Eine Rechtshänderin schuf mit Links Textilkunstwerke
„Frühlingserwachen“ ist der Titel der ersten Kunstausstellung in den Räumen der WERGO. Die WERGO, das ist eine anerkannte Werkstatt für Menschen mit Behinderung, die zum WIB-Verbund (Weißenseer Integrations Betriebe) gehört. Sie liegt an der Tassostraße 17.
In der zweiten Etage des Hauses sind nun künstlerische Arbeiten von Gabriele Wörner zu sehen. Diese malte im Rahmen der Kunsttherapie Bilder, vor allem Aquarelle. Diese setzte sie in textile Arbeiten um. Das heißt: Sie stickte die Bilder nach. Die Werke überraschen den Betrachter vor allem durch ihre Detailgenauigkeit. Diese verwundert umso mehr, wenn man um die Lebensgeschichte der Künstlerin weiß.
Wörner, Jahrgang 1957, kam nach dem Abitur nach Berlin und studierte hier. Ehrgeizig und zielstrebig, gelang es ihr, sich innerhalb weniger Jahre zur Personalleiterin in einem internationalen Konzern hochzuarbeiten. Doch dann der Bruch im Lebenslauf. Vor zwanzig Jahren erlitt sie durch einen Unfall eine Hirnblutung, die leider nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wurde. Die Folge: Es trat eine massive Gehirn-Schädigung ein. Nach dem Wachkoma musste Wörner ihre Sprache wiederfinden, motorische und lebenspraktische Fähigkeiten neu erlernen.
Eigentlich ist sie Rechtshänderin. Aber aufgrund der rechtsseitigen Lähmung nach dem Unfall, kann sie für manuelle Tätigkeiten ausschließlich die linke Hand nutzen. Mit dieser hat sie inzwischen eine bewundernswerte Feinmotorik entwickelt.
Seit 2007 arbeitet Wörner bei WERGO. Zweimal im Monat findet während der Arbeitszeit eine Kunsttherapie als begleitende Maßnahme statt. In dieser entstanden zunächst gemalte Bilder, von denen einige in der Ausstellung zu sehen sind. Im Laufe der vergangenen zehn Jahre stickte sie die Motive nach. Mit Sorgfalt und Zielstrebigkeit gestaltete sie faszinierende Textilkunstwerke. Nun präsentiert Gabriele Wörner erstmals ihre Kunst in einer Ausstellung.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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