Gegen Hitler und Krieg: Dirk Reinhardt schrieb einen Roman über die Edelweißpiraten

Deutschlehrer Stefan Grzesikowski (rechts) lud den Autor Dirk Reinhardt ein, der aus seinem Buch „Edelweißpiraten“ las. | Foto: Bernd Wähner
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Weißensee. Wer an junge Leute denkt, die gegen das NS-Regime opponierten, dem fällt als erstes die Widerstandsgruppe „Die weiße Rose“ um die Geschwister Scholl ein. Doch es gab noch eine andere große Oppositionsbewegung.

„Edelweißpiraten“ nannte sich diese – und so heißt jetzt auch ein Jugendbuch, das Dirk Reinhardt schrieb. In seinem Roman beschäftigte er sich mit dieser Widerstandsbewegung. Was er über sie erfuhr, dass erzählte er vor wenigen Tagen Schülern der Heinz-Brandt-Sekundarschule in der Langhansstraße 120.

„Die Edelweißpiraten waren zunächst keine politische Bewegung“, so Dirk Reinhardt. „Es waren junge Leute zwischen 14 und 17 Jahren aus der Arbeiterschaft. Die wollten ihre persönliche Freiheit ausleben. Deshalb hatten sie nichts mit der Hitlerjugend am Hut. In der herrschte Zwang, Drill und Unterordnung.“ Solche Jugendlichen schlossen sich zunächst in Großstädten im Rhein-Ruhr-Gebiet, später auch in anderen Regionen zu Cliquen zusammen. Nach Reinhardts Recherchen muss es Tausende Edelweißpiraten gegeben haben. Sie verbrachten ihre Freizeit miteinander, aber sie provozierten auch die Hitlerjugend. „Statt der uniformierten Kleidung und der militärisch kurzen Haare der Hitlerjugend trugen diese Jugendlichen bunte Kleidung und längere Haare“, berichtet Dirk Reinhardt.

Eine Jugendbewegung politisierte sich

Die Provokationen ließen sich die HJ-Mitglieder nicht lange bieten. Es kam immer wieder zu regelrechten Straßenschlachten. Die Kriminalpolizei ermittelte. Weil sie der Edelweißpiraten nicht habhaft werden konnte, erhielt die SS den Auftrag, sich um sie zu kümmern. Aber auch die kam nicht viel weiter, erklärt der Autor. „Deshalb setzte man die Gestapo auf sie an.“

Die Edelweißpiraten politisierten sich. „Ihnen wurde bewusst, dass man etwas gegen einen Staat unternehmen muss, der die Freiheit des Einzelnen dermaßen einschränkt“, so Dirk Reinhardt. „Die Edelweißpiraten klebten Flugblätter gegen Hitler und den Krieg. Sie schrieben Schriftzüge an Hauswände, und sie sorgten im Krieg sogar dafür, dass Nachschubzüge der Wehrmacht entgleisten.“

Denunziert und hingerichtet

Die Edelweißpiraten wussten, wie gefährlich das alles ist. Etliche versteckten sich im Untergrund. Viele wurden aber auch denunziert oder auf frischer Tat erwischt und hingerichtet. Dirk Reinhardt erfuhr sehr viel über diese Jugendbewegung aus Zeitzeugenberichten von Überlebenden.

„Alles in meinem Roman beruht auf Tatsachen. Nur die handelnden Jugendlichen habe ich frei erfunden“, sagt er. Dass er jetzt sein Buch den Schülern vorstellte, ist dem Deutschlehrer Stefan Grzesikowski zu verdanken. „Unsere Schüler beschäftigen sich in der neunten und zehnten Klassenstufe mit dem Thema Nationalsozialismus“, sagt er. BW

Mehr zum Buch ist auf www.autor-dirk-reinhardt.de/edelweisspiraten zu erfahren.
Deutschlehrer Stefan Grzesikowski (rechts) lud den Autor Dirk Reinhardt ein, der aus seinem Buch „Edelweißpiraten“ las. | Foto: Bernd Wähner
In der voll besetzten Aula der Heinz-Brandt-Oberschule stellte Dirk Reinhardt sein Buch „Edelweißpiraten“ vor. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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