Kein Blumenfest in diesem Jahr
Dem Verein für Weißensee sind Kosten zu hoch
Manch einer wird sich schon gewundert haben: Findet denn in diesem Jahr gar kein Weißenseer Blumenfest statt?
Nein! Es findet tatsächlich nicht statt. Stadtentwicklungsstadtrat Vollrad Kuhn (Bündnis 90/Die Grünen) erklärt auf Anfrage, dass dem Bezirksamt kein Antrag auf ein Blumenfest 2018 vorliegt. Seit 2009 wurde das Blumenfest rein ehrenamtlich vom gemeinnützigen Verein für Weißensee organisiert. Dessen Vorsitzender, Dirk Stettner, bestätigt ebenfalls auf Anfrage der Berliner Woche, dass der Verein das Fest nicht mehr organisiere.
Auf der Facebook-Seite des Blumenfestes begründet der Verein dies ausführlich. Ein Grund ist, dass das Bezirksamt dem gemeinnützigen Veranstalter nicht bei den Kosten für die Miete der Veranstaltungsfläche entgegenkommt.
Der gemeinnützige Verein trägt zwar alle infrastrukturellen Kosten, wie für die gesamte Energieversorgung, die Sicherheit des Festes, Erste Hilfe, die Reinigung nach dem Fest, Kosten für die Beseitigung von eventuellen Schäden und anderes mehr. Er muss aber trotzdem Miete wie ein gewerblicher Veranstalter für die genutzte Fläche im und am Park am Weißen See zahlen. Im vergangenen Jahr waren es immerhin rund 12.000 Euro, für die der Verein aufkommen muss und die für ein noch schöneres Fest fehlten.
Nachdem sich die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) mit dem Thema befasst hatte, hoffte der Verein für Weißensee, dass es vom Bezirksamt bei den Kosten ein Entgegenkommen gebe. Doch das passierte nicht.
Rückblick auf eine lange Tradition
Dabei hat das Blumenfest in Weißensee lange Tradition. Zum ersten Mal wurde es 1933 unter dem Motto „Blühendes Weißensee“ gefeiert. Seinerzeit gab es noch um die 30 Gärtnereibetriebe in Weißensee. Bis 1938 fand es jährlich statt. Wiederbelebt wurde das Fest 1963. Gärtner aus Weißensee stellten in den folgenden Jahren am Weißen See ihre schönsten Blumen aus. Außerdem wurde ein Korso mit blumengeschmückten Autos durchgeführt.
Seit 1991 wurde das Blumenfest dann als typisches Volksfest mit Verkaufsständen, Karussells und einem bunten Bühnenprogramm gefeiert. Seit 1994 wurde zudem eine Weißenseer Blumenkönigin gewählt. Weil das Pankower Bezirksamt und viele Besucher mit dem Jahre lang gefahrenen kommerziellen Konzept nicht mehr zufrieden waren, wurde das Blumenfest für 2008 neu ausgeschrieben. Eine andere kommerzielle Eventfirma wolle es besser machen, richtete es mit neuem Konzept aus – und erlebte ein Desaster.
Daraufhin entschied sich der Verein für Weißensee mit mehreren Partnern, das Weißenseer Blumenfest 2009 zu organisieren – auf ehrenamtlicher Basis. Unzählige Stunden engagierten sich die Vereinsmitglieder über die Jahre hinweg in der Vorbereitung des Festes. Jedes Jahr kamen zehntausende Besucher, um Bands, Künstler und Rummel zu genießen und um sich an Ständen über Weißenseer Einrichtungen zu informieren. Das alles sollte möglichst kostenfrei für die Besucher stattfinden. Um das möglich zu machen und um die Kosten für das Fest refinanzieren zu können, arbeitete der Verein mit Standbetreibern und Schaustellern zusammen.
Immer hoffte der Verein, dass das Bezirksamt, weil der Verein das Fest ehrenamtlich organisiert, von seinen hohen Mieten für die Veranstaltungsfläche abrücken würde. Denn auf Dauer sind diese von einem gemeinnützen Verein nicht zu tragen.
Keine kommerziellen Standbetreiber!
Doch dass der Verein mit kommerziellen Standbetreibern zusammenarbeitet, sei für das Bezirksamt gemäß gesetzlicher Vorgaben gerade der Hauptgrund, weshalb man dem Verein keinen Mietnachlass gewähren kann, begründet Stadtrat Kuhn. Das könne nur passieren, wenn alles auf ehrenamtlicher Basis stattfinden würde. Doch wie das bei einer Großveranstaltung in der Dimension des Weißenseer Blumenfest funktionieren könnte, weiß bisher offenbar niemand.
Doch der Verein für Weißensee verabschiedet sich nicht mit Groll. Dirk Stettner: „Wir danken allen Helfern der letzten Jahre. Wir danken allen Besuchern. Wir danken den Weißenseer, die mit uns zusammen gefeiert haben. Es waren sehr anstrengende, aber immer auch tolle Tage.“
Im Bezirksamt hofft man aber offenbar auf eine Fortsetzung der Blumenfest-Tradition. Vollrad Kuhn erklärt: „Der Rückzug des bisherigen Veranstalters eröffnet anderen Interessenten die Möglichkeit, ein Fest zu veranstalten, das sich von anderen Festen unterscheidet.“ Man kann gespannt sein, ob sich tatsächlich ein Interessent mit überzeugendem Konzept findet.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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