Das Orchester spielt live zum Film
„Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ im Delphi
Ein märchenhaftes Gesamtkunstwerk aus filigranen Scherenschnitten und expressiver Orchestermusik präsentiert das Kammerorchester Weißensee am 25. und 26. Mai jeweils 19 Uhr.
Im passenden Ambiente, nämlich im ehemaligen Stummfilm-Kino Delphi an der Gustav-Adolf-Straße 2, wird das filmische Meisterwerk „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“, produziert von Lotte Reiniger, aufgeführt. Der 1926 mit der Musik von Wolfgang Zeller in Berlin uraufgeführte Silhouetten-Animationsfilm entstand in dreijähriger Produktionszeit aus 100 000 Einzelbildern. Er gilt heute als der erste erhaltene abendfüllende Trickfilm der Welt.
Das Kammerorchester Weißensee spielt zu diesem Film live unter der Leitung von Tilo Schmalenberg die Musik von Zeller. An dieser Aufführung proben die Musiker seit Anfang des Jahres. Das zur Pankower Musikschule Béla Bartók gehörige semi-professionelles Ensemble präsentierte bereits 40 erfolgreichen Konzerten im Rathaus Weißensee.
„Nach 40 Rathauskonzerten dachten wir uns, dass wir mal etwas anderes machen sollten“, sagt Tilo Schmalenberg. „Und weil Weißensee ja eine Geschichte als Filmstadt mit großen Filmstudios hat, wollten wir dieses Thema aufgreifen.“ Der Orchesterleiter machte sich auf die Suche nach einem Film mit geeigneter Musik für ein Kammerorchester.
„So bleib ich bei den Abenteuern des Prinzen Achmed hängen“, so Schmalenberg. „Der wurde schließlich von einer Berlinerin produziert, hat eine ganz eigene Entstehungsgeschichte, und auch das Leben der Produzentin und des Komponisten verliefen ganz unterschiedlich.“
Aus diesen Gründen kooperiert das Kammerorchester Weißensee bei diesem Projekt auch mit der Kurt-Tucholsky-Oberschule. Schüler präsentieren nämlich ein Vorprogramm mit Installationen und Performances, die den Film aufgreifen, aber auch das Verhältnis der beiden Künstler Reiniger und Zeller im zeitgeschichtlichen Kontext reflektieren.
Wolfgang Zeller, der zu einem der meistgespielten Filmkomponisten Deutschlands avancierte, komponierte zur Zeit des Nationalsozialismus die Musik für zahlreiche NS-Propagandafilme, wie etwa „Jud Süß“ (1940), auch wenn er sich vom Inhalt distanzierte. Die Scherenschnitt-Künstlerin und Buchillustratorin Lotte Reiniger hingegen verließ Deutschland bereits 1933 aus tiefer Abscheu gegen „die ganze Hitlerveranstaltung“ und ging nach England.
Der Eintritt zum Stummfilmkonzert im Delphi ist frei. Eine Spende ist aber gern gesehen.
Weitere Informationen: www.kammerorchesterweissensee.de/die-abenteuer-des-prinzen-achmed.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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