Als Punk auf der Bühne zuhause
Fans und Kollegen trauern um Robert „Rio“ Korn
Er war ein Urgestein im Ortsteil und eine Kiez-Legende: Robert „Rio“ Korn.
Die einen kannten ihn als Frontmann der Punkrock-Band „No Exit“. Anderen war er eher als technischer Mitarbeiter der Brotfabrik-Bühne bekannt. Vor wenigen Tagen verstarb er im Alter von nur 52 Jahren völlig überraschend, wie das Team der Brotfabrik mitteilt.
Das Kulturzentrum am Caligariplatz war Rios zweites Zuhause. Im kleinen Theater des Hauses war er für die Beleuchtung zuständig. Aber er war dort auch auf der Bühne zu erleben. So gestaltete er mit seinem Kumpel Süni zum Beispiel mehrfach einen „Abend in der Kneipe“. Was zunächst als ungewöhnliches Veranstaltungsprojekt entstand, erfreute sich wachsender Beliebtheit. Rio und Süni luden sich Gäste ein, mit denen sie über ein Thema redeten. Auch Zuschauer konnten an den Tisch kommen und mitreden. Das Konzept dieser Show: Es gab keines. Alles entstand spontan.
Spontanität war auch bei seinen Auftritten als Frontmann von „No Exit“ gefragt. Seit 1991 hielt Rio mit seiner Band in über 500 Liveauftritten die Fahne des Punkrock hoch. „Du sollst scheißen“, „Ihr habt es so gewollt“, „Love Hate Punk“, „Das Letzte von die besten zehn Jahre“ oder einfach „Ihr nicht“ heißen die Platten der Band.
Robert Korn absolvierte zunächst eine Druckerlehre, war Setzer beim ND. Nach der Wende wurde er arbeitslos. Als Selbstständiger scheiterte er, war hoch verschuldet, bezog Hartz IV und arbeitete dann in sogenannten Fördermaßnahmen. 2014 saß er als „Wer wird Millionär“-Kandidat Günter Jauch gegenüber. Den Gewinn von 64 000 Euro nutze er seinerzeit, um seine Schulden zu begleichen.
Im Kulturzentrum am Caligariplatz kümmerte er sich jahrelang um die Beleuchtung bei Theateraufführungen. Als Sänger kannte er sich bereits mit Tontechnik aus. Auf der Brotfabrik-Bühne lernte er rasch den Umgang mit dem Licht kennen. Rio wuchs immer mehr in die Theater- und Bühnenwelt hinein. „Schließlich stellte er sich Gastgruppen gegenüber als ‚Lichtgestalt‘ vor und fand Lösungen für unmögliche Wünsche“, erinnern sich seine Kollegen. Und wenn er gerade mal nicht hinter seinem Lichtpult saß, war er immer für ein lockeres Gespräch in der Brotfabrik-Kneipe zu haben. Unbedingt musste er allen seinen neuesten Witz erzählen.
Rios Lebensweg begeisterte die Theatermacher Jens Heuwinkel und Willi van Hengel so, dass sie vor drei Jahren mit „De Janeiro – ein Punk ertrinkt im Weißensee“ ein Stück über das Leben von Robert „Rio“ Korn auf die Bühne brachten. Sie erzählten die Geschichte des Punks während und nach der Wende und schilderten das Leben eines Berliners zwischen Sozialismus, Wendezeit und freier Marktwirtschaft.
Der Frontmann der Punk-Band „No Exit“ und Beleuchtungschef der Brotfabrik hinterlässt zwei Töchter. Auch das Team der Brotfabrik trauert um einen engagierten Kollegen.
Autor:Bernd Wähner aus Pankow |
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