Uta Erfurt klöpelt keine Deckchen
Verdrehen, verkreuzen, verknüpfen, verschlingen

Armband, Loop und Sommerhut hat Uta Erfurt im zurückliegenden Jahr geklöppelt. | Foto: Bernd Wähner
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Es ist eine alte Handarbeit, die in Berlin nur noch selten praktiziert wird: das Klöppeln. Vor anderthalb Jahren entdeckte Uta Erfurt das Klöppeln für sich wieder.

„Mit 16, 17 Jahren entdeckte ich das erste Mal das Klöppeln für mich“, erinnert sich die Weißenseerin. „In einem alten Buch, der ‚Kleinen Enzyklopädie der Frau‘ fand ich eine Anleitung und brachte es mir selbst bei.“ Doch dann kam das Studium, sie wurde Lehrerin für Mathematik, Physik und Astronomie, arbeitete an einem Gymnasium, war Fachbereichsleiterin und hatte für Handarbeiten keine Zeit mehr.

Inzwischen ist sie 69 Jahre alt, im Ruhestand. „Vor anderthalb Jahren juckte es dann wieder in den Fingern“, sagt sie lächelnd. Sie wurde auf die Technik des Buntklöppelns aufmerksam. „Ich wusste nicht, ob ich das alles richtig mache“, sagt sie. Deshalb recherchierte sie im Internet nach einer Gemeinschaft. Diese fand sie mit dem Deutschen Klöppelverband e.V., der rund 700 Mitglieder hat.

„Ich meldete mich an, bekam monatlich einen Klöppelbrief als Anleitung geschickt und lernte so unterschiedliche Klöppel-Techniken“, erzählt Uta Erfurt. In den Klöppelbriefen findet sich eine Art technische Zeichnung als Vorlage. Die Farben der Garne sind entsprechend codiert. Und so lässt sich das Klöppeln von Mustern, wie Herzmotiv, Schräger Ziergrund, Spinne mit Auge, Raute, Vöglein im Halbschlag und anderes mehr erlernen. „Es gibt Hunderte von Mustern. Man lernt also nie aus“, erklärt die Weißenseerin.

Aber warum nennt sich diese Handarbeit eigentlich „Klöppeln“? Das ist so, weil mittels Klöppeln und dem daran aufgewickelten Garn verschiedenartige Spitzen gefertigt werden können. Der Klöppel selbst ist eine spindelförmige, meist aus Holz gefertigte Spule. Durch den Wechsel von Verdrehen, Verkreuzen, Verknüpfen und Verschlingen von Garnfäden entsteht ein Stoffprodukt mit feiner Struktur –gemeinhin als „Spitze“ bekannt. Im professionellen Bereich werden in der Regel Decken, Miederwaren oder Bekleidungsstücke mit Spitze versetzt.

„Ich wollte aber nicht unzählige Deckchen klöppeln“, sagt Uta Erfurt. Sie konzentrierte sich deshalb auf Accessoires und Bildmotive. An einer Spirale in ihrem Wohnzimmer hängen zahlreiche Beispiele: Hasen, Küken, Herzen, ein Mann auf einem Schaukelpferd, eine Kanne, ein Kleeblatt, ein Notenschlüssel und anderes mehr. An Accessoires hat sie für sich und ihren Partner unter anderem Armbänder geklöppelt. Sie selbst trägt einen geklöppelten Sommerhut und dazu einen geklöppelten Loop.

Im Mai besuchte Uta Erfurt erstmals die vom Deutschen Klöppelverband veranstalteten „Klöppeltage in Schönsee“: „Ich wollte unbedingt noch den Formenschlag erlernen“, erklärt sie. Also nahm sie dort an einem dreitägigen Workshop teil, in dem unter anderem auch diese Technik vermittelt wurde. „Besonders spannend war für mich, auch erstmals auf andere Menschen zu treffen, für die Klöppeln eine Leidenschaft ist.“

Uta Erfurt klöppelt daheim häufig beim Fernsehen, „damit ich nicht dabei einschlafe“, sagt sie lachend. Dazu legt sie eine Klöppelrolle auf einen Bock im Wohnzimmer und kann dann weiterarbeiten. Weil sie mit ihrem Partner aber immer wieder auch im Wohnmobil unterwegs ist, hat dieser ihr einen Koffer mit Flachbrett zum Klöppeln gebastelt. So kann sie nun auch auf Reisen ihrem Hobby nachgehen.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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