Verfallen, verlassen, verwunschen: Film über die Berliner S-Bahn in Zeiten des Kalten Krieges
Weißensee. Für Freunde der Berliner S-Bahn sind diese drei Kinotage in der Brotfabrik am Caligariplatz 1 sicher eine Pflichtveranstaltung.
Vom 11. bis 13. September werden zwei Dokumentarfilme über das Schicksal unterschiedlicher S-Bahnstrecken und der Doppeldeckerbusse gezeigt. Viele Jahre lang hatte der Berliner den Eindruck, dass die S-Bahn zur größten Museumsbahn der Welt geworden ist. Verlassene Strecken und verfallene Bahnhöfe gehörten zum Bild des Berliner Verkehrsnetzes. Die Westberliner S-Bahn wirkte um 1980 irgendwie verwunschen. Nach dem Mauerbau waren die Westberliner zum Boykott der S-Bahn aufgerufen worden, der Senat baute U-Bahnstrecken und legte Buslinien an, die parallel zur S-Bahn verliefen.
Diese Situation war ein Ergebnis des Kalten Krieges zwischen den beiden Blöcken in Ost und West. Alfred Behrens hat in seinem Film „Berliner Stadtbahnbilder“ das alles festgehalten. Weitgehend leere Züge aus der Vorkriegszeit ratterten heulend und zischend über zugewachsenes Bahngelände und durch verfallene Stationen. Dort schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Der 1944 geborene Wahlberliner Alfred Behrens hat mit seinem Film ein einzigartiges Dokument geschaffen. Er hat Bilder und Geräusche eingefangen, die den Zustand des Verfalls beschreiben. Der Kinobesucher fährt eine Stunde lang mit der S-Bahn quer durch die Stadt. Er sieht menschenleere Bahnhöfe, geschlossene Kioske und vergilbte Reklametafeln links und rechts der Gleise.
Diese Dokumentation wurde ohne Genehmigung in den Jahren 1980/1981 gedreht. Der Film wurde 1982 mit dem Bundesfilmpreis ausgezeichnet. Zuvor läuft ein weiterer Dokumentarfilm von Ekkehard Grandkes. Der Film „Der A 57“ entstand im Jahre 1966 an der Babelsberger Hochschule und beschäftigt sich mit dem Ostberliner Doppeldeckerbus und seiner Besatzung auf der Fahrt durch das Stadtzentrum. KT
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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