Das Land Berlin und der Bezirk Pankow ehren den Grafiker und Illustrator Werner Klemke

Damit er nicht verhungert: Der Klemke-Kater im unteren Bereich der Stele im Park mit Katzenfutter. | Foto: Bernd Wähner
7Bilder
  • Damit er nicht verhungert: Der Klemke-Kater im unteren Bereich der Stele im Park mit Katzenfutter.
  • Foto: Bernd Wähner
  • hochgeladen von Bernd Wähner

Weißensee. Die Grünanlage am Goldfischteich an der Amalienstraße heißt jetzt Werner-Klemke-Park. Anlass für diese Benennung ist der 100. Geburtstag des bekannten Grafikers, Buchkünstlers und stillen Widerstandskämpfers.

Die Stadt ehrt Professor Werner Klemke (1917-1994) außerdem mit einer Berliner Gedenktafel an seinem früheren Wohnhaus. Weiterhin erinnert eine Stele im Park in Wort und Bild an das Leben und Wirken dieses berühmten Weißenseers.

Kultursenator Klaus Lederer und Bürgermeister Sören Benn (beide Die Linke) luden mit dem Verein „Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin“ zu Klemkes 100. Geburtstag ein. Die Feier fand ganz in der Nähe des Parks, in der Aula der Grundschule am Weißen See statt. Und Klaus Lederer freute sich, dass, anders als bei üblichen Veranstaltungen, die Aula übervoll war. Das zeige, wie beliebt der Künstler war und wie die Erinnerung an ihn fortbestehe.

Klaus Lederer wuchs selbst mit von Klemke illustrierten Kinderbüchern auf. Erst später bekam er mit, dass dieser auch Bücher für Erwachsene wie das Decamerone illustrierte. Und schließlich war auch der von Klemke erschaffene freche Magazin-Kater im Hause Lederer präsent. „Ich erinnere mich noch genau, wie glücklich meine Mutter war, als sie eines Tages eines der limitierten Magazin-Abos ergattern konnte“, sagt der Senator.

Überrascht war er indes, als er vor zwei Jahren erfuhr, dass dieser Mann auch Mitglied einer Widerstandsgruppe war. Eine niederländische Filmemacherin fand das bei Recherchen heraus. Klemke war dort als Wehrmachtssoldat stationiert. Er nutzte sein Zeichentalent, um Pässe, Dokumente und Lebensmittelkarten für jüdische Menschen zu fälschen, die untertauchen mussten. „In der DDR hätte Klemke das für die eigene Vita nutzen können. Dass er nie darüber redete zeigt, was für ein bescheidener Mensch er war“, so der Kultursenator. Insofern sei er ein Vorbild, das Berlin sehr gern ehrt. Bürgermeister Sören Benn ergänzt: „Ich freue mich, dass die bisher namenlose Grünanlage am Goldfischteich endlich einen Namen bekommt, und zwar den eines Mannes, der mit Weißensee stets sehr eng verbunden war.“

Klemkes Sohn Christian nahm gemeinsam mit seiner Schwester Christine sowie weiteren Familienangehörigen der nächsten Generationen an der Veranstaltung teil. Er erinnerte vor allem an einen fleißigen „Handwerker“, der mit Leidenschaft im Berliner Zimmer der Wohnung an der Tassostraße arbeitete. „Diese Leidenschaft faszinierte mich als Kind immer wieder.“

Und er erzählt, wie sein Vater auch Zeit und Kraft in künstlerische Arbeiten investierte, um zu testen, wie aufmerksam die DDR-Zensurbehörden waren. „Er schuf zum Beispiel eine Briefmarke zum Märchen ‚Das Lumpengesindel‘, und gleich daneben stand ‚DDR‘. Diese Marke ging allerdings nicht in Druck“, erzählt Christine Klemke. Anlässlich des 100. Geburtstags ihres Vaters gelang es ihr aber jetzt, diese Marke als offizielle 70-Cent-Marke der Deutschen Post AG herauszugeben.

Die Benennung des Werner-Klemke-Parks geht auf eine Initiative des Vereins Weißenseer Heimatfreunde zurück. Dieser schlug bereits 2011 eine Platzbenennung vor. Dann passierte lange Zeit nichts. Vor einem Jahr kam dann plötzlich Bewegung in die Sache. BW

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

88 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 320× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 626× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 601× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.013× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.