Stolperstein für Max Behrendt
An jüdischen Verwandte erinnern

Nach der Verlegung des Stolpersteins legten Teilnehmer der Veranstaltung im Beisein von Wolfgang Behrendt (links) und Dagmar Janke Rosen nieder. | Foto: Bernd Wähner
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An Max Behrendt erinnert jetzt ein Stolperstein auf dem Gehweg vor der Landsberger Allee 8. Zwei weitere sind in Erinnerung an Ottilie Reich und Michael Scharff vor dem Haus an der Barnimstraße 18 verlegt worden.

Initiiert wurden die drei Stolpersteinverlegungen von Dagmar Janke und ihrem Cousin Wolfgang Behrendt gemeinsam mit Schülern der Weißenseer Heinz-Brandt-Schule. Für die 20 Schüler der 9. Klasse war diese Stolpersteinverlegung ein bewegendes Erlebnis. Sie hatten sich in den Monaten zuvor mit Dagmar Janke und Wolfgang Behrendt getroffen und sich mit ihnen über das Schicksal ihrer Familienangehörigen unterhalten. Sie sammelten Spenden für die Stolpersteine und beschäftigten sich unter Anleitung ihres Lehrers Stefan Grzesikowski mit der Frage des Erinnerns an die Opfer des Holocaust durch Stolpersteine.

Für Dagmar Janke war die Verlegung dieser drei Stolpersteine wohl der Abschluss einer umfassenden und über ein Jahrzehnt dauernden Ehrung von Familienangehörigen. Denn bei allen dreien handelt es sich um Verwandte von ihr. Sie beschäftigte sich seit 2011 intensiv mit der Geschichte ihrer weit verzweigten Großfamilie. Bei ihrer Spurensuche stieß sie auf zahlreiche jüdische Verwandte. Viele sind während des Holocaust deportiert worden. Ihr Vater hatte später wenig und wenn, dann nur ungern über diese Zeit und das Schicksal der Familie gesprochen. Nach seinem Tod wollte Dagmar Janke mehr erfahren. Die 63-Jährige forschte unter anderem in Archiven und in der Berliner Einwohnerdatei.

Diese Stolpersteine wurden für Ottilie Reich und ihren Sohn Michael Scharff verlegt. | Foto: Bernd Wähner
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So bekam Dagmar Janke über 100 Namen ihrer Großfamilie heraus. Dann kam sie auf die Idee, an ihre deportierten und getöteten Verwandten mit Stolpersteinen zu erinnern. Die zehn mal zehn Zentimeter großen Gedenktafeln aus Messing werden vom Künstler Gunter Demnig oder durch einen von ihm Beauftragten vor der letzten bekannten Wohnadresse der Opfer in den Gehweg eingelassen. Dagmar Janke ließ in den zurückliegenden Jahren über 20 solcher kleinen Gedenksteine verlegen. Sie sucht sich immer Oberschulklassen als Partner. So auch für die Steine 23, 24 und 25, mit denen sie, wie sie erklärt, ihr persönliches Stolperstein-Projekt abschließt.

In den vergangenen Jahren wurde sie von ihrem Cousin Wolfgang Behrendt unterstützt, der inzwischen ebenfalls rege bei diesem „Familien-Stolpersteinprojekt“ mitmacht. Die Verlegung des Stolpersteines vor der Landsberger Allee 8 war für ihn auch eine sehr persönliche Angelegenheit. Er las dabei aus einem Brief seines Verwandten Max Behrendt vor, den dieser aus dem KZ Auschwitz schrieb und in dem er sich danach erkundigte, wie es Wolfgang Behrendts Vater geht.

An der heutigen Landsberger Allee 8 lebte Max Behrendt bis zu seiner Festnahme 1941. Er kam 1910 zu Welt, hatte in seinem ersten Lebensjahrzehnt aber bereits einige Schicksalsschläge zu überstehen. Seine Mutter starb 1914, als er acht Jahre alt war, sein Vater fiel 1918 für Kaiser und Vaterland im Ersten Weltkrieg. Nach einer Zeit im Waisenhaus konnte Max eine Schuhmacherlehre absolvieren und arbeitete unter anderem bei Leiser in Berlin. Als junger Witwer, 1939 verstarb seine erste Frau, lernte Max, der jüdischer Abstammung war, 1940 eine Nicht-Jüdin kennen, die sich gerade in Trennung von ihrem Mann befand. Die beiden blieben trotz der damaligen Rechtslage zusammen, was zu seiner Denunziation und Verhaftung am 16. Mai 1941 führte. Wegen „Rassenschande“ zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt, kam Max über das Gefängnis Plötzensee und weitere Zuchthäuser im April 1943 ins Stammlager des KZ Auschwitz. Im September 1943 wurde in Auschwitz eine Sterbeurkunde für den 32-jährigen Max Behrendt ausgestellt, die Umstände des Todes blieben unbekannt.

Die Stolpersteine an die Behrendt’schen Familienangehörigen Ottilie Reich (geboren 1907) und ihren Sohn Michael Scharff (geboren 1938) befinden sich an deren letzten Wohnort an der Barnimstraße 18. Beide wurden, weil sie jüdischer Abstammung waren, am 26. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Die ausführlichen Biographien der Angehörigen des Familiennetzes Behrendt werden demnächst auf www.stolpersteine-berlin.de/de/stolpersteine-finden veröffentlicht.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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