Abschlussarbeit des Produktdesigners Milan Bergheim macht zum Beispiel auf die ökologische Bedeutung der Moore und Feuchtgebiete aufmerksam, die durch sinkende Grundwasserspiegel und landwirtschaftliche Nutzung austrocknen und dabei große Mengen Kohlenstoffdioxid freisetzen. Ein von Bergheim erdachtes und leicht zu verwendendes Messgerät soll Landwirten helfen, den Zustand ihrer Moore zu ermitteln, die Wiederbewässerung zu überwachen und diese zu steuern.
Inspiriert durch die Lektüre von Annie Ernaux und Didier Eribon unternimmt die Modedesignerin Kaja Busch in ihrer Masterarbeit den Versuch, das gängige Konzept von Mode gegen den Strich zu bürsten. In Performances näht sie sich selbst oder andere Frauen in Textilien ein und stellt dabei die individuellen Körper über die von der Modeindustrie und der Werbung zum Ideal erhobenen, angeblich perfekten Körper der Models.
Für die Absolventin Ju Hyun Hwang wurden in der Corona-Pandemie die Vorurteile gegenüber Asiatinnen besonders spürbar. In Auseinandersetzung mit ihren Erfahrungen thematisiert sie in einem umfangreichen Katalog visuelle und verbale Stereotype und geht mit einer Plakatserie den diskriminierenden Zuschreibungen auf den Grund.
Im Grenzbereich zwischen Zeichnung und Malerei entwirft Absolventin Nina Plášková indes eine innere Welt, die sich aus Albträumen, antiken Mythen und Märchen speist. Mit ihren Zeichnungen und Wandbildern stellt sie sich in die Tradition der Schwarzen Romantik in Literatur und Malerei. Die Produktdesignerin Sabine Richter hat indes das Konzept für einen Test-Kit entwickelt, der es Frauen erlaubt, mit Menstruationsflüssigkeit Blutwerte zu analysieren und so eine selbstbestimmte Gesundheitsvorsorge zu betreiben. Alexandra Ruppert kartographiert und identifiziert in ihrer Abschlussarbeit die wiederkehrenden Muster ihrer Träume und findet für diese grafische Entsprechungen, die zwischen wissenschaftlicher Illustration und Comic angesiedelt sind.
Über die eigenen Depressionen offen zu sprechen, ist in einer leistungsorientierten Welt riskant. Vaia Tatopoulou und Lorenz Willkomm brechen in ihrer Abschlussarbeit das Tabu und verwandeln ihre privaten Räume in ein begehbares Gesamtkunstwerk. Sie ermöglichten den Besuchern einen intuitiven und sinnlichen Zugang zu dem Thema, das ihr Leben bisher bestimmt hat.
Jakob Wirth aus dem Fachbereich Raumstrategien hat schließlich im Rahmen der jüngsten Architekturbiennale in Chicago einen niedrigen, rechteckigen Block auf Rollen auf kostenpflichtigen Parkplätzen abgestellt. Er provozierte damit nicht nur Ärger, sondern auch ein Nachdenken über den Umgang mit dem öffentlichen Raum, den er mit seinen Aktionen beispielsweise in einen Versammlungsort für Anwohner oder Obdachlose transformiert. Auch seine Arbeit wurde mit dem "Mart Stam Preis" ausgezeichnet.
Der "Mart Stam Förderpreis" besteht in der Finanzierung einer Ausstellung mit neuen Arbeiten der Studenten und Absolventen sowie eines Kataloges für die Preisträger. Damit soll ihnen der Start ins Berufsleben erleichtert werden.
Weitere Informationen finden sich auf mart-stam.de/preis.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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