Er war Besitzer von Weißensee
Im Alter fand Carl Gottlob von Nüßler seine Jugendliebe wieder

Nach Carl Gottlob von Nüßler wurde im Jahre 1914 die bis dahin namenlose Straße benannt, die sich heute unweit vom Rathaus Weißensee befindet. Sie geht von der Berliner Allee ab. | Foto: Bernd Wähner
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  • Nach Carl Gottlob von Nüßler wurde im Jahre 1914 die bis dahin namenlose Straße benannt, die sich heute unweit vom Rathaus Weißensee befindet. Sie geht von der Berliner Allee ab.
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Carl Gottlob von Nüßler prägte Weißensee. Deshalb wurde nach ihm in der Nähe des Rathauses auch eine Straßen benannt.

Nüßler kam im Jahre 1700 zur Welt. Er arbeitete sich zum Königlichen Geheimen Justizrat hoch und war Landrat des damaligen Kreises Niederbarnim. 1745 erwarb er das Rittergut Weißensee. Hier baute er sich am Südufer des Weißen Sees ein festes Haus und legte einen Garten an. An der Stelle des Gutshauses entstand 1859, ein schlossähnliches Gebäude mit einem Park, das später als „Schloss Weißensee“ in die Geschichte einging.

An Carl Gottlob von Nüßler erinnert auch eine Tafel an der Alten Pfarrkirche an der Berliner Allee. Er war nämlich auch  Patronsherr der Weißenseer Pfarre. Eine seiner schmerzlichsten Stunden erlebte er hier 1755. Nüßler stand seinerzeit an der Kirchentür auf einem kleinen Hügel über dem Dorfanger. Und er erwartete die Gäste einer kleinen Beisetzungsfeier für Anna Crescentia Gräfin von Rindsmaul. Die Gräfin war Nüßlers große Jugendliebe. Im Alter von 56 Jahren war sie verstorben.

32 Jahre hatte der damalige Kammerjunker Nüßler die fast gleichaltrige Gräfin bei der verwitweten Herzogin Aemilia Agnes von Sachsen-Weißenfels-Dahme zu Drehna kennengelernt. Das Leben in der „Hofwüste“, wie Nüßler es nannte, wurde ihm durch den engen Kontakt mit der hübschen und vielseitig interessierten jungen Frau erträglicher. „Literarische Studien“ sollen es gewesen sein, die die beiden bis in die Nächte zusammenführten.

Die „Studien“ waren offenbar so intensiv, dass die Herzogin kurzerhand diesen „außerdienstlichen Kontakt“ ihrer jungen Hofdame mit dem jungen Juristen untersagte. Sie schickte Nüßler außerdem immer wieder auf Reisen, um die vielfältigen Prozesse und Vertragsverhandlungen des kleinen, jedoch sehr aktiven Hofes zu führen.

Als Nüßler einmal von solch einer Reise zurückkehrte, fand er die Gräfin Anna schwanger vor. Ob das Kind, das offenbar nicht lange lebte, von ihm war, lässt sich bis heute nicht klären. Wegen des Standesunterschiedes war an eine Heirat zwischen dem Junker und der Gräfin ohnehin nicht zu denken. Nüßler verließ wenig später den herzoglichen Hof und heiratete die Tochter des Kanzlers der Universität Halle. Gräfin Anna ließ sich bis zum 43. Lebensjahr Zeit mit einer Hochzeit. Sie ehelichte den bereits 66-jährigen Grafen Maximilian Leopold von Hohberg und zog nach Braunschweig.

Nach dem Tode ihres Mannes im Jahre 1750 forschte sie nach dem Verbleib ihrer Jugendliebe. Sie fand ihn in Berlin. Kurzerhand brach sie ihre Zelte in Braunschweig ab und zog um. Nüßler, der seit 1745 auf seinem Rittergut Weißensee wohnte, hatte seine Berliner Wohnung in der Friedrichstadt nicht aufgegeben. Dort nahm er seine Freundin auf.

Über die Berliner Jahre der Anna Crescentia Gräfin von Rindsmaul hat die Geschichtsschreibung nichts hinterlassen. Der Kontakt zwischen ihr und Nüßler war aber offenbar sehr innig. Der Junker war seit einigen Jahren selbst verwitwet und genoss wohl die Nähe der Gräfin.

Nach fünf glücklichen gemeinsamen Jahren im Alter starb sie. Nüßler überlebte seine Jugendliebe um 21 Jahre. Am 21. März 1776 stirbt auch er. Doch die Erinnerung an ihn bleibt im Straßennamen und mit der Tafel an der Pfarrkirche erhalten. Nach Carl Gottlob von Nüßler wurde im Jahr 1914 die bis dahin namenlose Straße benannt, die sich heute unweit vom Rathaus Weißensee befindet. Sie geht von der Berliner Allee ab.

Nach Carl Gottlob von Nüßler wurde im Jahre 1914 die bis dahin namenlose Straße benannt, die sich heute unweit vom Rathaus Weißensee befindet. Sie geht von der Berliner Allee ab. | Foto: Bernd Wähner
Carl Gottlob von Nüßler war Besitzer von Weißensee. | Foto: Sammlung des Vereins Weißenseer Heimatfreunde
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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