Kiezkino in der Brotfabrik erhält Programmpreis

Programmgestalter Claus Löser im Vorführerraum des Kinos in der Brotfabrik. Hier steht ihm auch noch die alte Vorführtechnik zur Verfügung. | Foto: Bernd Wähner
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Weißensee. Für seine Programmgestaltung ist das Kino in der Brotfabrik mit dem Kinoprogrammpreis Berlin-Brandenburg 2015 ausgezeichnet worden.

Die Jury lobt, dass sich das kuratierte Kinoprogramm in der Brotfabrik vom üblichen Programm anderer Filmtheater abhebt. Dafür sorgt Claus Löser. Er ist Filmfan mit Leib und Seele. Seit nunmehr 25 Jahren sorgt er dafür, dass es am Caligariplatz immer wieder Filmvorführungen der besonderen Art gibt. „Im vergangenen Jahr zeigten wir zum Beispiel in Kooperation mit der französischen Botschaft eine Werkschau mit Filmen von Pierre Étaix“, berichtet Löser. „Der inzwischen 86-Jährige ist in seinem Heimatland einer der berühmtesten Regisseure, und auch als Clown ist er sehr bekannt. Seine Filme liefen mehrere Tage bei uns. Alle Vorstellungen waren gut besucht.“

Filme über Berlin

Außerdem beteiligte sich das Kino am Festival „Film Polska“. Löser: „Hier arbeiteten wir mit dem polnischen Filminstitut zusammen. Mit jungen Leuten fand auch ein Workshop zum Thema Dokumentarfilm bei uns statt.“ Besonders beliebt bei den Zuschauern ist auch die Berlin-Filmreihe, die Löser gemeinsam mit dem Projekt Berlin-Film-Katalog organisiert. Alle zwei Monate wird in dieser Reihe ein Film, der in Berlin spielt oder in dem es um Berlin geht, gezeigt. Darunter sind auch immer wieder fast vergessene Defa-Filme.

Neben Reihen und Veranstaltungen zu einem Thema oder Filmautor hat Claus Löser jede Woche das reguläre Filmprogramm im Kino zu organisieren. Immerhin sind das jeden Tag drei Vorstellungen. Überfliegt man das Programm fällt auf, dass keine Blockbuster gezeigt werden. Der Programmmacher setzt auf Filme mit Anspruch. Er scheut sich auch nicht, abendfüllende Dokumentarfilme zu präsentieren, die kaum den Weg in andere Kinos finden.

Sieben Tage die Woche

Dass er mit ganzem Herzen Cineast ist, ist bei Claus Löser möglicherweise genetisch bedingt. Sein Großvater hatte in Chemnitz ein Kino. Er wurde aber 1945 enteignet. Löser selbst drehte in den 80er-Jahren Underground-Filme. Anfangs zeigte er dann im Brotfabrik-Kino sporadisch Filme. Er griff zunächst auf ungewöhnliche DDR-Filme, Stummfilme, Klassiker der Moderne und Experimentalfilme zurück. Doch irgendwann war klar: Wenn man ein Kino auf Dauer betreiben will, muss man das professionalisieren und auch sieben Tage in der Woche geöffnet haben. So entwickelte Löser seine spezielle Mischung, die er immer wieder um neue Facetten erweitert.

Der Programmgestalter selbst studierte von 1990 bis 1995 Film in Babelsberg. Sein Wissen und seine Kontakte nutzt er natürlich auch für die Brotfabrik. So besorgt er immer wieder Filme, die es in anderen Kinos nicht zu sehen gibt. Vor allem für die Filme aus früheren Jahrzehnten steht im Kino der Brotfabrik noch die entsprechende Vorführtechnik zur Verfügung. Vor zwei Jahren hielt, der Zeit geschuldet, dann auch digitale Technik Einzug. Beliebt ist das Kino aber auch wegen seines Ambientes. Mit 61 Sitzplätzen und einem Platz für Rollstuhlfahrer ist es gemütlich und überschaubar.

Atomkraft und Essen

Für die nächsten Monate hat Claus Löser bereits neue Sonderveranstaltungen geplant. Im September beteiligt sich das Kino zum Beispiel am Uranium-Filmfestival. „Da wird es eine Woche lang Filme rund um das Thema Atomenergie geben“, sagt er. Im Oktober gibt es dann Filme rund ums Thema Essen im Rahmen des Food-Filmfestivals.

Die 10.000 Euro, mit denen der Kinoprogrammpreis dotiert ist, kommen dem Kino gerade recht. Denn es muss, wie die ganze Brotfabrik, ohne finanzielle Förderung auskommen. BW

Mehr zum Kinoprogramm ist im Internet auf www.brotfabrik-berlin.de zu erfahren.
Programmgestalter Claus Löser im Vorführerraum des Kinos in der Brotfabrik. Hier steht ihm auch noch die alte Vorführtechnik zur Verfügung. | Foto: Bernd Wähner
Claus Löser im Zuschauerraum des Kinos der Brotfabrik. Hier finden insgesamt bis zu 62 Zuschauer Platz. | Foto: Bernd Wähner
Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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