Mit Quietscheentchen ins tiefe Wasser
Rettungsschwimmerin Iris Bänsch weckt in Kindern die Freude am Wasser und Schwimmen
Kinder planschen gerne im Wasser. Viele haben aber Angst, wenn sie das erste Mal ein großes Schwimmbecken sehen. Iris Bänsch weiß, wie man diese Angst spielerisch „wegzaubert“.
Die 76-jährige Rettungsschwimmerin betreut in Weißensee derzeit rund 50 Kinder in fünf Wassergewöhnungskursen, die vom Nachbarschaftsverein „Frei-Zeit-Haus“ angeboten werden. Geübt wird im warmen Schwimmbecken der Park-Klinik Weißensee, wo Iris Bänsch gerade zu der kleinen Marlene krault. Das Mädchen bewegt sich mit einer Schwimmnudel gesichert durchs tiefe Wasser. Heute übt Marlene erste Schwimmbewegungen mit den Beinen, was einige Minuten lang ihre volle Konzentration erfordert. Geschafft! Jetzt soll Mutti sie lieber wieder ein bisschen durchs Wasser ziehen. Am Beckenrand wartet die rote Gummikrake, mit der Marlene gerne Wasser spritzen möchte. Iris Bänsch krault derweil zur nächsten Gruppe, denn auch Johannes, Moritz, Lukas und Frieda üben gerade mit ihren Muttis und Papas das Schwimmen. „Wir machen das alles in einer spielerischen Form“, erklärt die sympathische Karlshorsterin Iris Bänsch, die schon mit 18 Jahren ihre erste Prüfung zur Rettungsschwimmerin ablegte. 1961 war das. Seitdem hat sie ihre Qualifikation immer wieder aufgefrischt, das letzte Mal 2018. Die vielen roten Stempel auf ihrem Rettungsschwimmerausweis lassen sich kaum noch zählen.
„Mir macht dieser Austausch mit den Eltern und Kindern einfach sehr viel Spaß“, erzählt Bänsch am Beckenrand. Früher war es ihr Beruf. „Ich habe erst in der Medizin gearbeitet. Anschließend war ich fast 35 Jahre lang Rehabilitationspädagogin an der Carl-von-Linné-Schule in Lichtenberg.“ Dort auf dem Schulgelände in der Paul-Junius-Straße 15 gibt es ein großes Schwimmbad, wo Iris Bänsch als Schwimmlehrerin viel Erfahrung sammelte. „Ich habe schon damals behinderte Jugendliche bis zum Schwimmabzeichen in Bronze begleitet. Seitdem bin ich dabei.“ Und die Seniorin denkt noch lange nicht ans Aufhören.
Wasser sei ihr Element und der Sport halte sie fit. Sie hat schon viele Kinder aus Weißensee vom Babyalter bis zum Seepferdchen-Abzeichen betreut. Man könnte sagen, dass sie die Kleinen im Wasser aufwachsen sieht. Aktuell sind es 50 an der Zahl. Viele fangen mit drei Monaten mit der Wassergewöhnung an – und hören nicht mehr auf. „Die Prüfung fürs Seepferdchen machen wir dann drüben in der Schwimmhalle von der Carl-von-Linné-Schule“, sagt Iris Bänsch. Schwimmabzeichen in Bronze, Silber und Gold nimmt die Rettungsschwimmerin ebenfalls ab.
Was Iris Bänsch wirklich am Herzen liegt: „Es ist wichtig, dass die Kinder sich zu jeder Zeit selber über Wasser halten und an den Rand retten können, wenn sie plötzlich ins Wasser fallen, ob sie nun tauchen, sich vorwärts strampeln oder schwimmen, ist dabei egal.“ Dafür sei das Seepferdchen-Abzeichen gedacht. Richtig schwimmen könnten Kinder erst mit dem Schwimmabzeichen in Bronze.
Petra Mallow, die die Schwimmkurse als Mitarbeiterin des Frei-Zeit-Hauses betreut, weiß um die Wirkung des Angebotes nur zu gut. „Die Kinder werden selbstbewusster, bekommen mehr Koordination und werden selbstständiger.“ Sie bedauert, dass das Präventionsschwimmen heute für viele Kinder, die das Angebot dringend bräuchten, nicht mehr von der Krankenkasse bezahlt wird. „Das sollte sich ändern und ich denke, solche Wassergewöhnungsangebote sollte es auch noch viel häufiger im Kiez geben, weil die Nachfrage so groß ist.“
Im Schwimmbecken in der Park-Klinik sind an diesem Vormittag alle Kinder und Eltern vergnügt bei der Sache. Manche haben schon im Urlaub fleißig Schwimmbewegungen geübt. Die kleine Frieda bekommt für ihre Leistung heute das Frosch-Abzeichen von Iris Bänsch überreicht. Das Mädchen hat sich einen Meter weit alleine ohne Schwimmhilfen und ohne Angst durchs tiefe Wasser bewegt – und das ist großartig!
Autor:Corina Niebuhr aus Kreuzberg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.