Sorgenkind Freilichtbühne
Die Bezirksverordneten möchten das Gelände als Kulturstandort im Herzen Weißensees weiterentwickeln

Die Freilichtbühne Weißensee gibt es seit Mitte der 50er-Jahre. Wegen strenger Lärmschutzauflagen darf die große Bühne nur noch an wenigen Tagen im Jahr bespielt werden. | Foto: Heimatfreunde Weißensee
  • Die Freilichtbühne Weißensee gibt es seit Mitte der 50er-Jahre. Wegen strenger Lärmschutzauflagen darf die große Bühne nur noch an wenigen Tagen im Jahr bespielt werden.
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Die Freilichtbühne am Weißen See soll nicht nur langfristig gesichert, sondern auch als Kulturstandort weiterentwickelt werden. Diesen Beschluss fassten die Pankower Verordneten Ende vergangenen Jahres. Zu diesem Zweck sollte die Liegenschaft aus dem Facility Management des Bezirksamts in das Fachvermögen des Bereichs Kultur übernommen werden. Was sich eigentlich wie ein einfacher Verwaltungsakt anhört, lässt sich gar nicht so einfach umsetzen.

Das musste Bürgermeister Sören Benn (Die Linke) in einem schriftlichen Zwischenbericht den Verordneten jetzt mitteilen. Denn die Übernahme der denkmalgeschützten und baufälligen Freilichtbühne in das Fachvermögen Kultur würde eine erhebliche zusätzliche Belastung für den Fachbereich Kultur mit sich bringen, so der Bürgermeister, der zugleich Kulturdezernent ist. Nach erster Einschätzung des Gebäudemanagements des Kulturfachbereichs sei von einer finanziellen Aufwendung von mindestens 200 000 Euro für die Aufrechterhaltung der Betriebsberechtigung auszugehen. Hinzukämen weitere notwendige Mittel für technische Erneuerungen, Schallschutz und so weiter. Außerdem fehlen personelle Ressourcen, denn es müsste sich jemand aus diesem Fachbereich um die Freilichtbühne kümmern.

„Das Bezirksamt befürwortet eine weitere kulturelle Bespielung der Freilichtbühne im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten“, erklärt Sören Benn. „Die inhaltliche Ausgestaltung liegt allerdings nicht beim Bezirksamt, sondern beim Trägerverein der Freilichtbühne.“ Und Kapazitäten für eine inhaltliche Begleitung des Trägervereins hat das Amt für Weiterbildung und Kultur derzeit nicht. Insofern sei es fraglich, ob es überhaupt sinnvoll sei, die Freilichtbühne von einem zum anderen Fachbereich zu übertragen.

Die SPD-Fraktion fordert trotzdem eine Umsetzung des BVV-Beschlusses. Außerdem müsse der Ende 2021 auslaufende Vertrag mit der jetzigen Betreiberin „unverzüglich um weitere fünf Jahre“ verlängert werden. „Eine weitere Verzögerung des Vertragsabschlusses hätte eine Gefährdung dieses wichtigen Kulturstandortes zur Folge, da mit dem Wegfall des aktuellen Nutzers auch die Vielfalt an kulturellen Darbietungen für unterschiedliche Zielgruppen verloren geht“, meint Stephanie Wölk (SPD). Mit diesem Antrag werden sich die Verordneten demnächst im Kulturausschuss befassen.

Offiziell eingeweiht wurde die Freilichtbühne am 1. Mai 1957. Das Weißenseer Bezirksamt ließ die Bühne zuletzt 1993 komplett sanieren. Danach übernahm eine beauftragte Agentur die Programmgestaltung. 2003 wurde entschieden, aus Kostengründen den Betrieb der Bühne öffentlich auszuschreiben. Der neue Pächter, der den Zuschlag erhielt, bekam es allerdings mit massive Lärmbeschwerden von Anwohnern zu tun. Denn die Wohnbebauung war inzwischen immer weiter an die Freilichtbühne herangerückt. Nachdem sich der Pächter zurückgezogen hatte, wurde die große Freilichtbühne nur noch selten bespielt.

Neuer Pächter sind seit 2013 die Freunde der Freilichtbühne Weißensee. Die meisten Veranstaltungen auf dem Gelände organisiert der Verein wegen der Lärmschutzauflagen allerdings auf dem früheren Wirtschaftshof hinter der großen Bühne. Nur einige größere Veranstaltungen dürfen in Abstimmung mit dem Bezirksamt auf der großen Bühne stattfinden. Ob und wann in diesem Jahr überhaupt Veranstaltungen präsentiert werden können, ist noch völlig unklar. Geplant war zum Beispiel für den 20. Juni ein großes Geburtstagsfest zu „40 Jahre Traumzauberbaum“. Das wurde inzwischen auf das nächste Jahr verschoben.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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