Nicht nur Groß-Berlin
Jürgen Kirschke präsentiert im Internet eine Übersicht über die wichtigsten Weißenseer Jahrestage
Aus gesamtstädtischer Sicht steht in diesem Jahr vor allem das Jubiläum „100 Jahre Groß-Berlin“ im Zentrum des Interesses. Aber in Weißensee gibt es noch etliche weitere Jahrestage und Jubiläen. Auf diese macht Jürgen Kirschke, der Vorsitzende des Vereins Weißenseer Heimatfreunde, aufmerksam. Er hat einen historischen Kalender zusammengestellt, der im Internet auf https://bwurl.de/14rf zu finden ist.
So wurde im September vor 100 Jahren zum Beispiel das heutige Kino Toni am Antonplatz offiziell eröffnet. Der Weg zur Eröffnung war allerdings steinig. 1919 erhielt das Weißenseer Gemeindeamt einen Bauantrag für die Errichtung eines repräsentativen Kinos auf dem Grundstück. Die Genehmigung wurde schnell erteilt. Noch während das alte Haus an dieser Stelle abgerissen wurde, ereilte den Bauunternehmer jedoch ein Baustopp. Man hatte bei der Genehmigung übersehen, dass eine neue Verordnung über „Maßnahmen gegen Wohnungsmangel“ die Verwendung von Baustoffen ausschließlich für den Wohnungsbau vorsah. Erst nachdem das Bauvorhaben um ein Stockwerk mit mehreren Wohnungen ergänzt worden war, durfte weiter abgerissen und neu gebaut werden. Noch in der Bauphase wurde das Kino an die Weißenseer Firma Decla verkauft. Sie eröffnete dort 1920 die „Decla-Lichtspiele“ am Antonplatz. Seit 1948 heißt das Kino Toni.
Ebenfalls vor 100 Jahre, und zwar am 27. Februar, fand die Premiere des in Weißensee gedrehten Stummfilmklassikers „Das Cabinett des Dr. Caligari“ statt. In diesem geht es um die Geschichte des Direktors einer Irrenanstalt, der ein Experiment mithilfe eines Schlafwandlers durchführt. Er will wissen, ob dieser zu Handlungen gezwungen werden kann, die er im wachen Zustand niemals begehen würde. Nach der Titelgestalt dieses Films ist übrigens der Weißenseer Caligariplatz vor der Brotfabrik benannt worden.
Ein weiterer runder Jahrestag: Im September vor 140 Jahren wurde der Jüdische Friedhof Weißensee eingeweiht. Ebenso wichtig für Weißensee ist die Einweihung zweier Schulen vor 110 Jahren, die der Architekt C. J. Bühring baute: das Schulhaus an der Woelckpromenade, das zum heutigen Primo-Levi-Gymnasium gehört, und das Gebäude an der Bernkasteler Straße, das bereits seit elf Jahren vom Kubiz Kultur- und Bildungszentrum Weißensee genutzt wird.
Ebenfalls 110 Jahre alt wird in diesem Jahr die Immanuel-Kapelle der Baptistengemeinde in der Friesickestraße. Vor 140 Jahren wurde die erste Apotheke Weißensees, die heutige Flora-Apotheke eröffnet. Der Weißenseer Fußball-Club 1900 wurde vor 120 Jahren gegründet. Vor 100 Jahren kam außerdem der Schriftsteller Wolfdietrich Schnurre zur Welt, nach dem heute die Bibliothek in der Bizetstraße 41 benannt ist.
Außerdem erinnert Kirschke daran, dass 2020 nicht nur das Jubiläum „100 Jahre Groß-Berlin“ begangen wird, er verweist auch darauf, dass der Bezirk Weißensee, nachdem er 80 Jahre lang eigenständig war, am 31. Dezember 2000 seine Eigenständigkeit verlor. Die Weißenseer Ortsteile gehören seit dem 1. Januar 2001 zum Fusionsbezirk Pankow.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.