Er beobachtete Menschen und Tiere
Brotfabrik-Galerie zeigt Fotografien von Wulf Olm
„Von großen Tieren und kleinen Leuten“ heißt die neue Ausstellung in der Galerie des Kulturzentrums Brotfabrik.
Im BrotfabrikKulturwagen auf dem Caligariplatz, in den Schaufenstern der BrotfabrikKneipe und auf BrotfabrikOnline werden bis zum 31. März Fotografien aus dem Nachlass des bekannten Berliner Fotografen Wulf Olm (1942-2007) gezeigt. Zum einen, weil seit dem vergangenen Jahr die Galerie im Hof der Brotfabrik umgebaut und erweitert wird und zum anderen wegen der aktuellen Kontaktbeschränkungen geht das Team um Galeristin Petra Schröck mit dieser Ausstellung einen anderen Weg der Ausstellungspräsentation.
Die Ausstellung mit Fotografien von Wulf Olm widmet sich dem Schaffen eines der bekanntesten Ost-Berliner (Presse-)Fotografen. „Wulf Olm, der in Karlshorst geboren und aufgewachsen ist, hat im Bildgedächtnis Berlins viele Spuren hinterlassen“, erklärt Petra Schröck. „Als Fotojournalist der Berliner Zeitung arbeitete er unter anderem auf der Großbaustelle in Neu-Hohenschönhausen. Zahlreiche Fotos entstanden auch auf der Rennbahn in Karlshorst. Sie geben die Dramatik des Pferderennens und die Atmosphäre dieser ‚Rennbahn der kleinen Leute‘ wieder.“ Aber seine besondere Liebe galt dem Tierpark Friedrichsfelde und dem Berliner Zoo. Dort gelangen ihm außergewöhnliche Tieraufnahmen und Tierporträts, die ihn als einen der besten Tierfotografen Deutschlands ausweisen.
Nach einem Fernstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig begann Wulf Olm in den 1960er/1970er Jahren seine berufliche Laufbahn als Pressefotograf bei der Tageszeitung „Junge Welt“. Seine emotionalen Sportfotografien erhielten Preise in der DDR und auch international. Olm war, wie auch seine Kollegen Christian Borchert, Manfred Uhlenhut und Ulrich Burchert, Mitglied der Gruppe Jugendfoto, die sich für einen ehrlichen Bildjournalismus einsetzte, der mit den vorherrschenden idealisierten Darstellungsweisen in der DDR brach.
Selbsterfahrung und Aufarbeitung
Zwischen 1989 und 1999 war Wulf Olm bei der Berliner Zeitung mit Chefreporter Alexander Osang für Reportagen über die „Aufsteiger“ und „Absteiger“ der gesellschaftlichen Umbrüche unterwegs. „Diese Fotografien gehören zu den stärksten Beispielen ungeschminkter Reportagefotografie dieser Zeit“, so Petra Schröck. Diese Zusammenarbeit war sowohl für den Autoren, als auch für den Fotografen eine wichtige Selbsterfahrung und Aufarbeitung zugleich. Sie war ihre ganz persönliche Wende. Griffig formuliert und jenseits herrschender Euphorie berichteten sie zumeist von den Abgehängten der Gesellschaft. Melancholisch, realistisch, tragikomisch, sarkastisch, aber nie ganz hoffnungslos. Außerdem findet sich im Werk Wulf Olms eine Farbfotografie aus dem Jahr 1998, die die damalige Umweltbundesministerin Angela Merkel zeigt, als sie noch „Kohls Mädchen“ war, beim fototrächtigen Müllsammeln in der Wuhlheide.
Olms Tierfotografien aus Tierpark und Zoo sind indes allesamt exzellente Eyecatcher, ästhetisch und ohne Schnörkel. Tiere posieren nicht wie Menschen. Olm berichtete, dass er manchmal einen ganzen Tag wartete, bis sich die ganze Majestät des Tieres voll entfaltet. Das ist zum Beispiel beim Eisbär aus dem Berliner Tierpark oder beim Gorilla-Mann Derrick zu sehen, der 2005 im Alter von 25 Jahren im Berliner Zoo verstarb.
„Wulf Olms Motto ‚Raus müsst Ihr, dorthin, wo das Leben spielt!‘ bildet sich auch in seinen Fotografien ab, weil sie von einer großen Nähe zu den dargestellten Menschen und Tieren zeugen“, erklärt Petra Schröck. „Sie zeigen Menschen und Tiere, historische Ereignisse und bescheidene Augenblicke des realen Lebens, die dank des unbestechlichen Blickes von Wulf Olm noch heute berühren.“
Die Ausstellung „Von großen Tieren und kleinen Leuten“ ist ein Teil der ersten Retrospektive seines Werkes, die 2019 unter dem Titel „Wulf Olm. Tiere, Menschen, Sensationen“ im Museum Lichtenberg im Stadthaus gezeigt wurde. Nun sind die Fotografien mit freundlicher Unterstützung des Museums Lichtenberg auf und am Caligariplatz sowie im Internet auf www.brotfabrik-berlin.de/galerie-aktuelle-ausstellung zu sehen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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