Zehn mal zehn Zentimeter Erinnerung
Neue Ausstellung in der Wolfdietrich-Schnurre-Bibliothek informiert über Stolpersteine

Gunter Demnig verlegte 2008 die allerersten Stolpersteine im Ortsteil Weißensee auf dem Gehweg vor der Brotfabrik. Sie erinnern an das Schicksal der Familie Löwenhaupt. | Foto: Bernd Wähner
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  • Gunter Demnig verlegte 2008 die allerersten Stolpersteine im Ortsteil Weißensee auf dem Gehweg vor der Brotfabrik. Sie erinnern an das Schicksal der Familie Löwenhaupt.
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„Stolpersteine“ ist der Titel einer neuen Ausstellung in der Wolfdietrich-Schnurre-Bibliothek. Eröffnet wird sie am 15. August um 17 Uhr von Bürgermeister Sören Benn (Die Linke).

Stolpersteine sind etwa zehn mal zehn Zentimeter große Gedenktafeln aus Messing. Diese erinnern an Menschen, die in der NS-Zeit verschleppt und ermordet wurden. Sie sind in das Pflaster vor den ehemaligen Wohnhäusern eingelassen, sodass Passanten auf sie aufmerksam werden, quasi über sie „stolpern“. Auf diesen Tafeln stehen Namen, Geburtsdaten und in der Regel Zeitpunkt und Ort des Todes. Initiiert wurde die Stolpersteinaktion Mitte der 1990er-Jahre vom Künstler Gunter Demnig. Er möchte damit eines der größten dezentralen Mahnmale schaffen.

Mit dem Stolperstein-Projekt wird auf ungewöhnliche Weise an Menschen erinnert, die zwischen 1933 und 1945 von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. In der Regel sind es Nachfahren, Hausbewohner, Schulklassen oder auch Vereine und Organisationen, die die Stolpersteinverlegung beantragen. Doch mit der Beantragung allein ist es nicht getan. Es müssen Genehmigungen bei Behörden eingeholt werden. Außerdem ist häufig auch noch das Schicksal derer gründlich zu recherchieren, für die ein Stolperstein verlegt werden soll. Weiterhin muss die Finanzierung gesichert werden.

Im Bezirk Pankow sind inzwischen Hunderte Stolpersteine verlegt worden. Die neue Ausstellung, zu der auch ein Begleitprogramm gehört, möchte die häufig nicht bekannten Grundlagen und vielfältigen Facetten dieses europäischen Kunst- und Erinnerungsprojekts vorstellen. So findet am 16. August um 18 Uhr eine Lesung mit anschließendem Gespräch in der Wolfdietrich-Schnurre-Bibliothek in der Bizetstraße 41 statt. Horst Selbiger stellt sein Buch „Verfemt – verfolgt – verraten“ vor. Der Autor, 1928 in Berlin geboren, gehört zu den letzten Überlebenden der Shoah. Er ist Ehrenvorsitzender der Child Survivors Deutschland und hat als Neunzigjähriger einen Lebensbericht vorgelegt, der sich von Berichten aus zweiter oder dritter Hand deutlich unterscheidet.

Am 28. August um 11 Uhr findet zudem eine Führung über den Jüdischen Friedhof statt, der sich in der Nähe der Bibliothek befindet. Treffpunkt ist am Eingangstor in der Herbert-Baum-Straße 45. Männliche Teilnehmer benötigen unbedingt eine Kopfbedeckung, und es sind etwa drei Stunden für die Führung einzuplanen. Anmeldung unter ¿0176 24 14 72 49 oder per E-Mail jeanette.muench@ba-pankow.berlin.de. Schließlich findet am 29. August eine Informationsveranstaltung „Juden in Weißensee – eine Spurensuche“ statt. In dieser gibt es einen kurzen Rückblick auf die Geschichte von Juden in Weißensee.

Die neue Ausstellung ist bis zum 25. September in der Bibliothek in der Bizetstraße 41 montags von 10 bis 20 Uhr, dienstags, donnerstags und freitags von 10 bis 19 Uhr sowie mittwochs von 15 bis 19 Uhr zu besichtigen. Weitere Informationen unter Tel. 902 95 38 67.

Gunter Demnig verlegte 2008 die allerersten Stolpersteine im Ortsteil Weißensee auf dem Gehweg vor der Brotfabrik. Sie erinnern an das Schicksal der Familie Löwenhaupt. | Foto: Bernd Wähner
Die allerersten Stolpersteine im Ortsteil Weißensee befinden sich seit 2008 im dem Gehweg vor der Brotfabrik. Sie erinnern an das Schicksal der Familie Löwenhaupt. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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