Das Kulturzentrum Brotfabrik ist der Besuchermagnet an der Weißenseer Spitze
Weißensee. Die Brotfabrik ist das Kulturzentrum Weißensees. Für den dritten Teil der Serie „Unser Kiez – rund um die Weißenseer Spitze“ werfen wir einen Blick hinter die auffällige Fassade am Caligariplatz.
Kurz vor 11 Uhr steht er auf einer Leiter an der Fassade. Jörg Fügmann aktualisiert die Schrift an der Programmtafel. Jeder, der hier vorbeikommt, soll wissen, was am Abend im urgemütlichen Kino der Brotfabrik läuft. Wenig später ist er bereits wieder schnellen Schrittes im Haus unterwegs. Der Geschäftsführer der Brotfabrik hat jeden Tag viel um die Ohren. Dabei hat er aber stets die Zukunft vor Augen. Er hat jahrelange Erfahrung im Kulturmanagement, weiß, dass manches seine Zeit braucht. Fügmann weiß aber auch, dass man sich von Sachen verabschieden muss, wenn einfach nichts vorankommt.
Sanierungsaufwand zu groß
Das hat er gerade erst wieder erfahren. Jahre lang versuchte der Träger der Brotfabrik, der Verein Glashaus, das Gebäudeensemble vom Bezirk in Erbpacht zu übernehmen. Man hätte dann einen Kredit aufnehmen und sanieren können. Fügmann schrieb immer wieder neue Konzepte, die er beim Bezirksamt einreichte. Aber nichts bewegte sich. Jetzt erklärte er den Pankower Verordneten in einer Ausschusssitzung, dass der Verein definitiv das Ensemble nicht in Erbpacht übernehmen werde. Inzwischen sei der Sanierungsaufwand zu hoch. Die Verordneten reagierten prompt. Sie beauftragten auf der vergangenen BVV-Sitzung das Bezirksamt, schnellstens ein Konzept für die Sanierung der Brotfabrik vorzulegen. Die Verordneten wollen das Kulturzentrum unbedingt erhalten. Welche Folgen die Schließung einer solchen Einrichtung haben kann, das zeigt das traurige Beispiel des einstigen Kulturhauses Peter Edel an der Berliner Allee.
30 Jahre kulturelle Nutzung
In der Brotfabrik kann man indes im kommenden Jahr auf 30 Jahre kulturelle Nutzung zurückschauen. Schon immer ging es im Haus turbulent zu. „Am 5. März 1986 wurde hier ein Jugendklub der FDJ eröffnet. Er wurde der Kunsthochschule zugeordnet, aber schon nach zwei Monaten aus politischen Gründen geschlossen“, erinnert sich Jens Fügmann. Er war damals Leiter des nahe gelegenen Jugendklubs Maxim. Wohl auch deshalb wurde er kurzerhand in die Brotfabrik versetzt. Am 15. März 1987 eröffnete dann der Klub noch einmal – unter seiner Leitung.
Turbulent ging es weiter. „In der Wendezeit ergaben sich ganz neue Möglichkeiten“, sagt Fügmann. „Wir probierten einiges aus.“ Gemeinsam mit einem Beirat wurde ein Konzept für ein Kulturzentrum entwickelt. Dafür gab es grünes Licht vom Runden Tisch und vom damaligen Rat des Stadtbezirks. Und im Mai 1990 ging der Kulturzentrum Brotfabrik offiziell an den Start. Jörg Fügmann ist seitdem Geschäftsführer. An seiner Seite sorgt Iris Bauer dafür, dass alles im Kulturzentrum rund läuft.
Engagiertes Team
In den zurückliegenden Jahren erlebten die Macher so manches Auf und Ab. Beeindruckend ist das, was das Team von fest angestellten, freien, ehrenamtlichen und geförderten Mitarbeitern unter den gegebenen Bedingungen leistete. Da ist zum Beispiel der Filmexperte Dr. Claus Löser. Er organisiert das Kinoprogramm, das mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Der Theatermann Nils Foerster strickt seit 2008 das Programm für die Bühne. Galeristin Petra Schröck zeigt Ausstellungen, deren Schwerpunkt auf Foto und Video liegt. Und seit diesem Jahr kümmert sich der Autor Dr. Alexander Graeff um den Ausbau des Literaturprogramms. Und seit August befindet sich in der Brotfabrik auch noch Berlins erstes Waschküchen-Museum. Und auch die Brotfabrik-Kneipe ist eine Weißenseer Institution.
Für alle Angebote verzeichnet Jens Fügmann stolz steigende Besucherzahlen. „Leichter wird es für uns aber trotzdem nicht. Die Brotfabrik und die Weißenseer Spitze sind Randlage. Deshalb müssen wir uns immer wieder etwas einfallen lassen, damit das Publikum zu uns kommt.“ BW
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Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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